“Die Rockmusik ist voller Macho-Typen in verwaschenen Designer-Jeans, aber es ist schwer, einen Künstler zu finden, der mit Raffinesse und Selbstbewusstsein die Person des Outlaws echt werden lässt.” (NPR)
Bereits auf seinen frühen Singles zeigte sich Eric Church als kompromissloser Outlaw, der sich nicht um die Konventionen in Amerikas Musikhauptstadt Nashville scherte. In Blut und Schweiß gekocht und abgeschreckt mit eiskaltem Bier, kann Church mit seinen autobiografischen Songs die Country-Klischees zuerst umarmen und dann aufbrechen. Seine Songs funktionieren im Vorprogramm von Metallica und bei den Country-Music-Awards.
Das Debütalbum “Sinners Like Me” des in North Carolina geborenen Country-Rock-Singer-Songwriters trat 2006 eine Lawine los. Hemdsärmelige Hymnen wie “How ‘Bout You” und “Guys Like Me” neben dem ironischen “Two Pink Lines” (über einen Schwangerschaftstest) fanden zu einer neuen Generation. Die US-Presse verortete ihn in den Fußstapfen der berühmten “Outlaw”-Bewegung (Johnny Cash, Willie Nelson) der `70er und `80er.
Hohe Erwartungen, die Church zwei Jahre später mit dem zweiten Album “Carolina” erfüllte, dessen Geist auch erklärte Nicht-Country-Fans erfasste. Der Durchbruch zum Superstar gelang dem Sänger und Gitarristen im Sommer 2011 mit seinem dritten Album “Chief” (mit den Hitsingles “Drink in My Hand” und “Springsteen”), das Platz 1 der US-amerikanischen Pop-Charts eroberte, für zwei Grammys nominiert wurde und diverse Country-Preise abräumte.
Nach diesem großen Wurf hat Church sich jede Menge Zeit gelassen. “Die meisten Künstler nehmen nur Singles auf und hoffen, die irgendwann auf einem Album unterzubringen. Ich mache direkt Alben und hoffe, dass es daraus Singles gibt”, erklärt der Baseballmütze, Bart- und Sonnenbrille tragende Shooting-Star. “Ich kann das nicht anders herum, und ich habe sehr viel Respekt vor dem Prozess eines Albums.”
Churchs im Februar 2014 veröffentlichtes viertes Studio-Oeuvre “The Outsiders” hat (wie alle seine bisherigen Alben) der Roots-Rock-Pate Jay Joyce (The Wallflowers, Patty Griffin) produziert, der auch Co-Autor einiger Album-Songs ist. “Mit Jay fühle ich mich im Studio sofort vertraut”, sagt Church, “und das lässt uns in die Tiefe gehen und experimentieren”.
Church begann mit den Songs von “The Outsiders” während seiner Blood, Sweat and Beers-Tour 2012 (seine erste Stadion-Tour als Headliner, auf der ihn eine Million Zuschauer erlebten), wo er das neue Material gleich auf der Bühne testen konnte. Höhepunkte des Albums sind der hardrockige Titelsong (der mehr nach Linkin Park und Kings of Leon als nach Country klingt, das Rock-Magazin Spin wählte ihn bereits unter seine “50 besten Songs des Jahres 2013”), eine dramatische Darbietung des düsteren Gedichts “The Devil and Billy Markham” von Shel Silverstein und das an Tom Waits und J.J. Cale erinnernde “The Joint”.
“Ich habe diese Theorie, dass wir alle nur ein kleines Zeitfenster bekommen, in dem wir Platten aufnehmen können, welche die Leute wirklich mit Interesse hören. Es hängt es von uns ab, da etwas zu bewegen. Leute wie Waylon und Cash und Strait nahmen das Format und sagten `wir tragen das jetzt da und da hin´, und sie änderten alle etwas den Kurs des Genres.”
Seine Furchtlosigkeit verpasst dem heutigen Country und Southern Rock wieder das nötige Feuer. Church verbiegt sich nicht, er geht immer aufs Ganze und möchte dem Genre seinen Stempel aufdrücken. “Ich hätte mich nicht unbedingt so aus dem Fenster lehnen müssen”, bekennt der 36-Jährige, “aber ich glaube, das würde niemand etwas bringen. Wenn man der Musik gegenüber Respekt hat, nutzt man jede Chance, einer ihrer Fackelträger zu werden.”