Sie haben ihre einstigen HipHop-Wurzeln ausgebaut, haben sich zu einem globalen Phänomen gemausert, einem Phänomen, wie man es nicht alle Tage beobachten kann. Stets neugierig und selbstbewusst zugleich, setzen die Black Eyed Peas nach ihrem Energie-Rundumschlag Elephunk (2003) zu einem neuen Wurf an: (äußerst!) frei nach dem Motto „Mind your own business“ erkundet das aus will.i.am, Fergie, apl.de.ap und Taboo bestehende Quartett nunmehr die Untiefen des…, nun ja, des Monkey Business.
Das im Jahr 2003 veröffentliche Elephunk-Album bedeutete den Durchbruch der Black Eyed Peas, hievte sie auf ein Erfolgsniveau, das vor ihnen keine andere HipHop-Combo erreicht hatte. Die Erfolgsgeschichte ist schnell erzählt: 7,5 Millionen verkaufte Alben weltweit, vier Grammy-Nominierungen, ein Grammy Award und ein unglaublicher Eröffnungs-Auftritt bei der diesjährigen Verleihung. Mit lockeren Rhymes, hymnenähnlichem Funk und einem unauslöschbaren Live-Spirit, spielt ihr neustes Werk in einer komplett eigenen Liga: Noch immer vom HipHop inspiriert werden sämtliche Grenzen gesprengt, Rassen-, Alters- und sonstige Unterschiede weggewischt und in ein süchtig machendes Mix verzwirbelt. Der einzige Ausdruck, der diesen Sound noch beschreiben kann ist „One Nation Under A Black Eyed Peas Groove“.
Während man die Black Eyed Peas zu Elephunk-Zeiten noch als Thronanwärter beschreiben konnte, ist mit Monkey Business, ihrem vierten Album, nun klar, dass sie sich endgültig die Krone aufsetzen. Es ist ein Album, das erneut die Tatsache unterstreicht, dass die Peas alles dransetzen, gemeinsam Musik entstehen zu lassen und sich mit ihren Zuhörern auf ganz direkte Weise vereinen wollen: Es geht um Spaß, um eine gute Zeit. Schon seit ihren Gründungstagen in den späten Neunzigern hat sich die Truppe dieses Ziel auf die Fahne geschrieben – sie haben die Message aus dem Untergrund von Los Angeles auf große Bühnen katapultiert. Schon damals besaß die Gruppe die Gabe, über den Globus verteilt die Menschen anzusprechen, was mit Behind The Front (1998) und Bridging The Gap (2000) bewiesen wurde.
Monkey Business ist nun in vielfacher Hinsicht ein direkter Nachfolger dieser Alben. Der Erfolg von Elephunk führte dazu, dass die Band anderthalb Jahre auf Tour verbrachte. „Unterwegs fanden wir raus, was für einen Sound wir machen wollten. Er entstand wie von selbst“, erklärt will.i.am. „Monkey Business hat viel von unseren Live-Shows: Es geht auch hier um eine Party. Die vielen Schichtungen, die ganz unterschiedlichen Songs – so spiegelt das Album genau das wider, was wir auch live auf die Beine stellen. Das kann man auf ganz viele Aspekte beziehen: die Beats, die Instrumentierung, sogar wie wir live mit dem Publikum interagieren. Dieses Album handelt von uns und von unseren Fans.“
Und Monkey Business wurde buchstäblich unterwegs, auf Tour, aufgenommen. „Ich war in Brasilien und kaufte gerade ein paar Platten ein“, erinnert sich will.i.am. „Da entdeckte ich plötzlich diese Compilation, und ich dachte, ich wüsste was ich da kaufe. Wusste ich aber gar nicht! Der Song „Miserlou“ von Dick Dale war auf der Platte, und den wollte ich gar nicht haben. Zunächst war ich fast schon sauer“, lacht er. „Dann aber entdeckte ich, was für ein krasser Song das eigentlich ist. Ich sagte zu den anderen, dass wir genau so einen Song machen müssen. Also nahm ich schon im Zug meinen Computer und baute einen Beat unter die Melodie. Als nächstes flogen wir nach Tokio, und als wir ankamen war der Beat schon komplett fertig. In Tokio haben wir dann auch gleich die Vokal-Parts aufgenommen – so haben wir den ersten Song, `Pump It´, aufgenommen.“
Dieser Opener-Song, eine bouncende Party-Hymne, ist typisch für Monkey Business – und er wurde prompt für einen Best-Buy-Werbefilm gepickt. „Das ist das Schöne an der Technik von heute – man kann immer und überall aufnehmen, es ist egal, wo man sich gerade befindet. Ich liebe den Song, weil er sich wie unsere Live-Shows anfühlt, er hat dieselbe Energie.“
