G. Love | Biografie

G. Love Bio 2008

Präsident Bush, Santa Claus, Britney Spears, Jesus und Spiderman treffen sich, um zu beratschlagen, wie man die Welt retten könne. Wer ist ihre letzte Hoffnung? Kein anderer als der „Superhero Brother“ alias G. Love. Er kann die Welt „in einer Woche, ach was, an einem Tag verändern. Hat jemand ein Problem – er fegt es einfach weg“.

Den ironischen Titelsong von G. Loves And Special Sauces neuer CD schrieb Garrett Dutton (wie G. Love bürgerlich heißt) zu Beginn der Bush-Ära in den USA. Jetzt erscheint „Superhero Brother“ endlich auf dem zehnten Album seiner Band, ihrem dritten auf Jack Johnsons Brushfire-Label – und das quasi als Bushs Abgesang. Mit der herannahenden US-Wahl und dem immer noch andauernden Irak-Krieg habe „es keinen Weg an politischen Untertönen vorbei gegeben“, so der Sänger. 15 Jahre hat sich sein Trio in der Originalbesetzung gehalten – länger im Amt als die beiden Bushs, wenn man so will.

„Superhero Brother“ nahmen der 35jährige und seine Mitstreiter in Philadelphia und in Sturbridge, Massachusetts auf. Das Album verbindet politische Songs mit Partyliedern und überblickt dabei majestätisch die weit gefächerte stilistische Palette der drei Blues-Hip Hopper. Überblendungen zwischen Hip Hop, Bluesrock und den Beatles hört man auf „Communication“. Gut gewürzter, tropischer Calypso mit einem starken Schuss Archie Bell & The Drells („Tighten Up“) erklingt auf „City Livin´“. Eine Melange der Funkrocker Chambers Brothers mit britischer Invasion á la Cream fließt auf „What We Need“. Blauäugiger Philly-Soul erstrahlt auf „Crumble“. Rocksteady „rules“ auf „Wontcha Come Home“. „Wiggle Worm“ verbindet eine Mundharmonika vom Schlage Little Walters mit dicken Drumbeats á la Phil Collins und Dr. Dre-artigen Keyboards (eingespielt von Mark Boyce von den Goats). Der Bong-Song „Who´s Got The Weed“ featuret den Westküsten-Rapper Slim Kid von The Pharcyde. John Lee Hooker feiert Wiederauferstehung aus dem Delta beim Titeltrack, und eine unverkennbare Stones-Stimmung hat die Single „Peace, Love and Happiness“.

„Ich sehe uns als Rock´n´Roll-Band“, sagt Dutton. „Wir bringen aber definitiv eine Menge musikalischer Richtungen zusammen. Um sie auch zusammen zu halten, konzentrieren wir uns stark auf die Elemente, die uns schon immer auszeichneten: unsere untrüglich funkenden Backbeats.“ Er hätte hinzufügen können: ihren laidbacken Blues und die Aufnahmetontechnik von klassischem R&B, beide haben schon immer den roten Klangfaden bei G. Love And Special Sauce gesponnen.

Eigentlich sollte das Album „Down And Dirty“ heißen, aber „den Namen fand keiner in unserem Umfeld wirklich gut“, wie Dutton dem Magazin „Surfline“ anvertraute. Dann ließ G. Love auf seiner Webseite die Fans abstimmen – und die wollten „ihren“ „Superhero Brother“, wen sonst? „Irgendwie passt das ja auch zu unserem etwas schrägen Bandnamen“, meint Dutton.

Jeder Song von „Superhero Brother“ erzählt seine eigene Geschichte. Die mit ergreifendste erzählt die Single „Peace, Love And Happiness“. Den durchschlagenden Sommer-Jam nahm Dutton nach einem Ausflug mit Donavon Frankenreiter in die Favelas von Rio de Janeiro auf – bekannt aus dem Film „City Of God“ von Fernando Mereilles. „Dieser Song hat 15 Jahre in mir geschlummert“, sagt Dutton. „Während einer Tour mit Donavon hatte ich Gelegenheit, in eine der größten Favelas von Rio zu gehen, und dort haben wir ein kleines Konzert für ungefähr 30 Kinder gegeben. Die Kinder machten bei einem von uns initiierten Projekt mit: dem „Outreach Surf“-Projekt, das sie mit Hilfe von Surfen und Musik weg von der Straße bringen soll. Mich haben diese Kinder einfach umgehauen“, sagt G. Love. „Sie wurden in Slums hineingeboren, die von Drogenbaronen regiert werden, wo es nicht viel mehr als Gewalt und Verzweiflung gibt, und dennoch kam von ihnen so viel Liebe und Ehrlichkeit. Ich habe mich lange nicht mehr so inspiriert gefühlt.“ Deswegen lief Dutton auch gleich nach dem Treffen in sein Hotel, schrieb in wenigen Stunden den Song herunter und spielte ihn am selben Abend auf einer Show – ein Geistesblitz.

Seinen festen Platz auf Jack Johnsons Brushfire-Label hat sich G. Love mit seinem dritten Album dort gesichert. Die Freundschaft der beiden begann vor Jahrzehnten beim Surfen. 1999 spielte ein noch unbekannter Jack Johnson auf G. Loves fünftem Album „Philadelphonic“. „Er hat sich für diesen Gefallen Tausend Mal revanchiert“, sagt Dutton, der in der Zusammenarbeit mit Brushfire ganz besonders Emmett Malloy, Johnsons Weggefährten von Tag Eins, heraus stellt. „Emmett hat ein unglaublich gutes Gespür dafür, meine besten Songs heraus zu picken. Die Aufnahmesessions fürs neue Album waren die besten, die wir je hatten.“

Seine Popularität steigert G. Love damit, dass er konstant auf seiner Webseite bloggt und die Welt zum Surfen bekehrt. Er hat gerade ein Kinderbuch geschrieben, ist im Indie-Film „Rigged“ zu sehen, produzierte unlängst John Hammonds neues Album „Push Comes To Shove“ und schreibt gerade an seinem Musikerhandbuch: „101 Ways Not To Fuck Up Your Chances of Being a Rock Star – A Pocket Guide for Navigating Your Way Through the Treacherous Seas of the Modern Music Industry“. Wenn es einer wissen muss, dann ja wohl er.

„Wir fühlen, dass wir genau am richtigen Ort angekommen sind“, sagt Dutton stellvertretend für die Band. „Sowohl, was unsere Musik anbelangt als auch unseren Platz in der Brushfire-Familie.“ Die Fans haben uns wahnsinnig unterstützt. Auf Tour zu gehen, ist immer noch das Fundament, auf dem alles steht.“

Im Juli 2008 wird G. Love dreimal mit seinem alten Surfkollegen und Weggefährten Jack Johnson in Deutschland auftreten:

11. Juli 2008: München-Riem
12. Juli 2008: Freilichtbühne Loreley
15. Juli 2008: Berlin, Wuhlheide