Erwin Schrott | News | Er kam, sah und siegte

Er kam, sah und siegte

12.11.2008
Er kam, sah und siegte. Der 35-Jährige aus Uruguay erschien im offenen Hemd, dankte mit erhobenem Arm für die Huldigung, küsste die Hand der Konzermeisterin und verführte mit Mozarts Registerarie den Herkulessaal. Abendzeitung, 11.11.2008

Nun kam er also doch. Und das war auch gut so. Einige Zeit machten Gerüchte die Runde, dass der uruguayische Bariton, Star der Salzburger Festspielproduktion von “Don Giovanni”, Decca-Exklusivkünstler, Lebensgefährte von Anna Netrebko und Vater ihres im September geborenen Jungen sein erstes Solokonzert mit Orchester leider absagen müsste. Nun war er also da, etwas erkältet zwar, aber mit seinem gewohnten Charme und Charisma, dazu dem herrlichen Timbre, welches schon den SPIEGEL zu der Bemerkung veranlasste: “Verführung ist sein Job”.
Und diesen machte er auch am Abend seines Münchener Konzertes wieder exzellent: die etwas hochherrschaftliche Geste zur Begrüßung verzieh man dem virilen Mannsbild gern, zumal er danach quasi jedem einzelnen Zuschauer im Herkulessaal das Gefühl vermittelte, er singe nur für sie, für ihn allein. Ob Mozarts Leporello oder Figaro – seine aktuellen Domänen, ob Verdis Roi Philippe oder Banquo – überall brachte er seinen herrlichen Bassbariton sonor zum Klingen und nahm quasi im Handumdrehen das Auditorium für sich ein. Da sah man ihm auch gern den ziemlich sexistischen faux pas nach, dass er sich einer leicht bekleideten Dame als Servierkraft für seine Arie des Dulcamara aus Donizettis “L’elisir d’amore” glaubte bedienen zu müssen… am Ende überraschte er dann mit Ungewöhnlichem: die ganze Zeit über fragte man sich beklommen, was wohl das technische Equipment mit Mikrophonen und turmhohen Lautsprechern an beiden Seiten zu bedeuten hätte? Aber die Lösung war einfach und verblüffend: die letzten vier Stücke des Abends waren dem südamerikanischen Tango gewidmet und hier konnte Schrott noch einmal seinem Affen so richtig Zucker geben und ganz dem Image des Latin Lover frönen: mit überwältigendem Erfolg, wie das Publikum mit seinen nicht enden wollenden Ovationen nachdrücklich demonstrierte. Ein glücklicher Solo-Einstand also von Erwin Schrott auf dem internationalen Konzertparkett. Man darf auf die Fortsetzungen gespannt sein… nun gibt’s ja erst einmal Verpflichtungen in Übersee, bevor er Anfang Januar für drei Vorstellungen von Georges Bizets “Carmen” nach München zurückkehrt.

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