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JÓHANN JÓHANNSSON – RETROSPECTIVE II
Deutsche Grammophon veröffentlicht Retrospective II und würdigt Leben und Werk des Komponisten Jóhann Jóhannsson
Mit bisher unveröffentlichter Musik aus Orphée und Arrival, ebenfalls erhältlich als digitale EP mit fünf Tracks
Zu den Premieren zählt das Re-Work »Flight from the City« aus Orphée, die Bearbeitung schrieb Víkingur Ólafsson
Als Bonus-DVD in Retrospective II außerdem der Konzertfilm »Live at Funkhaus Berlin« (2016), der auch digital herauskommt
Der isländische Komponist Jóhann Jóhannsson war auf der Höhe seiner schöpferischen Kraft, als er im Februar 2018 überraschend starb. Sein Vermächtnis jedoch lebt weiter in seinen Aufnahmen, darunter atmosphärische Kompositionen für kleines Ensemble ebenso wie innovative Soundtracks. Retrospective II erscheint am 18. September 2020 bei Deutsche Grammophon (einen Tag, bevor der Komponist 51 Jahre alt geworden wäre) – eine Hommage an eine unverwechselbare Stimme der Gegenwartsmusik.
Bereits im April 2019 erschien Retrospective I, die Veröffentlichung enthielt frühe Werke wie The Miners’ Hymns, Copenhagen Dreams und Free Minds. Der nun folgende zweite und auch letzte Rückblick bietet eine breit gefächerte Auswahl aus Jóhannssons vielfach preisgekrönten Filmmusiken und erfolgreichen Studioalben. Präsentiert als Limited Edition Deluxe Hardcoverbook mit seltenen Fotos des Komponisten sowie zwei neuen Essays von John Schaefer und Wyndham Wallace, die Einblick in Jóhannsons Leben und seine künstlerische Auffassung geben, umfasst die Edition acht CDs sowie eine Bonus-DVD seines Konzerts »Live at Funkhaus Berlin« aus dem Jahr 2016.
Auftakt des Albums ist der mit dem Golden Globe ausgezeichnete sowie oscar- und grammynominierte Soundtrack zu James Marshs Hawking-Biopic Die Entdeckung der Unendlichkeit (2014), ein Film, der, wie der Komponist selbst bemerkte, Hawkings »Lust am Leben« sowie ein Gefühl nostalgischer Melancholie vermittelt.
Darüber hinaus sind Jóhannssons Kompositionen für zwei Filme des Regisseurs Denis Villeneuve zu hören: für den Actionthriller Sicario und das Sci-fi-Drama Arrival (2016). Die ebenfalls oscarnominierte Musik zu Sicario nimmt die gewalttätige Atmosphäre des Films auf, wobei die Grenzen zwischen akustischen und elektronischen Klängen darin verschwimmen. Der Soundtrack zu Arrival hingegen spiegelt ein Thema, das der Film auslotet: die Kommunikation. Dazu nutzte der Komponist Stränge realer und verfremdeter Stimmen. Jóhannssons Musik wurde für einen Golden Globe und einen Grammy nominiert und wird hier durch zwei bislang unveröffentlichte Tracks ergänzt. »Arrival schlug Brücken zum Unbekannten, und Jóhanns Klänge trugen dazu bei, diese Illusion zu schaffen«, sagt Villeneuve. »Ich kann mir Sicario oder Arrival ohne seine Musik nicht vorstellen.«
Die letzte Filmmusik in dieser Rückschau entstand für The Mercy. Unter der Regie von James Marsh erzählt der Film von Donald Crowhursts gescheitertem Versuch, allein die Welt zu umsegeln. Jóhannssons Musik intensiviert die Geschichte eines Menschen, der in den Wahnsinn gerät. Sein Schicksal faszinierte den Komponisten, es erinnerte ihn an »das Heldentum und die Hybris antiker Mythen«.
