Florian Silbereisen | Biografie

Florian Silbereisen

“Schon als Baby war mein Florian verrückt nach Musik!”

Pressekonferenz des mdr am 22. Oktober im Foyer des verrückten Re-stauranttheaters “Pomp Duck & Cicumstance” in Berlin. Das über Monate bestgehütete Geheimnis des Senders wird endlich gelüftet. Wer wird Nachfolger von Quotenqueen Carmen Nebel (47)? Drei dut-zend Journalisten und Fernsehteams warten gespannt. Dann lässt mdr-Fernsehdirektor Wolfgang Vietze die Katze aus dem Sack: Florian Silbereisen ist der neue TV-König des Samstagabends. Mit 22 Jahren wird er der jüngste Showmaster Deutschlands, übernimmt ab 7. Feb-ruar die “Feste der Volksmusik”. Ein Raunen geht durch den Saal.

Wurzeln. Spurensuche. Wer ist dieser sympathische Erfolgs-Bursche mit dem Schalk im Blick? Tiefenbach bei Passau, 2207 Einwohner. Ein idyllisches Dorf in Niederbayern. Ein Fleckchen Erde, das so friedlich wirkt wie aus einem alten Kinderbilderbuch. Hier lebt Fami-lie Silbereisen. Das stattliche Haus steht auf einem ehemaligen land-wirtschaftlichen Betrieb.

Der Großvater war Schmied, beschlug Pferde mit heißen Eisen. Daher der ungewöhnliche Name “Silbereisen”. Die Tür geht auf und eine freudig strahlende Mutter Silbereisen empfängt uns: “I bin die Mama vom Flori”, meint sie herzlich mit breitem bayerischen Dialekt. Ein herrlicher Duft von frisch gebackenem Apfelkuchen zieht durchs Haus. Mama Helga (55) verwöhnt ihren Flori gern. Schließlich ist er das Nesthäkchen der 16-köpfigen Großfamilie. Auf dem Küchentisch wartet eine leckere Brotzeit: knusprige Brezeln, dampfende Weiß-würste und süßer Senf. Willkommen in Floris Welt!

Visionen. “I hab schon immer gewusst, dass der Flori einmal ganz groß rauskommt”, sagt Mutter Helga mit wissendem Blick und ser-viert Kaffee. “Schon als Baby war mein Bub verrückt nach Musik.” Stolz fährt sie fort: “Die musikalischen Gene hat der Junge von mir. Ich wollte auch immer Musik machen. Bin als 14-jähriges Mädel heimlich mit der Gitarre aus dem Fenster gestiegen und zum Vater ins Gasthaus. Da hab ich gesungen. Mutter durfte es nicht wissen…”

Musikalische Früherziehung. Mit 18 heiratete Helga dann den Bau-hofleiter Franz Silbereisen (heute 55), brachte fünf Kinder zur Welt: Helga (34), Franz (33); Rainer (31), Sarina (30) – und Florian (22). “Vor allem beim Florian konnte ich während der letzten Schwanger-schaftswochen schlecht schlafen”, erzählt Helga Silbereisen. “So ku-gelrund war ich.” Also hörte sie im Ehebett nachts mit dem Kopfhörer Musik – Schlager, Klassik, Folklore. “Florian lauschte im Mutterleib mit, strampele fröhlich”, erinnert sie sich lebhaft, als wäre es gestern gewesen. Kein Wunder also, dass der Flori die Musik eigentlich schon vor der Muttermilch aufsog.

Begeisterung. Florians Vorliebe für das Reich der Klänge riss nicht ab. “Er war nur dann still und selig, wenn er seinen Brei bekam und in unserer Essecke das Radio dudelte”, schmunzelt Helga Silbereisen. “Nichts und niemand konnte ihn vom Radio abhalten.” Die Mutter erkannte die Leidenschaft ihres Jüngsten und kaufte ihm eine Spiel-zeugharmonika, als er drei war. "Seit dieser Minute gab’s für den Flori nichts anderes mehr. Kein Spielzeug mochte er anfassen, kein Auto, keine Eisenbahn – nur die Harmonika.

Unterricht. “Franz, der Junge hat ein Wahnsinnstalent”, machte sie ihren Mann aufmerksam. “Wir müssen ihn fördern.” Also schickten die Eheleute den erst Fünfjährigen zu einem Musiklehrer. “Und unser Opa kaufte ihm eine Harmonika aus Tschechien.” Solidarisch lernte Helga Silbereisen ebenfalls Harmonika. "Als erstes Lied konnte Flori “Schön ist das Zigeunerleben” spielen. Das liebte er", weiß sie. “Noten lernen brauchte mein Junge gar nicht”, ergänzt sie. “Er speichert jeden Griff im Kopf.”

Karriere: Dann ging alles Schlag auf Schlag. Drei Monate nach dem ersten Unterricht war Florian bereits der beste Schüler der Musikschu-le. Sein Lehrer nahm ihn zu kleinen Auftritten mit. Mit sechs füllte Florian bereits die Bierzelte. Mit sieben nahm er seine erste Platte auf, mit neun entdeckte ihn der Österreicher Karl Moik (65) auf seinem Nachwuchswettbewerb, holte ihn in seine Sendung “Musikan-tenstadl”. Mit elf gewann Florian den Herbert-Roth-Nachwuchspreis. Später die “Krone der Volksmusik” und die “Volkstümliche Hitpara-de”. Zweimal wurde der “Musikantenkönig”.

Familiensinn. So viele Erfolge können einem jungen Menschen leicht zu Kopf steigen. Bekommt Florian zu Hause Extrawürste? “Auf kei-nen Fall”, stellt Helga Silbereisen klar. "Bei uns werden alle Kinder gleich behandelt. Jeder hat einen gescheiten Beruf erlernt, hat sein Haus und sein Auskommen.

Und wie ist der Flori, wenn er daheim ist? “Er ist ein lieber Bursche, grundehrlich, mit dem Herz auf dem rechten Fleck”, lobt die Mama. Gibt es denn gar nichts zu beklagen? “Doch”, gesteht Helga Silberei-sen. “Der Florian nervt mich mit seiner Schlamperei. Alles wirft er durch die Gegend – Mama wird’s schon richten.” Sie seufzt: “Aber was soll’s, so ist er halt, mein Flori.”

Silke Beuningh, SUPERillu, Nr. 46, 6.11.2003