Die Zusammenarbeit des Hilliard Ensembles mit dem norwegischen Jazzmusiker Jan Garbarek nimmt in der Geschichte von ECM New Series eine Sonderstellung ein. Mit kaum einem anderen musikalischen Vorhaben hat das Münchener Label so grundlegend demonstriert, dass die Grenzen zwischen Tradition und Moderne, improvisierter und notierter Musik, Klassik und Jazz fallen, wenn unkonventionelle Künstler an ihnen zu rütteln beginnen. ECM-Gründer Manfred Eicher brachte das für seine Interpretationen alter Vokalmusik und moderner Komponisten wie Arvo Pärt oder John Cage bekannte Hilliard Ensemble im Jahre 1993 mit dem norwegischen Saxophonisten zusammen.
Jan Garbarek und das Hilliard Ensemble
Im Jahre 1994 erschien dann bereits das Album “Officium”, auf dem der experimentierfreudige Saxophonist in gefühlvollen Improvisationen über von den Hilliards gesungene mittelalterliche und frühneuzeitliche Motteten zu erleben ist. “Was uns alle sofort beeindruckte, war die stimmliche Klangqualität, die Jan erzeugen konnte”, so Gordon Jones, damals Bariton im Hilliard Ensemble, “es war, als hätten wir einen fünften Sänger, der sich in die Textur hinein und wieder heraus wob.” “Officium” wurde ein Welterfolg, und Jan Garbareks Zusammenarbeit mit dem Hilliard Ensemble erfuhr mit “Mnemosyne” (1999) und “Officium Novum” (2010) eine Fortsetzung.
Live-Album des Officium-Projekts: “Remember me, my dear”
Ende 2014 löste das Hilliard Ensemble sich auf. Deshalb galt “Officium Novum” bislang als der Schlussstein der einzigartigen Konstellation. Jetzt erscheint 25 Jahre nach der Veröffentlichung von “Officium” ein neues Album des Hilliard Ensembles mit Jan Garbarek. “Remember me, my dear” verdankt sich einem Live-Mitschnitt aus dem Jahre 2014. Während der Abschiedstournee der Hilliards traten der Saxophonist und das Vokalquartett in der Kollegiatskirche St. Peter und Stefan in Bellinzona im Schweizer Tessin auf und präsentierten mit Werken von Pérotin, Hildegard von Bingen, Guillaume le Rouge, Antoine Brumel, Nikolai N. Kedrov, Komitas und Arvo Pärt ein breites Spektrum ihres Repertoires.
Hinzu kamen Arbeiten anonymer Tonschöpfer, darunter mit “Procurans odium” aus den Carmina Burana auch ein Novum im Officium-Repertoire. Die Veröffentlichung von “Remember me, my dear” ist für den 18. Oktober 2019 angekündigt. Vorbestellungsstart ist am 13. September. Dann steht mit dem heiter anmutenden Gesang des anonym überlieferten “Dostoino est” bereits ein Vorabtrack zum Download und Streamen bereit.