Henning Wehland | Biografie

HENNING WEHLAND – „Der Letzte an der Bar“

„Ich bin bereit. Das ist die Botschaft für den Chef der Musikpolizei. Ich reiß alle Fenster auf, damit du hörst, was ich schrei: Ich bin Rocker, Rapper, Hippie. Ich bin frei!“, heißt es in „Frei“. Ein Mission-Statement, wie man neudeutsch sagt. Ein Stück, mit dem Henning Wehland sein Territorium ganz neu absteckt. In künstlerischer Hinsicht, aber auch privat. Seit Anfang der 90er ist der in Bonn geborene Sänger und Songschreiber aktiv. Hat erst mit den H-Blockx, später dann mit Söhne Mannheims die deutsche Musikszene geprägt, insgesamt fast zweieinhalb Millionen Tonträger verkauft und sorgte  als Juror bei „The Voice Kids“ für neue Gesangstalente in diesem Land. Doch Wehland kennt sich auch ganz gut mit der anderen Seite aus: Mit den Tiefen, den kreativen Selbstzweifeln, mit Rückschlägen. 2017 ist Henning Wehland „Der Letzte an der Bar“, der auf seinem ersten Soloalbum seine bisherige Lebensgeschichte erzählt. Die Geschichte seiner neu gewonnenen Freiheit. Oder besser gesagt: Seiner neu akzeptierten Freiheit. Die Freiheit, er selbst zu sein. Und nur er selbst.
„Ich habe nie verstanden, wie man erwachsen wird“, erklärt Henning Wehland die Hintergründe zu seiner vertonten Autobiographie. „Stattdessen habe ich alles gemacht, alles ausprobiert, um mich von der Wirklichkeit abzulenken und vor lauter unbegrenzten Möglichkeiten verlernt, mein eigenes Bauchgefühl wahrzunehmen.“  Auf „Der Letzte an der Bar“ hat Wehland seine späte Suche nach dem Erwachsenwerden festgehalten und beantwortet sich all die wichtigen Sinnfragen, vor denen er so lange erfolgreich davon lief.
Während einer kreativen Auszeit hat Henning Wehland in Ruhe über sich nachgedacht. Zum ersten Mal. So richtig. Hat mit 45 Jahren erstmalig Zwischenbilanz gezogen. Auf „Der Letzte an der Bar“ sind nun die Ergebnisse seines Kassensturzes zu hören. Wehland hat sich (wieder)gefunden. Feudelt feucht durch. Reißt die Fenster auf und lässt frische Luft rein, um das nächste Kapitel zu beginnen. „Die Bar ist der Platz, an dem Geschichten zusammen kommen“, sagt Wehland. Wo gelacht wird und manchmal auch geweint. Wo in nostalgischen Erinnerungen geschwelgt, aber auch nach vorne geblickt wird. Wo wichtige Entscheidungen getroffen und große Zukunftspläne geschmiedet werden.
„Der Letzte an der Bar“ erzählt von Ängsten und von Wünschen. Vom menschlichen Schwächen, vom Gefühlschaos und von Hoffnung. Vom unbedingten Willen, sich neuen und alten Herausforderungen zu stellen und vom Kampf. Meistens mit sich selbst. Traurige Geschichten wie in „Der alte Mann und das Leergut“, groovig-lässige Stories wie „Der Freund steckt im Detail“. Wütend auf „Anfang vom Ende der Welt“, augenzwinkernd in „Der Affe und ich“ oder leise und behutsam im Liebeslied „Der beste Beat der Welt“. Und auch explodierend vor unbändiger Ausgelassenheit wie in „Tanz um dein Leben (feat. LaBrassBanda)“.
Henning Wehland verpackt seine Geschichten in Pop, Blues, Rock, Liedermacher-Elemente und sogar Reggae. Mal alleine mit Beatbox und Akustikgitarre im Rücken. Mal mit Steeldrum, mit Backing-Band oder einem funky Blasorchester. Whatever works. Und natürlich seine markante Stimme. Erstmalig auf Deutsch, ohne sich hinter englischen Lyrics zu verstecken. Wehland macht sich angreifbar, denn Ehrlichkeit und Offenheit sind immer noch die beste Verteidigung. Wehland kämpft. Mit Rückgrat, Seele, Herz und Verstand. „Ich bin der Einzige, dem ich Rechenschaft schuldig bin. Ich möchte mir selbst irgendwann nicht vorwerfen müssen, dass ich etwas hätte besser machen können. Es geht auf der Platte um den Mut, in den Spiegel zu schauen. Ehrlich gegenüber sich selbst zu sein und Grenzen zu überschreiten. Zu erkennen, wer man ist und sich nicht von anderen vorschreiben zu lassen, wer man zu sein oder was man zu tun hat. Das ist die große Kunst: Dinge von mir preiszugeben, die sehr schmerzhaft sind und die ich gar nicht so geil finde. Man hat immer Angst, die Wahrheit zu akzeptieren. Doch in dem Moment, in dem man sie endlich ausspricht, ist das wie eine Erlösung.“
Wie heißt es so schön: „Der Letzte an der Bar schreibt beim Leben an“. Das war schon immer so. Bis zum Zahltag wird gefeiert. Cheers!  
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