Der Pianist
Francesco Tristano arbeitet mit faszinierenden Spiegelungen von Vergangenem und Gegenwärtigem. Auf seinem Album
„bachCage“ stellte er Klavierwerke des großen Polyphonikers J. S. Bach und frühe Klavierentwürfe von John Cage, einem Klangvisionär des 20. Jahrhunderts, nebeneinander. Besondere Bedeutung kam der Arbeit im Tonstudio zu: Mit subtilen Klangeffekten verdeutlichten Tristano und der Berliner Toningenieur und Technoproduzent
Moritz von Oswald unvermutete Querverbindungen zwischen Bach und Cage.
Mit
„Long Walk“, seinem aktuellen Album auf
Deutsche Grammophon, liefert Francesco Tristano einen erhellenden Kommentar zur Geschichte des Remix-Verfahrens, das in heutigen Musikproduktionen allgegenwärtig ist. Bereits Bachs Goldberg-Variationen, so Tristano, könnten als früher Vorläufer des Remixes angesehen werden. „Bach hatte mit seinen Variationen natürlich einen Meilenstein gesetzt. Aber die Wahrheit ist, dass er dafür ein Modell hatte“, Buxtehudes Variationenwerk „La Capricciosa“ über das Thema von „Kraut und Rüben“.
„Musik ist ein Kontinuum. Sie in Stile einzuengen ist falsch. Purismus ist im 21. Jahrhundert ein vollkommen überholter Gedanke.“ So lautet das Credo des 30-Jährigen, der auch im Konzertsaal auf einen ununterbrochenen musikalischen Fluss setzt. „Durch die Pause wird ein Konzert zu zwei Konzerten. Ich ziehe einen großen Bogen vor“, erklärt Tristano. „Ein gutes Piano-Recital ist wie ein DJ-Set.“ Immer wieder flicht er in seinen Konzerten eigene Kompositionen ein oder nutzt die gespielten klassischen Werke als Ausgangspunkt spontaner Improvisationen mithilfe von Notebook, Loop-Machine und Flügel.
Mit seinem
„Long Walk“-Programm ist
Francesco Tristano in Deutschland zu erleben:
19.11.2012 Berlin, Kammermusiksaal der Philharmonie
20.11.2012 Hamburg, Kampnagel
21.11.2012 Münster, Hörsaal H1 der Universität
26.11.2012 München, Allerheiligen-Hofkirche