John Newman’s neues Album “Revolve” ist klassisch und zeitlos ohne dabei retro zu klingen. Im Kern geht es dabei um das lebhafte Gefühl der Abenteuerlust. Ausgelöst durch eine frische Trennung packte John Newman im Frühjahr 2015 seine Sachen und zog gemeinsam mit seinem besten Freund Tom, der ebenfalls kurz vor einer Trennung stand, nach L.A.
Unmittelbar nach der Landung nahmen sie den weiten Weg nach Arizona auf sich, wo sie in einer “verrückten” Kleinstadt namens Flagstaff übernachteten. Die beiden haben sich betrunken, bei einem Meteor Krater vorbeigeschaut und den Grand Canyon besucht, bevor es wieder zurück nach L.A. ging. Somit gewann John Inspiration um neue Musik zu schreiben. Am gleichen Tag als John Newman und Tom in ihr Haus am Flicker Way eingezogen sind, schrieb John den Refrain von “The Past” – ein Song, auf dem nun die großartigen Blechbläser von Jerry Hey spielen, die bereits bei Michael Jacksons “Thriller” eingesetzt wurden.
“Ich erinnere mich daran, wie ich nach den Aufnahmen für eine Zigarette rausging”, erzählt John. “Ich dachte mir ‚Das ist so surreal, ich bin in L.A. und arbeite gerade an meinem zweiten Album. Ich mache das gerade wirklich…'”.
Daraus entwickelte sich schnell eine Routine. Jeden Tag saß John mit geöffnetem Laptop am Klavier um seine Texte direkt festhalten zu können und gleichzeitig die richtigen Akkorde zu finden. Auch unterwegs arbeitete er ständig an Songideen. “In deinem Kopf sind deiner musikalischen Kreativität keine Grenzen gesetzt”, sagt er. “Wenn man stattdessen am Klavier sitzt, kann ein Song nur so gut werden wie die eigenen Fähigkeiten am Klavier. Man darf sich nicht selbst einschränken. Ich möchte nicht, dass Menschen, die sich in 100 Jahren mit meiner Musik befassen, sagen können, wann meine Musik entstanden ist. Das sollen sie nur dem Datum der Videos entnehmen.”
John Newman ist ein Popstar der ganz besonderen Art. Er schreibt, singt, arrangiert, spielt und produziert seine Werke selbst und führt nebenbei auch noch Regie bei seinen Musikvideos. Außerdem ist es für ihn eine Leichtigkeit ein Bühnenbild oder die Outfits seiner Band zu designen. Mit seinem sehr erfolgreichen Debütalbum “Tribute” präsentierte er sich einer Welt, die immer hungrig auf neue Pop-Hits ist. Dieses Kapitel war jedoch nach einer weiteren ausverkauften UK Tour im November 2013 beendet. John packte seine Musik, Bilder und alles was auch nur im Geringsten mit dem Album “Tribute” zu tun hatte auf eine Festplatte und legte diese noch in derselben Nacht in einen Ordner, wo sich all seine frühere Musik befand.
“Ich brauchte sie nicht mehr”, sagt er. “Am nächsten Tag kaufte ich eine neue Festplatte – eine die so schnell nicht im Archiv ruhen wird…”
Nun folgt ein neues Konzept, ein neues Gefühl und ein neuer Style. “Revolve” ist kühn, raffiniert, einfach und kraftvoll. Inspiriert von High-End-Fashion und der Hitze in L.A. entstand ein Sound von Herzschmerz und neuer Liebe, Freiheit, Begeisterung und vor allem Herz und Seele. Das Konzept um das Album “Revolve” kam John das erste Mal in seinem Zimmer in der Le Par Suite in Los Angeles in den Sinn. Als er 2014 für das Coachella Festival dort war, designte er ein dreieckförmiges Schmuckstück, welches von Kreisen umrahmt wurde. Das war die Geburtsstunde von “Revolve”.
John wollte ein Logo für sein neues Album designen, auch wenn es für das Album damals noch keinen Namen gab. Er wusste, dass es aussehen soll wie ein Fashion-Logo und dass die Kreise den Zyklus des Lebens widerspiegeln sollen. Während der Aufnahmen zu “Tribute” stellte John ein Skizzenbuch zusammen, das Entwürfe von Websitedesigns bis hin zu Bühnenbildern enthielt. Dieses Mal hielt er seine Ideen digital fest und sammelte schließlich eine große Fotosammlung von Elvis, James Dean, Dean Martin, Michael Jackson und Frank Sinatra. Nach und nach entstand eine gewisse Stimmung. Es wurde immer deutlicher, das “Revolve” eine eigene Welt um sich herum kreierte und eigene Regeln entwickelte.