Der Soundtrack zu The Mercy verbindet neu komponierte Musik mit Stücken aus früheren Alben, darunter Jóhannssons erstes Soloalbum Englabörn und sein erfolgreiches Debüt bei Deutsche Grammophon, Orphée (2016). Beide kompletten Alben sind außerdem Teil von Retrospective II, ebenso wie Englabörns Pendant Englabörn & Variations (2018). 15 Jahre nach der Veröffentlichung von Englabörn – 16 Miniaturen, die zu »einem erlesenen Hörerlebnis« gestaltet sind, so Pitchfork – beschloss Jóhannsson, nicht nur das Album neu abzumischen, sondern auch Stücke daraus zu überarbeiten. Freunde und Kollegen wie Ryuichi Sakamoto, A Winged Victory for the Sullen und Hildur Guðnadóttir fügten ihre eigenen Bearbeitungen hinzu und schufen eine Reihe von Reflexionen über dieses wegweisende Werk des 21. Jahrhunderts.
Inspirationsquellen für Orphée waren Ovids und Jean Cocteaus so verschiedenartige Fassungen der antiken Geschichte von Orpheus, die sich als Metapher für das künstlerische Schaffen deuten lässt. Das Album erscheint hier mit drei zusätzlichen, bisher unveröffentlichten Tracks, zu denen auch eine Neufassung von »Flight from the City« zählt, die Jóhannssons Freund und musikalischer Partner Víkingur Ólafsson schrieb. Die drei Tracks werden zusammen mit den zwei neuen Stücken aus Arrival als digitale EP veröffentlicht, sie erscheint ebenso wie Retrospective II am 18. September. Im Rahmen seiner Orphée-Europatournee trat Jóhannsson im Dezember 2016 mit den Musikern von Echo Collective im Funkhaus Berlin auf. Der Film dieses Konzerts ist als Bonus-DVD in Retrospective II enthalten und wird digital ebenfalls am 18. September veröffentlicht.
Das letzte Album in dieser Edition ist 12 Conversations with Thilo Heinzmann (2019). Es ist ein zwölfsätziges Streichquartett, das angeregt wurde von den Gesprächen des Komponisten mit dem in Berlin ansässigen Künstler Thilo Heinzmann über Kunst, Politik und vieles mehr. Gespielt wird es von Mitgliedern des Echo Collective, mit denen sich Jóhannsson zusammengesetzt hatte, um das Werk zu vollenden. Durch seinen plötzlichen Tod standen die Musiker von Echo Collective allein vor dieser Aufgabe. Ihre Entscheidungen zur Interpretation stützten sie auf ihre Gespräche mit dem Komponisten und ihre Erfahrungen bei der Aufführung von Orphée. Nach der Veröffentlichung des Albums im vorigen Jahr pries der Guardian die »ernste, erhabene Schönheit« des Stücks.
Retrospective II dokumentiert das Werk eines Pioniers. Als Komponist der Gegenwart überschritt er Gattungsgrenzen und verband Kunstformen. Jóhann Jóhannssons Kompositionen umfassen alles – von Minimalismus und ostinaten Bässen zu elektronischer und traditioneller Orchestermusik. Sie haben eine zutiefst persönliche Musiksprache. »Meine Musik ist ein Weg zu den Menschen und ihren Gefühlen«, sagte er einmal. »Ich versuche eine Musik zu komponieren, die keine komplizierte, verwirrende Vielschichtigkeit braucht, um zu den Menschen zu sprechen. Musik sollte sie auf der Ebene der Emotionen erreichen – ganz einfach und direkt.«
Jóhann Jóhannsson – RETROSPECTIVE II
MUSIC FROM THE HEART
Deutsche Grammophon’s celebration of the life and work of Jóhann Jóhannsson continues with Retrospective II
Features previously unreleased music from Orphée and Arrival, also to be issued as five-track digital EP
Additional tracks include new reworking of Orphée’s “Flight from the City”
by fellow DG artist Víkingur Ólafsson
“Live at Funkhaus Berlin” (2016) concert film included as bonus DVD in Retrospective II and set for digital release as well
Icelandic composer Jóhann Jóhannsson was at the height of his creative powers when he died suddenly in February 2018. His legacy lives on, however, through his catalogue of recordings, which encompasses everything from evocative compositions for small ensemble to strikingly original film soundtracks. Retrospective II, set for international release by Deutsche Grammophon on 18 September 2020 – the day before what would have been the composer’s 51st birthday – pays further tribute to one of the most distinctive voices in contemporary music.
