Obwohl Chris Illingworth, Grant Russell und Rob Turner in der Standardbesetzung mit Klavier, Kontrabass und Schlagzeug spielten, wollten sie von Anfang an deutlich machen, dass sie kein x-beliebiges Jazztrio von der Stange sind. Und so wählten sie, statt sich wie in Jazzkreisen üblich nach einem der drei Mitglieder zu benennen, den leicht schrägen Namen GoGo Penguin. Nicht etwa aus einer exzentrischen Laune heraus, sondern um dadurch zu unterstreiechen, dass sie sich als Band verstehen, in der kein Einzelner den Ton angibt.
Die Geschichte von GoGo Penguin begann, als sich die drei Musikstudenten am Royal Northern College of Music in Manchester über den Weg liefen. Alle drei waren Fans des schwedischen Trios e.s.t., das einige Jahre zuvor dem akustischen Jazz eine neue Richtung gegeben hatte, indem es Einflüsse von Pop, Rock, Klassik und zeitgenössischer Electronica in seine Musik integrierte. Auch Illingworth, Russell und Turner gingen Musik ohne stilistische Scheuklappen an. Sie mochten klassische Werke von Schostakowitsch und Debussy genauso wie die Musik von Aphex Twin und Massive Attack oder die experimentellen Klänge von Brian Eno und den aufregend progressiven Jazz von The Bad Plus.
Das Debütalbum “Fanfares”, das Ende 2012 beim Indie-Label Gondwana Records von Trompeter Matthew Halsall erschien, kam beim britischen Publikum und der Presse sensationell an. Zu Fans der ersten Stunde zählten u.a. Pianist/Sänger Jamie Cullum, Mike Chadwick von Essential Music & Marketing und der frühere Acid-Jazz-Papst Gilles Peterson, der schon lange für seinen phänomenalen “Talentriecher” bekannt ist. Cullum nannte GoGo Penguin “ein wirklich brillant modernes Piano-Trio, das die ganze Musikgeschichte erfasst. Ich denke, sie sind etwas Besonders.” In seiner “Worldwide”-Radiosendung bei der BBC lobte Peterson sie als “eine der beeindruckendsten dreiköpfigen Gruppen, die es derzeit in der Welt gibt.” Bei den von ihm organisierten Worldwide Winners Awards war “Fanfares” Anfang 2013 dann auch als bestes Jazzalbum des Jahres nominiert.
Nicht lange nach der Veröffentlichung von “Fanfares” verließ Bassist Grant Russell GoGo Penguin, um sich anderen Aufgaben zu widmen und ein eigenes Quartett zu gründen. In Nick Blacka stand allerdings schon der ideale “Ersatzmann” für ihn parat. Denn Blacka hatte in seinem eigenen Magic Hat Ensemble bereits zuvor mit Rob Turner und in einem anderen Trio mit Chris Illingworth gespielt. Die Chemie zwischen ihnen stimmte auf Anhieb. Durch Blacka gewann die Musik von GoGo Penguin noch mehr Drive und Stringenz. Das zeigte sich gleich auf dem zweiten Album “V2.0”, das 2014 wieder bei Gondwana Records erschien und diesmal für den prestigeträchtigen Mercury Prize nominiert wurde. “V2.0” war weniger jazzig als der Vorgänger und orientierte sich stärker an moderner Tanzmusik, ohne dass die Musiker ihre Improvisationslust zurückgefahren hatten. Als Einflüsse zitierten GoGo Penguin namentlich Electronica- und IDM-Künstler wie Four Tet, Jon Hopkins und Flying Lotus.
Die Band tourte danach durch die Welt und spielte vor einem immer größeren und fast schon absurd enthusiastischen Publikum in so unterschiedlichen Auftrittsstätten wie dem Koko, der Union Chapel und dem Barbican in London, bei Gilles Petersons Worldwide Festival in Südfrankreich, im La Vilette in Paris, beim Überjazz-Festival in Hamburg und beim Dimensions-Festival in Kroatien. Eine erste Schnuppertour durch Nordamerika sorgte für ausverkaufte Konzerte in Kanada und gleich zwei stehende Ovationen beim Rochester Jazz Festival in Upstate New York. Im Oktober 2015 lieferten GoGo Penguin live den Soundtrack zu Godfrey Reggios Kultfilm “Koyaanisqatsi”, im November arbeiteten sie mit der bekannten Choreographin Lynn Page für eine von Gilles Peterson kuratierte Nacht beim London Jazz Festival zusammen. Und in all dem Trubel unterschrieben sie auch noch einen Plattenvertrag über drei Alben bei Blue Note Records, dem berühmtesten Jazzlabel der Welt. Denn auch Blue-Note-Präsident Don Was hatte “V2.0” gehört und war zum Fan des Trios geworden. Deshalb flog er zum Überjazz-Festival nach Hamburg, um GoGo Penguin live zu erleben und ihnen einen Plattenvertrag anzubieten.
Für ihr im Februar 2016 erschienenes Blue-Note-Debüt “Man Made Object” komponierten die Musiker die Stücke am Computer und suchten dann gemeinsam nach Möglichkeiten, die elektronischen Klänge auf akustischen Instrumenten zu replizieren. In ihrer musikalischen DNA vereinen sie so scheinbar grundverschiedenen Einflüsse von Electronica, Jazz und klassischer Musik auf völlig neue, höchst originelle Art.