“Wir leben nach Modellen und richten uns nach Abläufen”, sagt Idris Elba zu Beginn des Albums. “Jeder von uns rotiert”. Die erste Single “Come And Get It” ist raffiniert und sehr britisch. Der Song setzt sich aus großer Musikalität, Melodie und Groove zusammen und repräsentiert den John von heute perfekt. Unter den ersten Songs, die John für das Album geschrieben hat, war für ihn von Anfang an klar, dass er sich mit einem dieser Songs zurück melden wollte. “All My Heart” ist ein Orchester-angelehnter Disko-Knaller, der das Album mit einer hohen Anmut einleitet.
Der perfekte Radio-Song “Lights Down” (geschrieben mit Greg Kurstin als John das erste Mal in L.A. war), wurde inspiriert von der Frage “Was würde ich gerne hören, wenn ich durch die Stadt fahre?”. Dadurch erschufen die beiden ein “absolut verdammt grooviges Biest”, das mit Funk, Glam, Pop und guter Laune nur so überläuft. “Love’s Gone” zeichnet sich insbesondere durch John’s Klavierspiel aus. Am anderen Ende der emotionalen Bandbreite steht “Never Give It Up”, ein Song, in dem John beschreibt, dass jemand sich zu sehr bemüht ihm nah zu sein, obwohl er selbst für diese Bindung nicht bereit ist – und übrigens, der Song enthält eine der fantastischsten Bridges mit ungerader Taktanzahl, die man wahrscheinlich je hören wird.
Der extrem aufbauende Song “Something Special”, unterstützt von Hörnern, einem Chor und einer unerbitterlichen Bassline, wurde von John selbst produziert. Bei “Tiring Game”, einem lebhaften Song untermalt von Klavieren, Orgeln, Handclaps und Fußstampfen, wirkte der legendäre Charlie Wilson (The Gap Band) mit. Der letzte Song des Albums, “We All Get Lonely”, ist auffällig emotional, untermalt von einem Breakdown ähnlich wie bei Led Zeppelin, inmitten eines echten Gospel-Blues voller ehrlicher, menschlicher Wärme und Energie.
Aufgenommen wurde “Revolve” Song für Song in L.A., London und Miami. Diesen Vorgang hat er sich von seinem Freund Calvin Harris abgeschaut. “Es ist wichtig, dass man sich mit einem Song auseinandersetzt”, sagt John. “Aber dann muss man auch abschalten und einfach abends nach Hause gehen, nicht weiter daran denken. Ich lasse einfach meinen Gedanken freien Lauf.” Jeder Song wurde fertig gestellt, bevor der nächste angefangen wurde. "Es ist meine Hoffnung, dass “Revolve” einen Hit nach dem anderen bietet," sagt er. “Es fühlt sich an als befinde ich mich an einem Ort, an dem ich mich bewährt und meinen Groove gefunden habe. Ich sitze nicht da und denke, dass ich toll bin: Ich sitze da und bin stolz auf die Musik, die ich mache.”
John schafft es auch sich wachzuhalten, wenn er kurz vor dem Einschlafen ist – es ist ein außerkörperlicher Zustand. “Du gibst deinem Kopf Ruhe und genau dann kommen dir die verrücktesten Einfälle”, sagt er lachend. "Man muss sich vor Augen halten, dass sich der gerade mal 25-jährige John Newman in kürzester Zeit vom sensiblen Jungen einer Kleinstadt in North Yorkshire zu einem in Los Angeles lebenden Mann entwickelt hat, der seine Musik in Michael Jacksons altem Studio aufnimmt. Er ist ebenfalls jemand, der an Ehrlichkeit glaubt und “Revolve” ist ein sehr ehrliches Album. Er ist ein Künstler mit großem Ansporn und Ehrgeiz, ein Künstler, der vor ein paar Jahren schrieb und schrieb und schrieb und einfach nicht aufgehört hat und auch nicht aufhören wird, denn er liebt es, für andere Menschen zu schreiben. “Ich sehe mich als Songwriter”, sagt er, “Nicht nur als Sänger, diesen Stempel bin ich endlich losgeworden und kann nun das was ich mache in vollen Zügen genießen.”
Was die Zukunft betrifft wird John diesen Sommer ein Buch auf den Markt bringen, ein Handbuch für den Weg in die Musikindustrie. Ebenfalls ist eine Dokumentar-Serie in Planung, die im nächsten Jahr in den USA gedreht werden soll. In der Zwischenzeit konzentriert sich John auf “Revolve” und will das Album in die ganze Welt hinaustragen. “Es wird so viel Spaß machen, dieses Album live zu spielen”, lacht er. “Man wird auf der Bühne sehen können, wie sehr ich diese Musik liebe und wie verdammt gerne ich damit auftrete.”
Während seiner Zeit in den USA fuhr John Newman den Mulholland Drive entlang. Dort gibt es einen bestimmten Ort, wo man plötzlich aus dem nichts mit einer wunderschönen Aussicht über die Täler überrumpelt wird. John ging dabei ein Licht auf. Ein neues, weiteres Konzept wurde genau in diesem Moment geboren. “Es ist sehr aufregend”, sagt er. “Ich hoffe ich sehe euch alle dort…”