Complementing the April 2019 release of Retrospective I, which included such seminal works as The Miners’ Hymns, Copenhagen Dreams and Free the Mind, this second and final volume offers a wide-ranging selection of Jóhannsson’s multi-award-winning film scores and influential studio albums. Presented as a limited edition deluxe hardcover book, it comprises eight CDs and a bonus DVD of his 2016 “Live at Funkhaus Berlin” concert. It also contains rare photographs of the composer, as well as two new essays by John Schaefer and Wyndham Wallace that provide insights into Jóhannsson’s life and his aesthetic outlook.
Retrospective II spans the remarkable inventive range of Jóhann Jóhannsson’s multi-award-winning film scores. First on the list is his Golden Globe-winning and Oscar- and Grammy-nominated soundtrack for James Marsh’s Stephen Hawking biopic The Theory of Everything (2014) which, as the composer himself noted, reflects Hawking’s “zest for life” as well as a sense of nostalgic melancholy.
Also included here are Jóhannsson’s groundbreaking compositions for two films directed by Denis Villeneuve: the action-thriller Sicario (2015) and science-fiction drama Arrival (2016). The former score, it too nominated for an Academy Award, picks up on the dark and violent atmosphere of the film, blurring the line between acoustic and electronic sounds. The Arrival soundtrack, meanwhile, mirrors the theme of communication explored in the film, using strands of real and altered voices to form a thread that runs throughout. The score was nominated for a Golden Globe and a Grammy, and is enhanced here by the addition of two previously unreleased tracks. “Arrival built bridges with the unknown and Jóhann’s sounds definitely help create that illusion,” says Villeneuve. “I cannot imagine Sicario or Arrival without his music.”
The last film score included here was written for The Mercy (2018), again directed by James Marsh, an account of Donald Crowhurst’s doomed attempt to sail solo around the world. Jóhannsson’s music intensifies the portrayal of a man’s gradual descent into madness in a story that fascinated the composer because it recalled “the heroism and hubris you find in ancient myth”.
The soundtrack for The Mercy combines new music with tracks from earlier albums, including Jóhannsson’s first solo album Englabörn and his critically acclaimed Deutsche Grammophon debut, Orphée (2016), both of which are included on Retrospective II, as is Englabörn’s companion piece, Englabörn & Variations (2018). Fifteen years after the release of Englabörn, described by Pitchfork as sixteen miniatures transformed into “an exquisite listening experience”, Jóhannsson decided to not only remaster the album but also to rework several of its tracks. Friends and colleagues such as Ryuichi Sakamoto, A Winged Victory for the Sullen and Hildur Guðnadóttir added their own reworkings to create a series of reflections on a landmark of early 21st-century composition.
As for Orphée, it was inspired by versions as different as Ovid’s and Jean Cocteau’s of the ancient story of the poet Orpheus, a myth that can be read as a metaphor for artistic creation. The album is presented here with three additional and previously unreleased tracks, including a new reworking of “Flight from the City” by Jóhannsson’s friend and collaborator Víkingur Ólafsson. These three tracks, together with the two new pieces from Arrival, will be released as a digital EP on the same date as Retrospective II, 18 September. As part of his European tour of Orphée, Jóhannsson performed at the Funkhaus in Berlin in December 2016 with the musicians of Echo Collective. The film of that concert is released for the first time as a bonus DVD with Retrospective II, and will also be released digitally on 18 September.
The final album in this volume is 12 Conversations with Thilo Heinzmann (2019), a twelve-movement string quartet inspired by the composer’s conversations about art, politics and more with Berlin-based artist Thilo Heinzmann. It is performed by members of Echo Collective, who were invited by Jóhannsson to help him realise a definitive version of the work. After his sudden death, however, they were left to base their performance decisions on the conversations they had had about the quartet and their previous experience of performing the music from Orphée with him. When the album was released last year The Guardian praised its “grave, stately beauty”.
Retrospective II documents the work of a pioneer among contemporary composers, one who freely crossed boundaries between genres and different artforms. Jóhann Jóhannsson’s compositions embrace everything from minimalism and drone basses to electronic and classical orchestral sounds to create a deeply personal musical language. “My music is a way of communicating very directly with people and with people’s emotions,” he observed. “I try to make music that doesn’t need layers of complexity or obfuscation to speak to people. Music should resonate with them on an emotional level – simply and directly.”