Selten bringt jemand die Botschaft “Alles ist möglich” so kreativ und humorvoll rüber wie Hedley mit ihrer neuen Single “Anything”. Im dazugehörigen Video, das auf einer riesigen Hausparty spielt, macht sich die kanadische Band einen Spaß daraus, auf ironische Weise alle möglichen bekannten Bilder aus Musikvideos abzuspulen: twerkende Hintern, nackte Körper mit schwarzen Balken über den Geschlechtsteilen und nicht zuletzt Gitarrist Dave Rosin beim Bad in einer Wanne mit Fruit Loops. Das Ganze beginnt mit Frontman Jake Hoggard, der sich selbst aus dem Off ermahnt, aufzuwachen, da er sich in einem Musikvideo befindet. “Mit oder ohne diesem Angebermonolog kannst du alles schaffen”, intoniert er. “Ich kann alles schaffen.”
Wenn eine Band die Philosophie “Es gibt keine Grenzen” veranschaulicht, dann Hedley. Seit ihrer Gründung 2005 in Vancouver haben Hoggard, Rosin, Bassist Tommy Mac und Drummer Chris Crippin vier Alben herausgebracht, die in ihrer Heimat mit Doppelplatin ausgezeichnet wurden, mehr als 2,1 Millionen digitale Songs verkauft, zwei Juno Awards gewonnen, mit 14 Nummer−1-Videos in Folge einen Rekord beim Sender MuchMusic aufgestellt und bei der Abschlussveranstaltung der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver gespielt.
Außerdem ist Hedley einer der größten Touracts Kanadas und auch weltweit unter den Top 100 der Künstler mit den größten Touren, was vor allem an der engagierten, treuen Fangemeinde liegt. Diese möchte die Band nun mit der Veröffentlichung von “Anything” und einer 5-Track-EP im Dezember auf die USA ausweiten. Danach soll im Frühjahr 2014 der neueste Longplayer Wild Life bei Capitol Records erscheinen. “Für uns scheint es einfach der richtige Zeitpunkt zu sein”, sagt Hoggard über Hedleys Bereitschaft, Amerika zu erobern. “Wir haben im Lauf der Jahre unsere Identität entwickelt und sind jetzt an einem Punkt, wo wir musikalisch wirklich so weit sind.”
Die EP Anything (co-produziert von Nickelback-/Daughtry-Produzent Brian Howes und Hoggard) bietet dem US-Publikum einen idealen Einstieg in den melodielastigen und rhythmusgetriebenen Pop-Rock der Band, der sich auf Songs wie “Anything”, “Headphones” und dem ehrlichen aber frechen “I’ll Be With You” auch analoger Originalkeyboards aus den 80ern bedient. “Der Gedanke hinter dem Song ist in etwa ‚Wenn ich nicht im Knast lande, können wir ja später noch rumhängen”, erklärt Hoggard und lacht.
Eine dunklere Stimmung spiegelt sich in “Mexico” wider, in dem es laut Hoggard um die Erkenntnis geht “‚Ach du Scheiße, mein Leben ist voll am Arsch, ich zünde alles an und verpisse mich nach Mexiko‘, was dann zum Symbol für eine Flucht aus dem Leben um einen herum wird.” Am anderen Ende des Spektrums findet sich “Heaven in Our Headlights”, für Hoggard “der perfekte Song, um mit jemandem, der einem wirklich wichtig ist, den Highway entlang zu rasen”.
Während die EP Anything eher Hedleys energetische Seite repräsentiert, finden sich auf dem kommenden Album Wild Life der Band (gerade von Universal Music in Kananda veröffentlicht), auch einige gefühlvolle Stücke, darunter “Pocket Full of Dreams”, “All The Way” und der Titelsong. “Ich glaube, wir haben es im Lauf der Zeit zu unserem Markenzeichen gemacht, dass man beim Hören unserer Singles denkt, so klingt auch das Album, was dann aber nie so gewesen ist”, meint Hoggard. “Wir wollen uns auf keinen Fall in eine Schublade stecken lassen, weil es nicht den einen Musikstil gibt, den wir für unsere Stärke halten. Wir mögen tatsächlich alles Mögliche, von Popsongs, die echt Grenzen sprengen bis hin zu intimen und sehr ehrlichen Balladen.”
Hoggards Fähigkeit, emotional berührende Musik zu schreiben, wurde ihm in die Wiege gelegt. Im Alter von fünf Jahren begann er, Klavier zu spielen und mit 14 brachte er sich selbst das Gitarrespielen bei, indem er die drei dicken Saiten entfernte und ein paar Akkorde lernte. “Ich schreibe schon Musik, seitdem ich klein war”, sagt er. “Meine Mutter hat mir dabei geholfen, den ersten Song für ein Mädchen zu schreiben. Seitdem schreibe ich andauernd Songs für Mädchen.”
Als Hoggard auf McDonald, Crippin und Rosin traf, verband die Bandmitglieder ihre Liebe zu Radiohead und Iron Maiden, auch wenn jeder vielfältige musikalische Einflüsse mitbringt. “Tom und Chris bewegten sich seit Jahren in der Rockszene von Vancouver und spielen wahnsinnig gut, mit Technik und Geschick”, erklärt Hoggard. “Und Dave ist ein total melodischer Typ. Er ist ein unglaublicher Sänger und hat eine sehr ruhige und inspirierende Persönlichkeit. Die Chemie zwischen uns vieren stimmte eigentlich von Anfang an. In einem Van zu leben und jeden Abend vor 500 Leuten zu spielen macht einem echt Hunger auf mehr, besonders, wenn die Shows so gut laufen und man die Typen echt gern hat, mit denen man spielt. Wir hatten von Anfang an dieses Feuer in uns.”
Dieses Feuer hat sie nun so weit gebracht, die EP Anything in den USA zu veröffentlichen, wo sie 2014 auch auf Tour gehen wollen. “Ich freue mich darauf, in diesen besonderen Momenten, die man bei einer Live-Show erlebt, eine Verbindung zu Leuten herzustellen” sagt Hoggard. “Wenn eine Band etwas echt Großartiges auf der Bühne bringt, denkt sich das Publikum ‚Diesen Moment werde ich nie vergessen‘. Für uns als Band ist das genauso. Wir sagen dann ‚Wow, habt ihr gesehen, was das Publikum heute gemacht hat? Das war Wahnsinn, das werde ich nie vergessen‘. Wir finden es einfach großartig, dass wir solche Erinnerungen schaffen können.”