“Genug ist nicht genug“ – dieser 35 Jahre alte Song von Konstantin Wecker beschreibt den Münchener Liedermacher, Komponisten, Autoren, Schauspieler, Querdenker, Aktivisten, Visionär perfekt. Kein deutschsprachiger Sänger wollte so viel, hat sich so dem Genuss verschrieben, befand sich derart im ständigen “Liebesflug“. Als überdimensionaler Hedonist ist Wecker in die deutsche Pop-Geschichte eingegangen. Auf einem Konzert 2009 pointierte Wecker allerdings – höchst ironisch zugespitzt – mit “Genug ist nicht genug“ auch noch sein immer noch hellwaches linkes politisches Engagement: bereits 1977 mit der Anti-Nazi-Ballade “Willy“ artikuliert und kürzlich in den Song “Absurdistan“ geflossen. Weckers aktuelles Album “Wut und Zärtlichkeit“ erklomm 2011 in Deutschland und Österreich die
Top−20 der Hitparaden.
Geboren ist er im München der Nachkriegszeit als Sohn eines Opernsängers. Als Kind lernte Wecker Klavier und Geige und war Solist eines Kinderchors. Mit der Pubertät wuchs seine Leidenschaft für das Dichten und der Freiheitsdrang. Der Rebell erwachte in Konstantin Wecker, der mit zwölf Jahren zum ersten Mal von Zuhause durchbrannte. Es folgten abgebrochene Studien der Philosophie und Psychologie und Nebenjobs als Schauspieler in diversen Sexfilmchen (unter anderen mit Ingrid Steeger und Elisabeth Volkmann), bevor Wecker sich komplett der Musik widmete. Nach “Genug ist nicht genug“ erhielt er 1977 den deutschen Kleinkunstpreis.
Lyrisch in der Nähe Gottfried Benns, musikalisch ein Verehrer Puccinis, hat sich Wecker in diversen Genres ausgetobt. Als Musical-Komponist mit “Pettersson und Findus“, “Pinocchio“ und “Peter Pan“. Als Film-Musiker von “Die weiße Rose“, “Kir Royal“ oder “Schtonk!“. Als Schauspieler in “Go, Trabi, Go“. Als Autor Dutzender Bücher, insbesondere der autobiografischen “Ketzerbriefe eines Süchtigen“ (1983) und 2012, zum 65. Geburtstag, der erschienenen Gedichtsammlung “Jeder Augenblick ist ewig“. Jenseits der Quote hat Wecker mit seinem Gesamtwerk Millionen begeistert.
Ähnlich raumgreifend sind Konstantin Weckers Konzert-Kollaborationen: Hannes Wader und Reinhard Mey, Pippo Polina und Jo Barnikel, Jazzer wie Wolfgang Dauner und Charlie Mariano oder (am Anfang seiner Karriere) Joan Baez und Mercedes Sosa bilden ein Spektrum, das Weckers musikalisches Format unterstreicht.
Sein Talent wird Wecker weiter für seine Ideale einsetzen. “Auf die Tatsache, dass mir immer Melodien zugeflogen sind, war ich nie stolz. Das ist ein schönes Geschenk, das ich immer dankbar angenommen habe und bei dem ich immer Angst hatte (und immer noch habe), dass es eines Tages genau so plötzlich, wie es gekommen ist, wieder weg sein kann”, sagte er 2012. Erfolg sei wichtig, “wahrscheinlich aber war das Scheitern wichtiger", resümierte Konstantin Wecker in einem anderen Interview. “Das Talent bringt die Verpflichtung mit, sich mindestens um diejenigen zu sorgen, die aus dem gesellschaftlichen Raster fallen, die normalerweise keine Stimme haben. Es waren ja immer die Dichter, die ihnen eine Stimme verliehen haben.” Konstantin Wecker hat noch lange nicht genug.