JP Cooper aus Manchester ist ein “Self-Made”-Musiker, ein Autodidakt, dem es mühelos gelingt, sich in zwei sehr unterschiedlichen musikalischen Spektren zu bewegen, die eigentlich als konträr gelten. Er kommt ursprünglich aus der Indie-Rock-Szene, trat aber später dem ‘Sing Out Gospel Chor’ seiner Heimatstadt bei. In seiner außergewöhnlichen Stimme wird so das Beste und Schönste aus beiden Stilen vereint. Er produziert tiefgehende und ergreifende Musik, die aus der Seele von einem kommt, der Lebenserfahrung hat und weiß, was Verlust und Sehnsucht bedeuten. JP Cooper ist einzigartig und wehrt sich gegen jegliche Konvention und künstlerische Vergleiche. “Ich möchte eigentlich nicht als Singer-Songwriter bezeichnet werden, denn dann stecken Dich die Leute in diese leicht gammelige Troubadour-Schublade”, sagt er lachend. “Ich möchte mehr sein. Ich möchte großartige Musik machen und wachsen. Immer schon habe diejenigen Künstler am meisten gemocht und bewundert, die sich stark entwickeln, beispielsweise Marvin Gaye, Stevie Wonder und Björk. Ich hoffe, dass ich einen ähnlichen Weg gehen werde, verschiedene Sound-Spektren erforsche und mich immer weiter wandele.”
Es scheint so, als würde seine musikalische Begabung in den Genen liegen, jedoch stammt er nicht aus einem sehr musikalischen Elternhaus. Sein Großvater jedoch war ein erfolgreicher Künstler und gab seinem Vater, der ebenfalls Künstler ist, einen Rat mit, die sich als prägend für JP Coopers späteren Werdegang erwies: “Mein Dad studierte an der Kunsthochschule und mein Großvater sagte ihm: ‘Such Dir keinen Job im künstlerischen Bereich, denn irgendwann wirst Du ihn einfach nicht mehr mögen. Er wird einfach irgendwann nur noch Arbeit sein und kein Hobby mehr.’ An diesen Satz musste ich stets denken, als ich mir später selbst das Gitarrespielen beibrachte. Du musst natürlich deine technischen Grundlagen beherrschen, aber die Hauptsche ist, dass Du an der Sache Spass hast, spielerisch mit ihr umgehst, so wie ein Kind – und alle Regeln ignorierst. Die Tatsache, dass ich eigentlich keine Ahnung davon habe, welche Akkorde ich spiele, kommt mir persönlich sehr entgegen; ich bin eigentlich ein Blender! Aber ich mag das, mir verschafft dieser Ansatz große künstlerische Freiheit.”
Wie so viele Teenager aus Manchester wuchs JP in der gitarrenlastigen Ära des Britpop auf und spielte während seiner Schulzeit in diversen Bands. Durch das Stöbern im örtlichen Plattenladen “Vinyl Exchange” erweiterte er seinen musikalischen Horizont über Oasis und Co. hinaus. Dort entdeckte er alle möglichen Künstler – von Björk zu Aphex Twin, Donny Hathaway bis Rufus Wainwright. Als er im College war, beschloss er, fortan als Solo-Künstler zu fungieren und konnte sich so musikalisch voll entfalten, all seine Einflüsse verarbeiten und damit beginnen, der Künstler zu werden, der er wirklich sein wollte. „Ich merkte, dass ich mich auf niemand anderen stützen musste – so lange ich spielen und schreiben konnte, war ich recht erfüllt. Und ich konnte so die Musik machen, die mir vorschwebte; ohne Kompromisse.“ Er brachte sich selbst das Gitarre-spielen bei und probierte sich bei Open-Mic-Sessions aus. Daraufhin wurde er rasch in ganz Manchester gebucht. Nach nur einem Jahr verkaufte er bereits das „Deaf Institute“ aus, ein Venue, das 250 Personen fasst. Aber, vielleicht weil er ein Weißer mit einer Gitarre ist, wurde er immer mehr für Folk-/Indie-Abende engagiert. Es gefiel ihm nicht, auf dieses Genre festgelegt zu werden. Dies änderte sich jedoch, als sich seine Musik in eine zunehmend raffinierte und breitere Richtung verfeinerte. Das war die Zeit, in der er dem „Sing Out Gospel Chor“ beitrat. Er veröffentlichte drei Mixtapes und stellte fest, dass er mehr und mehr Fans aus dem Urban-Bereich dazugewann. Nun spielte er in ausverkauften Clubs wie dem „Gorilla“ in Manchester und auch vor vollem Hause in London. „Ab dem Zeitpunkt, in dem ich in der Spoken-Word, Soul- und auch Urban-Szene einen Namen hatte, änderte sich alles nahezu über Nacht. Seitdem wächst das, was ich als ‚mein‘ Publikum bezeichne, zunehmend. Ich finde es sehr schön, von diesen Leuten geschätzt und gemocht zu werden.“
Vor drei Jahren wurde JP Cooper zum ersten Mal Vater und hatte ein Jahr darauf eine schwierige Entscheidung zu treffen. Um sich Geld für den Lebensunterhalt dazuzuverdienen, arbeitete in einer Bar. Dies ermöglichte es ihm, morgens und abends bei seinem Sohn zu sein, als Island Records (Universal Music) ihm einen sogenannten ‘Artist Development Deal’ anbot. Er wusste, dass dies u. a. eine Menge London-Reisen mit sich bringen würde. “Ich wollte es nicht versäumen, meinen Sohn aufwachsen zu sehen, aber ich musste mich auch um unsere Zukunft kümmern und vorsorgen. Ich geriet in den Konflikt, einerseits unbedingt professionell Musik machen zu wollen und all die schönen Dinge, die dies mit sich bringt, zu erleben – und mich dafür von all dem, was mir vertraut ist, zu entfernen.”
