“Touch” ist das zweite Album des kanadischen Quintetts July Talk - und wie der Titel bereits verrät, versprüht die Indierock-Formation damit jede Menge Nähe: "Es war leicht, einen Vibe und einen Sound für das neue Album zu kreieren", sagt Sänger Peter Dreimanis, “weil wir tatsächlich einfach nur unsere Live-Shows angeschaut haben, und was daran Spaß gemacht hat, was für Leute dort aufgetaucht sind, und was für eine Art Community im Raum spürbar wurde. Wir waren nie darauf aus, eine Grenze zwischen Bühne und Publikum zu ziehen. Wir wollen genauso im Raum sein wie unser Publikum. Und deshalb wollten wir Songs schreiben, die die Leute direkt an der Kehle packen.”
Und das klingt so: Dreimanis und der zweite Gitarrist der Band, Ian Docherty, ziehen beispielsweise den Song "Johnny and Mary" mit punkiger Aggression durch, während der Glam-Rock-Stampfer “Beck and Call” die Rhythmusgruppe – Josh Warburtons Bass und Danny Miles' Schlagzeug – in den Mittelpunkt rückt. Über allem thront der Gesang von Frontfrau Leah Fay: Sie stürzt sich nicht nur ins musikalische Getümmel, nein, sie stolziert hindurch. Zu dieser unmittelbaren in-your-face-Mentalität wurde die Band vom Produzenten des Albums angestachelt: Ian Davenport, der für seine Arbeit mit der denkverwandten Rockgruppe Band of Skulls bekannt ist.
Besonders der letzte Track auf “Touch” ist so etwas wie der Schlüsselsong des Albums: Während sich das Lied stetig aufbaut, machen Dreimanis und Fay das generelle Thema des Albums deutlich geltend: “We get so tired and lonely”, proklamieren sie entrückt, fast wie in einem Gospelsong, "we all need a human touch." Es ist ein Mahnen daran, dass kein Snapchat-Selfie ein Ersatz sein kann für eine intime Unterhaltung, dass kein Emoji so viel zählt, wie eine echte Umarmung, dass kein YouTube-Konzertvideo rankommt an das berauschende Gefühl, sich von einer Bühne in die Menge zu schmeißen.
Den unverkennbaren Songs von July Talk liegt ein Kräftemessen der beiden Sänger zugrunde: Die laszive Nummer
“Lola + Joseph”, das schmutzige Disko-Kreuz “
Push + Pull” und das bittersüße, verrauchte "
Strange Habit" greifen den Pop-Noir-Dialog vom Vorgängeralbum “July Talk” aus dem Jahr 2012 wieder auf: Fay und Dreimanis stehen sich nicht in einem Wechsel von Aussage-gegen-Aussage gegenüber, sondern handeln eher als Verbündete. “Touch” ist als CD, Vinyl, Download und Stream erhältlich.