Dieses Album wäre, käme es morgen heraus, ein ebenso großer Hit wie vor knapp 15 Jahren. Mit anderen Worten: Es ist zeitlos. Dennoch gehört “August And Everything After” nach Nirvanas “Nevermind” zu den definitiven Rockalben der 1990er. "Die lyrische Entdeckung des Jahres ist Adam Duritz", schrieb der Rolling Stone am 3. Dezember 1993 in seiner Rezension von “AaEA”.
“Die gewagte Vorstellungskraft von Tim Buckley bestimmt die Sprache des Mannes aus San Francisco. Ebenso erinnern seine Texte an Springsteens sicheren Umgang mit der Anekdote und dem Detail. Aber Duritz hat seine eigene Vision.” Diese Vision erreicht auch heute noch jeden, der empfänglich ist für die Mischung aus Schmerz und Schönheit in der Liebe. Texte wie Rasierklingen. Rock und Folk von schlafwandlerischer Sicherheit. Zielsicher wie ein Laser dringt der emotionelle, sich jeder Note vollständig hingebende Gesang von Duritz vor.
Schon vor ihrem Debüt eröffneten Counting Crows die Konzerte von Bob Dylan. “Wenn Sie kein Exemplar davon haben, stimmt etwas nicht mit Ihnen”, exklamierte David Letterman, als er das Sextett 1993 in seiner Show präsentierte. Messbares Fazit: Über sieben Millionen Mal verkaufte sich “August and Everything After”, fast zwei Jahre stand es in den Billboard Charts, zwei Grammy-Nominierungen konnte es verbuchen. Hört man heute “August and Everything After” einmal durch, erklärt sich das alles von selbst.
Von Anfang bis Ende, auf elf Songs folgt das vom großen T-Bone Burnett produzierte Album einer nahezu perfekten Dramaturgie. Die damaligen Hits “Mr. Jones”, “Rain King” und “Round Here” stechen auf der Gesamtlänge nicht so stark heraus, wie man das früher mal empfand. Auch für Fans der ersten Stunde gibt es immer noch Neues zu entdecken.
Die im September 2007 erschienene DeLuxe-Edition dieses Dekaden-definierenden Opus enthält auf CD1 das remasterte Originalalbum und auf CD2 den unveröffentlichten Mitschnitt des letzten Konzerts der “August”-Tour von Counting Crows: Aufgenommen am 9. Dezember 1994 im Elysée Montmartre in Paris. Ein Booklet mit raren Fotos und Tagebucheinträgen und ein richtig schön “grunge-iges” Poster von Duritz machen die Neuauflage noch exklusiver.
Die Fans werden diese Ausgabe von “August And Everything After” sowieso schon besitzen. Sie sei aber auch Counting Crows-Neulingen, die womöglich die 90er mit Hip Hop und Acid Jazz (oder den Teletubbies) verbrachten, stark ans Herz gelegt. Einen besseren Einstieg kann man sich nicht vorstellen. Das im März erscheinende Comeback-Album von Counting Crows schließt den Kreis.