Langlebigkeit ist für eine Band, die sich über all die Jahre einen konstanten Status erarbeitet hat ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite bedeutet es, dass die Musik stets die Kraft hat, um gut zu sein und anerkannt zu werden, aber es kann auch ebenso Stillstand mit einschliessen der eben keinen Fortschritt bedeutet.
Manchmal hat dieser Prozess schleichende Übergänge. Über einen langen Lebensyzklus hinweg ist es für eine Band immens wichtig sich zu verändern, weiterzuentwickeln und sich dabei noch die Leidenschaft an ihrer Musik zu bewahren.
Die aus San Francisco – Bay Area - stammende Band DREDG, welche im April ihr nunmehr fünftes Album in ihrer 15-jährigen Bandgeschichte veröffentlicht, steht genau an diesem Punkt.
Das neue Album “Chuckles and Mr. Squeezy” markiert zwar einen großen Unterschied zu Dredg’s Debüt Album “Leitmotiv”, und Ihrem im Jahr 2009 veröffentlichten, letzten Album “The Pariah, The Parrot, The Delusion”, aber genau daran erkennt man, dass DREDG sich seit dem Beginn ihrer Karriere von dem Streben haben leiten lassen, sich tatsächlich über die Jahre immer wieder neu zu erfinden.
Im letzten Winter und über einen Zeitraum von insgesamt fast acht Monaten hinweg, haben die Bandmitglieder Songs über E-Mails ausgetauscht. Damit gaben sie jedem Lied die einzigartige Möglichkeit sich langsam und Stück für Stück zu entwickeln. Der Produzent Dan the Automator wurde früh in diesen Prozess eingebunden. Damit entstand eine Zusammenarbeit der ganz besonderen Art, denn die Musik von DREDG wurde mit Dans visionärem Konzept und seinem für ihn typischen Stil verschmolzen. „Ich hatte eine Abmachung mit ihnen“, sagt Dan. „Ich sagte: ‚Ich mache einen Haufen Tracks für euch und was auch immer ihr tut, muss besser sein als das was ich gemacht habe, sonst kommen meine Tracks auf euer Album.’ Für mich war es so als würde ich ihnen eine Zielmarke setzen. DREDG gibt es schon lange und sie kommen wunderbar miteinander aus – ich wollte sie einfach nur aus ihren vertrauten Mustern und Gewohnheiten herausholen.“
Aufgrund dieser neuen Herangehensweise, enstand in kürzester Zeit ein grosser Teil der Songs von “Chuckles and Mr. Squeezy”. Die Band war gezwungen sich auf Ihr Bauchgefühl zu verlassen, und dieses zu perfektionieren. DREDG verbrachten mehrere Tage im Trilogy Studio, sowie in Dans Homestudio in den Bernal Heights in San Francisco. Im Mittelpunkt dieser gelassenen Athmosphäre stand möglichst viele Emotionen aus der Musik zu filtern, was durch die vorliegenden Songstrukturen und unter grossem Einsatz von Spontanität gelang.
“Normalerweise überdenken wir alles und sind absolut übergenau.”, sagt Gavin. „Wir haben dieses Album einfach so gelassen wie es ist und ich denke, das war sehr förderlich für die gesamte Entwicklung. Wir wollten einen Haufen Songs machen, die wir mögen und über die wir nicht stolpern müssen. Dan arbeitet genauso. Ihm sind Momentaufnahmen wesentlich lieber als Perfektion. Ich denke, dass die Zusammenarbeit mit ihm diesen Gedanken unterstützt hat.“
Das vorliegende Album ist wie ein neues Kapitel in einem Buch. Die Charaktere sind bekannt und es hört sich immer noch wie die Arbeit desselben Künstlers an, aber der Klang und die Umgebung haben sich verändert. Die Songs haben kein Konzept, keinen roten Faden, der sie verbindet. Die einzige Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie alle denselben Moment für eine Gruppe von Individuen festhalten. Die 11 Songs des Albums sind ca. 40 Minuten lang – eine bewusst gewählte Länge, denn Gavin hat die Spielzeiten von erfolgreichen Alben ausgiebig erforscht. Die Songtexte haben keinen belehrenden Unterton, sie erzählen von Gavins Erlebnissen, die er seinen Hörern in jedem Lied beschreibt.
“Ich hatte in dieser Zeit bedeutendere Momente, als bei allen anderen Alben, die wir zuvor gemacht haben.”, sagt Gavin. „Mehr inspirierede Momente. Das Kennenlernen meiner biologischen Familie war für mich eine grosse Sache und auf vielen Ebenen interessant. Wir haben uns dazu entschlossen, diesen Moment als Band zu dokumentieren und ihn nicht auszuschließen. Es ist was es ist.“
Die Songs auf dem Album basieren größtenteils auf Rhythmus, einige auf Loops. Hier wird der Einfluss von Dan, der unter anderen bei den Songs „The Tent“, „Sun Goes Down“ und „Before it Began“ mitgeschrieben hat, am deutlichsten. Obwohl die Töne und das Tempo sich innerhalb des Albums verändern, fallen die Songs in die Kategorie „Dark Pop“ – wie Gavin ihren Stil nennt. Charakteristisch für „The Thought of Losing You“ ist neben dem federnden Gitarrenriff die Einfachheit, durch die emotionale Tiefe erreicht wird. Im Gegensatz dazu steht „Upon Returning“: dieser Song vereint raue Gitarrenklänge mit Gavins voluminöser Stimme, die neben den sich reibenden Instrumenten zu schweben scheint. Die Musik hat einen dunklen Unterton, der den Songs eine Art nachdenkliche Selbstanalyse verpasst – doch am Ende zeichnet sich das Album durch sein optimistisches Leuchtfeuer aus. „Es gibt eine gewisse Dunkelheit.“, sagt Gavin. „Das meiste unserer Musik ist letztendlich positiv, kann aber auch als traurig verstanden werden. Es gibt zwei gegensätzliche Seiten, die durch die Musik in Einklang gebracht werden.“
Mit „Chuckles and Mr. Squeezy“ beschreiten DREDG neue Pfade – in eine von ihnen unerforschte Richtung. Dans Einfluss ist offensichtlich. Als Produzent und Mitarbeiter ist er sozusagen der Wegweiser, der die Band dazu antreibt, härter zu arbeiten, sich selbst genauer zu betrachten und daraus die Inspiration für neue Texte und Musik zu schöpfen. Die Entwicklung der letzten 15 Jahre brachte DREDG an einen unerwarteten, aber auch wünschenswerten Punkt. „Für mich ist das eine neue Art Songs aufzunehmen.“, sagt Gavin. „Es fühlt sich anders an und teilweise auch als wären wir eine ganz neue Band. Mein Ziel war es aber auch mit der Band und Dan etwas zu erschaffen, was wir vorher noch nie getan haben. Hoffentlich können die Menschen uns in einem neuen Licht sehen. Jetzt wissen wir, dass wir etwas Neues erschaffen können und, dass es eine Zukunft für die Band gibt.“
DREDG:
Dino Campanella (Drums, Keys)
Mark Engles (Gitarre)
Gavin Hayes (Gesang, Gitarre)
Drew Roulette (Bass, Moog, Speak & Spell, Samples)