Dieses Dilemma machte JP Cooper in dem Song “Closer” auf seiner EP “When The Darkness Comes” aus dem Jahre 2015 zum Thema. Nachdem er bei Island Records unterschrieben hatte, veröffentlichte er dort insgesamt zwei EPs, die zusammen mehr als zehn Millionen Plays erreichten. Die erste EP “Keep The Quiet Out” wurde von Confectionary (Bonkaz, Jacob Banks) produziert. Beim jüngeren Werk der beiden, bereits erwähntem “When The Darkness Comes”, stand das Duo One-Bit hinter den Reglern. Die EP enthält sechs perfekt eingespielte Tracks und ist zutiefst persönlich. Gleichzeitig beinhaltet sie Stoff, mit dem sich der Hörer leicht identifizieren kann. „Es geht hier um Beziehungen, die Schwierigkeiten, mit denen wir Menschen so zu kämpfen haben, das Thema Familie und darum, wie unser Geist funktioniert; das Sonderbare daran und die Komplexität“, erklärt JP.
Nicht nur online erfreut sich JP Cooper vielen “Followern”, auch live blickt er auf eine große und treue Fanschar. Letztes Jahr verkaufte er vier Shows in London aus, darunter “The Scala”, “The Village Underground” und das “KOKO”. Die Veröffentlichungen seiner EPs gepaart mit seinen intensiven Auftritten haben JP Fans aus so verschiedenen Sparten eingebracht, wie sein Sound facettenreich ist. Berühmte Kollegen wie Ed Sheeran, Maverick Sabre, Shawn Mendez and Stormzy singen Loblieder auf ihn. Kollaborationen wie zum Beispiel mit George The Poet haben Cooper mit der Spoken-Word-Szene in Berührung gebracht. „Diese Sparte hat mich eine Menge gelehrt“, sinniert er. „Diese Fantasie, die dahinter steht hat mich inspiriert und motiviert, immer besser zu werden.“
Nachdem JP von Zane Lowe als “The Future Sound of Radio 1” gekürt wurde, die “When The Darkness Comes” EP herausgebracht und er beim „SXSW“ Festival für Furore gesorgt hatte, präsentierte er 2016 schließlich den Wahnsinns-Track „Five More Days“ featuring Avelino. Auch erschien dieses Jahr der Hit „September Song“, der weltweit bis dato mehr als 70 Millionen Mal gestreamt wurde. Er spielte als Support Act von Stevie Wonder beim diesjährigen „British-Summer-Time“-Festival und trat beim „Bestival“, bei „T In The Park“ und „Festival No. 6“ auf. Auch erwähnt sei seine mit Platin ausgezeichnete Kollaboration mit Jonas Blue und dem Song „Perfect Strangers“, der inzwischen mehr als 240 Millionen Plays bei Spotify verzeichnet. Es folgte eine UK-Tour im Herbst, die 13 Städte umfasste, unter anderem erneut London, wo er nun im „o2 Kentish Town Forum“ auftrat.
Nun steht die Veröffentlichung von JP Coopers Full-Length-Debut-Album an, das gleichermaßen fett und kräftig, wie schlicht und ehrlich ist. Es beinhaltet Elemente des Hip Hop, Stand-Up-Soul und Country-inspirierte Gitarrensounds sowie einige unerwartete Kniffe und Wendungen. Denn JP ist weiterhin kein Künstler, der sich formelhaft, vorhersehbar und konventionell in einer Richtung bewegt. “Es ist mutig”, findet JP. “Ich habe ein paar Radioauftritte absolviert und ich weiss, dass das ein Glück war, denn ich klinge nicht wie das, was sonst so im Radio gespielt wird. Und ich möchte auf diesem Pfad bleiben. Ich möchte nicht denselben Sound wie alle anderen machen, die derzeit ‘in’ sind.
JP gehört nicht zu der Sorte von Künstlern, die primär nach Preisen und Auszeichnungen streben. Das ist nicht der Grund, warum er Musik macht. Er ist nicht derjenige, der den kommerziellen Massenmarkt bedienen will. Eher möchte er herausfinden, was muskalisch zusammenpasst, das auf den ersten Blick nicht vereinbar scheint. “Es gibt kein Image, das ich pflege, ich lebe einfach mein Leben und schreibe darüber. Es ist eine Erfahrung. Ich bin nicht unnahbar”, betont er, “ich glaube, dass mir die Leute durch meine Art vertrauen, ich habe keine Fassade. Ich glaube, dass das die Menschen interessiert und sie neugierig macht. Und hoffentlich gefällt ihnen, was sie bei mir finden und hören. Ich weiß, dass die Zukunft und der Erfolg ungewiss sind, und ich mache mein Ding nunmehr schon seit ein paar Jahren, aber irgendwie fühlt es sich gerade für mich so an, als wäre dies jetzt erst der Anfang. Und das ist sehr aufregend.”