Seit Kristin Asbjørnsen Mitte der 1990er Jahre als Mitglied des weiblichen Gesangsquartetts Kvitretten die Musikszene betrat, hat sich die Norwegerin als eine der schillerndsten und eigenwilligsten Künstlerinnen international etablieren können. Mit ihrer unverwechselbaren, wunderbar expressiven Stimme begeistert sie heute Kritiker und Musikliebhaber in aller Welt. In den ersten zehn Jahren ihrer professionellen Karriere stellt sie diese Stimme uneigennützig in die Dienste von Ensembles wie den Kvitretten, der Rockband Krøyt und dem Quintett Dadafon, das eine Mischung aus Jazz, Rock, Pop und afrikanischer Musik spielte. Auf Asbjørnsens erstes Soloalbum “Wayfaring Stranger – A Spiritual Songbook” mussten die Fans der Sängerin bis 2006 warten. Belohnt wurden sie mit einem ungewöhnlichen Meisterwerk, auf dem die Sängerin elf traditionelle Spirituals in sehr eigener und zeitgenössischer Weise interpretierte. Für ihr zweites Soloalbum “The Night Shines Like The Day”, das ausschließlich Eigenkompositionen enthielt, erhielt Asbjørnsen 2009 in ihrer Heimat den Spellemannsprisen (den norwegischen “Grammy”) und in Frankreich den Mondomix Babel Med Prize. Nun legt Kristin Asbjørnsen mit “I’ll Meet You In The Morning” endlich ihr drittes Soloalbum vor.
Auf “I’ll Meet You In The Morning” knüpft die 42-Jährige musikalisch an ihr 2006 veröffentlichtes Solodebüt “Wayfaring Stranger – A Spiritual Songbook” an. Erneut bedient sich Asbjørnsen aus dem umfangreichen Spirituals-Songbook, das sie von der 1990 verstorbenen, aus Chicago stammenden schwarzen Sängerin Ruth Reese geerbt hatte, die 1960 nach Norwegen ausgewandert war. Diese größtenteils kaum bekannten afro-amerikanischen Sprituals erzählen von Sehnsucht, Trauer, Einsamkeit und Überlebenskampf, aber auch von Hoffnung und freudigen Ereignissen.
Auf ihrem ersten, spartanisch instrumentierten Spirituals-Album überraschte Asbjørnsen mit sehr authentisch und doch auch modern klingenden Intepretationen. Das neue Album ist sogar noch fesselnder geworden und hebt nicht zuletzt den afrikanischen Ursprung der Spirituals hervor.
Das Repertoire enthält die Titel “Take My Mother Home”, “I’m Gonna Cross The River Of Jordan”, “I Made My Vow To The Lord”, “Tramping”, “Shining”, “Run All The Way”, “There Is A Balm In Gilead”, “Wasn’t That A Wide River?”, “Don’t You Weep For Me, Baby”, “No More” und “Spring Is Coming”. Begleitet wird Kristin Asbjørnsen diesmal von dem Gitarristen Olav Torget, der auch an einer westafrikanischen Konting-Laute zu hören ist, Bassist Gjermund Silset, Perkussionist Knut Aalefjær und der nigerianisch-norwegischen Kora-Spielerin Monica Ifejilika. Produziert wurde das Album (wie zuvor schon “Wayfaring Stranger”) von Anders Engen, den man vor allem als Schlagzeuger von Bugge Wesseltoft's New Conception Of Jazz, Eivind Aarsets Électronique Noire und Silje Nergaard kennt.
Und natürlich ließ es sich Engen nicht nehmen, auf “I’ll Meet You In The Morning” selbst auch als Schlagzeuger, Pianist und Gitarrist in Erscheinung zu treten.