Chris Botti | Biografie

Biografie

Geschlagene elf Jahre nach seinem letzten Soloalbum “Impressions” (das 2013 als bestes Pop-Instrumentalalbum mit einem Grammy ausgezeichnet wurde) meldet sich der Trompeter Chris Botti endlich mit einer neuen Aufnahme zurück. Schlicht  “Vol. 1” betitelt, markiert das Album für den inzwischen 60-jährigen gleich in mehrfacher Hinsicht einen Neustart: zum einen hat er bei dem Label Blue Note Records eine neue Heimat gefunden, zum anderen kehrt er hier zu seinen Jazz-Wurzeln zurück. Bislang war Botti dafür bekannt, seine Alben breitwandig mit der Crème de la Créme der Studioszene einzupielen und zusätzlich mit Gastauftritten von Stars aus der Pop-, Rock- und Klassikwelt zu spicken. “Diesmal wollte ich all die Orchesterarrangements und Special Guests weglassen und mich mehr auf mein Trompetenspiel, das Spiel meiner Band und diese Jazzklassiker fokussieren, die wir immer gerne bei unseren Live-Auftritten vortragen.” Nicht selten erinnert Chris Botti dabei an den Miles Davis der 1950er oder frühen 1960er Jahre.
Am 12. Oktober 1962 in Portland/Oregon zur Welt gekommen, wuchs Chris Botti in dem 140 km südlich von Portland gelegenen Universitätstädtchen Corvallis auf. Er spielte bereits seit drei Jahren Trompete, als er mit zwölf eine Aufnahme hörte, die ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf: “My Funny Valentine” gespielt von Miles Davis. [Auf “Vol. 1” ist er u.a. mit einer neuen geschmackvollen Interpretation dieses Klassikers zu hören.] Im selben Moment beschloss er, Miles nachzueifern und als Jazztrompeter Karriere zu machen. Nach einem Musikstudium an der Indiana University School of Music (zu deren Alumni u.a. Michael Brecker, Peter Erskine, John Clayton und Jeff Hamilton gehören), zog Botti 1985 nach New York, um seine Karriere als Jazztrompeter zu starten. Doch es sollte anders kommen. Schon bald fand er durch seine musikalische Aufgeschlossenheit und Vielseitigkeit immer mehr Jobs außerhalb der Jazzszene. Binnen der nächsten zehn Jahre tauchte er mit seiner Trompete auf Platten von u.v.a. Aretha Franklin, Mica Paris, David Torn, Scritti Politti, Gladys Knight, den Brecker Brothers, Gitarrist Steve Stevens und Saxofonist Bill Evans auf. Rund zehn Jahre lang begleitete er außerdem den einzigartigen Paul Simon auf Tourneen rund um den Globus.
Erst mit reifen 33 Jahren legte Chris Botti 1995 bei Verve Forecast sein erstes eigenes Werk First Wish” vor, ein Jazz-Fusion-Album, dem zwei Jahre später “Midnight Without You” und 1999 “Slowing Down The World” folgten. Auf allen drei Alben wandelte Botti geschickt zwischen den Polen Jazz und Pop, wobei sich der Akzent immer mehr in Richtung Pop verschob. Als Gäste präsentierte er dabei u.a. Paul Simons Ehefrau Edie Brickell, Paul Buchanan und Paul Joseph Moore von The Blue Nile, Jonatha Brooke und Sting, aber auch Jazzgrößen wie Michael Brecker und Peter Erskine. Im selben Jahr, in dem “Slowing Down The World” erschien, wurde Botti von Sting eingeladen, ihn auf seiner ausgedehnten “Brand New Day”-Tournee zu begleiten. Wie zuvor schon die enge Kollaboration mit Paul Simon, eröffnete das Zusammenspiel mit Sting Chris Botti einmal mehr neue Horizonte, die sich prägend auf seine eigenen Alben auswirken sollten.
Nach der zwei Jahre andauernden Mammut-Tournee mit Sting schloss Botti einen neuen Plattenvertrag mit Columbia ab, wo ihn Bobby Colomby, Schlagzeuger und Gründungsmitglied von Blood, Sweat & Tears, als Produzent unter seine Fittiche nahm. Gleich mit dem ersten Album “Night Sessions”, an dessen Einspielung einige Musiker aus der Band von Sting mitwirkten (u.a. Dominic Miller, Vinnie Colaiuta und Kipper), landete Botti zum ersten Mal in den Top 10 der Billboard-Jazzcharts. Die Spitze dieser Charts erreichte Botti erstmals 2004 mit seinem vierten, aufwändig produzierten Columbia-Album “When I Fall In Love”, das erneut Sting als Gastvokalisten und zudem das London Session Orchestra featurte. Das Album verkaufte sich über 500.000 mal und wurde in den USA mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Diese Erfolge wiederholte oder übertraf Botti in den folgenden Jahren noch mit “To Love Again: The Duets” (2005), “Italia” (2007) und schließlich dem Grammy-Album “Impressions” (2012). Dann folgte überraschend die elfjährige Aufnahmepause, die der Trompeter nun mit seinem ersten Blue-Note-Album “Vol. 1” beendet hat.
Mehr von Chris Botti