Monkey Business knüpft außerdem an Freundschaften an, die von den Black Eyed Peas während der Aufnahmen zu Elephunk geschlossen wurden. Bevor die drei Ur-Mitglieder der Peas (will.i.am, apl.de.ap und Taboo) jenes Album aufnahmen, hatten sie sich wie Verfolgte gefühlt: „Ich erinnere mich noch genau daran: Wir saßen zusammen und erzählten uns, was uns alles verfolgt, was uns im Weg steht“, erinnert sich will.i.am. Als sie schließlich die Sängerin Fergie in ihre Crew aufnahmen, waren diese Gefühle jedoch wie weggeblasen. Ihr Beitritt fungierte als musikalische Therapie. Dennoch hat Monkey Business auch Seiten, in denen dieses nahezu verzweifelte Gefühl durchschimmert. „Man muss immer darauf achten, dass man nicht in alte, schlechte Verhaltensmuster zurückfällt“, sagt will.i.am. „Wenn man ein gutes Leben führt, dann denkt man manchmal, dass man die alten Geister immer wieder schlagen kann. Dennoch glaube ich, dass man ihnen nie ganz entkommen kann.“
So wurde die Arbeit an Monkey Business zu einem gänzlich gemeinschaftlichen, fast schon eingeschworenen Unterfangen: Es ist die erste Platte, die sie zu viert geschrieben haben, was man im ausgefeilten Songwriting auch raushören kann – überall triefen die Songs nur so vor Groove-Schichtungen, strotzen vor Energie und einheitlicher Vision. Will.i.am: „Wir haben gemeinsam ein klangliches Haus gebaut.“
„Don’t Phunk With My Heart“ ist eine beseelte Hymne, die Will als Nachfolger des eigenen „Shut Up“-Songs sieht. „Klanglich sicherlich nicht, aber thematisch“, erklärt er. „Es geht um eine Situation, in der die Beziehung mit dem Partner nicht mehr läuft, man aber keinesfalls Schluss machen will. Man sagt dann Sachen, die nicht viel mit der Wahrheit zu tun haben. Und sie sagt `Stop f***ing with me´.“
Es hört sich nicht nur so an, als habe sich das Privatleben in den Songs der Peas niedergeschlagen – es war auch so. Will.i.am erklärt, dass der Song „Don’t Lie“ auf einer Begebenheit basiert, die er mit einer Ex-Freundin durchlebt hat. „Es ist ein Song, der von Entschuldigungen und Einsichten handelt. Es geht darum, ein Mann oder eine Frau zu sein – ein erwachsener Mensch zu sein – und sich ehrlich den Gegebenheiten zu stellen.“
Kollege Justin Timberlake ist auch wieder mit von der Partie, bei „My Style“. Er war schon bei „Where Is The Love?“, der ersten Single von Elephunk, als Feature-Stimme aufgetreten. Will.i.am: „Wir verstehen uns super. Und er hat eine absolut vergleichbare Vision von dem, was ein Song sein soll. Außerdem ist er einfach ein supersympathischer Typ.“ Der Song wurde von der Beatlegende Timbaland produziert. „Ich mag es, Dinge auszuprobieren, die ich noch nie gemacht habe“, sagt will.i.am. „Man wird mal wieder ins kalte Wasser geworfen – das kann ganz neue kreative Züge hervorbringen. Und Timbo ist einfach ein unfassbares Talent.“
Andere Gäste auf dem neuen Black Eyed Peas-Album sind Altmeister Sting („Union“) und der Neo-Folk-Sänger Jack Johnson, der auf dem Song „Gone Going“ gesamplet wird. Außerdem wurde ein Traum der Peas Wirklichkeit, als sie mit dem Godfather des Soul, Mr. James Brown, den Song „They Don’t Want Music“ aufnahmen.
„Das war unglaublich“, sagt will.i.am. „Wenn man Teil der HipHop-Szene ist und seit jeher weiß, dass all das was man liebt auf dem Werk James Browns basiert – die Beats auf der `Eins´ zu spielen –, das war eine unglaubliche Erfahrung.“ Die Black Eyed Peas sind somit eine der wenigen Gruppen, die mit dem Erfinder des Funk kollaborieren durften. „Wir trafen uns in Großbritannien, bei den Mojo Awards, und wir redeten über einen gemeinsamen Song. Ich kann mich noch genau daran erinnern wie nervös ich war, als ich ihm den Beat zum ersten Mal vorspielte. Wir saßen wie versteinert da – er nickte mit dem Kopf zum Takt, machte einen undeutlichen Laut, der wohl bedeutete, dass er ihn gut fand.“
Kein Wunder, dass die Peas eine generationenverbindende Funk-Variante präsentieren. Das ist der Grund, warum sie weltweit so beliebt sind. „Ich denke, dass unser Erfolg hauptsächlich darauf basiert, dass wir Spaß an unserer Musik haben. Spaß verbreiten wollen“, sagt will.i.am. „Wir lieben Musik, lieben Melodien, wir sind sozusagen selber Fans. Wir machen keinen Unterschied zwischen uns und anderen Fans. So einfach ist das.“