Im Jahr 2004 hat uns Gwen Stefani, sonst als Sängerin bei der wiederholt mit einem Grammy ausgezeichneten Band No Doubt aktiv, bereits mit dem Album „Love. Angel. Music. Baby.“ in ihre kreative Welt eingeladen. Das Ergebnis war umwerfend: Weltweit sieben Millionen verkaufte Alben, davon allein über 3,8 in den Vereinigten Staaten. Die Smash-Hits „Hollaback Girl“ (vier Wochen auf dem ersten Platz der Billboard-Hot−100 Charts), „Rich Girl“ (featuring Eve), „Cool“ (der Titel spricht Bände), „Luxurious“ und „What Are You Waiting For?“ (noch so ein Titel…). Eine (sofort) ausverkaufte Tour. Als sich Gwen dann irgendwann in den Kopf setzte, ein zweites Soloalbum aufzunehmen, hätten alle wohl vor allem mit einem gerechnet: Druck. Erwartungen. Und zwar nicht nur mit dem Druck, ein weiteres Bombenalbum vorzulegen. Denn auch die Erwartungen, die mit derartig umwerfendem Erfolg einhergehen, wollen stets auf ein Neues erfüllt werden..
Wer so denkt, hat die Rechnung jedoch ohne die Wirtin gemacht. Denk noch mal nach.
Schließlich hat sich Gwen in ihrer bisherigen Karriere noch nie vorschreiben lassen, was sie zu tun (oder zu lassen) hat. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Sie vertraut stets auf ihre Intuition, auf ihre Integrität – und auf ihre zugleich eklektischen und tiefschürfenden Inspirationsquellen. „Ich schöpfe jede Menge Selbstvertrauen aus dieser Musik. Es ist ein sehr dankbarer Zeitvertreib, wenn man das so nennen kann“, berichtet sie eingangs. „Mir macht es einfach nur Spaß, wenn die Leute meinen Sound hören und etwas – was auch immer das sein mag! – für sich darin entdecken können. Wenn es dann endlich im Kasten ist, hoffe ich nur, dass meine Fans daran genauso viel Spaß haben werden wie ich.“
Der Titel von Gwens mit Spannung erwartetem zweiten Album lautet „The Sweet Escape“. Wie schon auf ihrem Vorgänger „Love. Angel. Music. Baby.“ tut sie wiederum das, was man von einer der größten Rock/Pop-Sängerinnen (genauer: einer der lässigsten und coolsten Frauen im Pop-Biz!) wünschen würde: Sie überschreitet Genregrenzen mit einer Leichtigkeit, die einem die schubladenförmigen Schuhe auszieht. Für ihr klangliches Abenteuer hat Gwen dieses Mal die Unterstützung der folgenden Visionäre bemüht: The Neptunes, Tony Kanal (von ihrer Band No Doubt), Akon, Swizz Beats, Sean Garrett und Tim Rice-Oxley von Keane. Wenn ein derartiges Line-Up nach einer deftigen Ansage klingt, dann ist auch das durchaus gewollt: „Die Dinge, die mich während der Arbeit an dieser Platte inspiriert haben, waren völlig andere als beim Vorgänger“, erklärt Gwen weiterhin. „Beim letzten Album hatte ich mir in den Kopf gesetzt, ein Dance-Album zu machen. Ich war zu der Zeit voll und ganz von den Achtzigern inspiriert, von denjenigen Sounds, mit denen ich aufgewachsen bin. Dieses Mal hatte ich ein ganz anderes Bauchgefühl – darum bin ich auch in eine ganz andere Richtung gegangen. Es sind z.B. viel mehr melodische Songs auf dem Album. Natürlich gibt es auch Beats zu hören, aber eben nicht nur tanzbare Beats! Insofern finde ich den Titel `The Sweet Escape´ [Die süße Flucht] perfekt, weil einen diese Musik tatsächlich entführt und man sich auf ganz besondere Weise in sie zurückziehen kann.“
Die zuckersüße Richtung, die Gwen dieses Mal eingeschlagen hat, wird bereits in der ersten Singleauskopplung von „The Sweet Escape“ offensichtlich: „Wind It Up“, einen von vier Tracks, den The Neptunes beisteuerten (die übrigens für den Vorgänger bereits den Beat zu „Hollaback Girl“ beigesteuert hatten). Mit „Wind It Up“ schafft Gwen sogar, das musikalische Niemandsland zwischen HipHop, einem deutlichen Schlagzeug-Part und dem „The Sound Of Music“-Musical/-Film zu betreten. Und dorthin hat sich vor ihr noch niemand gewagt…
Der Song „Wind It Up“ wurde erstmalig im Jahr 2005 aufgenommen – allerdings in einem gänzlich anderen Kontext: Gwen war nämlich gerade auf der Suche nach einem Song für eine Fashion-Show, in deren Rahmen sie die neue Kollektion ihrer eigenen Firma L.A.M.B. vorstellen wollte. Sie nahm also den Neptunes-Beat und fragte einen Freund, ob er ihn nicht mit (dem Soundtrack von) „The Sound of Music“ kombinieren könne, als Mash-Up. Gwen dazu: „Ich hatte schon immer davon geträumt: Den Soundtrack von `The Sound of Music´ – einer meiner absoluten Lieblingsfilme, inklusive einer der größten Inspirationsquellen: Julie Andrews! – zu benutzen und daraus einen Song zu kreieren. Schließlich habe ich in meinen Songs schon unzählige Mal auf diesen Film Anspielungen gemacht! Dieser Film hat irgendetwas, das mich unglaublich stark berührt. Und zwar schon immer. Insofern hatte ich diese Idee schon seit geraumer Zeit im Hinterkopf, und dann dachte ich mir nur, `Mensch, einen Beat unter `The Sound of Music´ legen – das ist es!´ Natürlich klang die Idee zunächst auch ein wenig lächerlich. Als ich dann aber die Kombination hörte, konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten. Ich weiß, das klingt vielleicht bescheuert, aber es war einfach unfassbar, so gut, so ..neu und einzigartig! Außerdem kamen mir beim ersten Anhören noch weitere Ideen, so dass ich die Kombination gegen Pharrells Willen durchsetzte,“ lacht sie heute. „Noch krasser ist natürlich, dass der Song nun auch noch als erste Single veröffentlicht wird! Unglaublich eigentlich, diese Geschichte.“ Eine ähnlich spannende Geschichte war dabei ihr Zusammentreffen mit einem Gleichgesinnten: „Was zwischen mir und Pharrell abgeht, das ist schon seltsam. Weißt du, wir sind eigentlich völlig unterschiedlich, und trotzdem haben wir so viele Gemeinsamkeiten, dass man fast schon Gänsehaut bekommen könnte. Echt schräg. Wir inspirieren uns gegenseitig, und zwar auf ganz seltsame Art und Weise. Jedes Mal, wenn wir zusammen arbeiten, treffen wir uns genau in der Mitte. Es kommt dabei die perfekte Mischung heraus.“