James Brown | Musik | James Brown Live In Berlin

Glasnost stand in der Tür. Sonst hätten 1988 die Kulturfunktionäre der DDR James Brown und seiner Revue wohl nicht erlaubt, ihr Konzert im Ostberliner Friedrichstadtpalast ausgerechnet mit “Living In America” anzufangen (“super highways, coast to coast…”). Wahrscheinlich hatte Soul Brother Number 1 (dem 1986 mit diesem Song auf dem “Rocky IV”-Soundtrack ein Comeback gelang) in der DDR immer noch den Status des anti-imperialistischen Black Power-Aktivisten. Wie dem auch gewesen sein mag: Vor einer Deko aus auffliegenden Friedenstauben liefern Mr. Dynamite und sein Orchester (komplett mit Sängerin Marva Whitney und Altsaxofonist Maceo Parker) eine ihrer legendären außerirdischen Shows ab. Dort führen Brown und Band vor allem durch das Repertoire der 1960er und frühen 70er (“Papa´s Got A Brand New Bag”, “Try Me”, “It´s A Man´s Man´s World”), unumstritten die Glanzzeit des Godfathers of Soul. Mit ihren 80er-Frisuren und Pokerspielerfräcken setzen sie dabei einen modisch markanten Kontrapunkt zu den Prä-Wende-Ossi-Outfits im Publikum. Krönender Abschluss: das schon brutal groovende “Sex Machine”. Detailverliebt und kompetent nüchtern, irgendwie naiv und dadurch speziell filmte das Fernsehen der DDR das alles ab – die Footage erstrahlt digital remastert auf der vorliegenden DVD. Neben verschiedenen Dolby-Formaten kann man den Klang im 5.1. DTS Surround-Sound goutieren. Auf einem Jukebox-Feature lässt sich die Reihenfolge der 12 Songs verändern. "Wo der Funk den Soul trifft, bleibt Brown der Chef ", kommentierte das britische Uncut-Magazin.