Ketil Björnstad | Biografie

Ketil Bjornstad

“Spiele nicht zuviel” – das ist das selbstgewählte, künstlerische Motto von Ketil Bjornstad. Und das spätestens seit Mitte der 90er Jahre zum vielbeachteten Markenzeichen dieses Homme des Lettres ist. Denn der 1952 in Oslo geborene Bjornstad ist nicht nur Pianist, Komponist und Improvisator.
Bjornstad hat zudem rund 20 Bücher veröffentlicht, neben Romanbiographien (u.a. über den Komponisten Edward Grieg und den Maler Edvard Munch) Essays und zuletzt den Roman “Erlings Fall”. Außerdem ist er einer der ganz wenigen Jazz-Musiker, die eine profunde Ausbildung als Klassik-Musiker genossen hat. Bjornstad perfektionierte dabei in den Musikzentren London, Paris und Oslo sein klassisches Vokabular, so dass er schon mit 16 Jahren als Solisten debütieren konnte: 1969 spielte er in mit dem Philharmonischen Orchester von Oslo das teuflisch schwere 3. Klavierkonzert von Bartók. Es war zugleich das Jahr, in dem Bjornstad zum Jazz verführt werden sollte, von Miles Davis' epochalem Meisterwerk “In A Silent Way.” Vier Jahre lang arbeitete Bjornstad von nun an ausschließlich am Jazz und nahm 1973 sein erstes Album “Abnet” auf, mit Arild Andersen, Jon Christensen und Jon Eberson. 1974 erschien dann der Schriftsteller Bjornstad erstmals auf der Bildfläche, als er den Gedichtband “Alene Ut” veröffentlichte und somit den Grundstein legte für eine bis heute anhaltende Beschäftigung von Literatur und Musik. Mit dem 79er Album “Leve Patagonia” (Long Live Patagonia) erinnerte er an Hans Jäger und dessen ausgelassenes Künstlerleben; 1981 komponierte er die Rock-Oper “Trettiårskrigen” (Der Dreißigjährige Krieg) und zwei Alben auf Texte von Knut Hamsun und Harry Maartinson, beides Träger des Nobelpreises für Literatur. Seit der Gründung des Quartetts “The Sea” mit Terje Rypdal, Jon Christensen und David Darling gehört Bjornstad endgültig zur ECM-Familie, mit der er mittlerweile fünf Alben herausgebracht hat. “Meine Theorie ist, dass künstlerische Energie oft von einer einzigen Person ausgeht”, erläutert Bjornstad seine Beziehung zu ECM und den Label-Chef Manfred Eicher. “Etwa in den 50ern, als Ingmar Bergmann in München war. Ähnlich war es mit Manfred Eicher und seinen ersten ECM-Aufnahmen in Oslo. Seine Anwesenheit war extrem stimulierend für eine ganze Generation junger norwegischer Musiker.” Ähnlich der Musikerfreunde- und Kollegen Jan Garbarek und Terje Rypdal ist Bjornstad zu einem Wanderer zwischen den Stilen geworden, der den Momenten der Schönheit und der Stille nachspürt. Zuhören ist das besonders in den beiden Duo-Alben mit dem Cellisten David Darling. Und nicht zuletzt in dem akustischen Ritterschlag vom Regisseur Jean-Luc Godard, der für zwei seiner Filme Bjornstad-Klänge auswählte und die natürlich auf der Godard-Hommage-Box “Histoire(s) du Cinema” vertreten sind. Nach dem Auftrag des norwegischen Königshauses, ein Oratorium für den Jahreswechsel 1999 ÷ 2000 zu komponieren, knüpft Bjornstad jetzt mit dem aktuellen Album “Grace” an die bisherigen Klassiker wie “Water Stories” und “The River” und damit an die Feier der Reduktion an. Mit u.a. Arild Andersen, Trilok Gurtu und der Sängerin Anneli Drecker vertonte er diesmal Texte des elisabethanischen Dichters John Donne.
Mehr von Ketil Björnstad