17 Jahre jung war Ella Fitzgerald, als sie im November 1934 überraschend einen Gesangswettbewerb im legendären Apollo Theater in Harlem gewann. Eigentlich hatte sie dort als Tänzerin auftreten wollen, entschied sich dann aber ad hoc um und präsentierte sich lieber als Sängerin. Eine kluge Entscheidung, die ihr Leben grundlegend ändern sollte. Denn das war bis dahin alles andere als gut verlaufen. Nachdem sie erst ihre Mutter und dann auch noch ihren Stiefvater verloren hatte, lebte sie damals zeitweise auf der Straße und hielt sich mühsam mit kleinen, nicht immer ganz legalen Jobs über Wasser. Mit ihrer Interpretation von Hoagy Carmichaels “Judy” begeisterte sie das Publikum des Apollo so sehr, dass sie frenetisch zu einer Zugabe gedrängt wurde. Es war der Auftakt für einen atemberaubenden Aufstieg vom Aschenputtel zur “First Lady Of Song”.
In der vielgepriesenen Dokumentation “Ella Fitzgerald: Just One Of Those Things” wird eine Ella gezeigt, wie sie die Welt kaum kannte – eine kämpferische, nachdenkliche und lustige Frau, die zugleich eine umwerfende musikalische Innovatorin war. Der Film zeichnet nicht nur ihre fantastische Karriere nach, in der sie 13 Grammys gewann und über 40 Millionen Alben verkaufte, sondern wirft auch ein Licht auf Ellas Engagement im Kampf für Bürgerrechte. Zur Sprache kommen zudem die inneren Konflikte, mit denen die eigentlich sehr scheue Künstlerin zeitlebens zu kämpfen hatte. Und wie sie es schaffte, ihren Hunger nach einem bewundernden Publikum mit ihrer Sehnsucht nach einem einfachen häuslichen Leben zu vereinbaren. Ihr Pianist und Freund Oscar Peterson bezeichnete sie deshalb einmal als “die einsamste Frau der Welt”.
Zu Wort kommt in der Dokumentation, die bislang unveröffentlichtes Bildmaterial und exklusive Interviews enthält, neben Ella selbst auch ihr Sohn Ray Brown Jr., Weggefährten und Zeitzeugen. Darunter Musiker wie Pianist Kenny Barron und Schlagzeuger Gregg Field, die Ella einst begleitet hatten, der Impresario George Wein, Ellas Manager Jim Blackman, große Kollegen wie Tony Bennett, Smokey Robinson und Johnny Mathis, aber auch zeitgenössische Stars wie Laura Mvula und Jamie Cullum. Letzterer bringt die Faszination, die von Ella und ihrer Stimme noch heute ausgeht, vielleicht am Besten auf den Punkt, wenn er sagt: “Ihre Musik ist einer der Gründe, warum es sich lohnt, auf diesem Planeten zu sein.”