Als Paul Tucker und Tunde Baiyewu im Mai 1996 ihre Debütsingle “Lifted” in England veröffentlichten, waren sie gänzlich unbekannt. Zwei Ex-Studenten aus Newcastle-upon-Tyne, der eine weiß, der andere schwarz, die die Liebe zu Dance- und Soulmusik verband. Zwei Jahre später gehörten die beiden zu Englands Pop-Darlings: Die Hits “Ocean Drive” und “Lifted”, die sich lange in den britischen Top Ten hielten, kannte auf der britischen Insel schon jeder. Aber auch die anderen Songs ihres Debütalbums “Ocean Drive” blieben im kollektiven britischen Bewußtsein hängen. Das Album, das sich 17 Monate nach Erscheinen immer noch in den Top 40 aufhielt, verkaufte sich auf der Insel mehr als 1,5 Millionen Mal.
Angefangen hatte alles mit dem Song “Ocean Drive”, der Colin Barlow (A&R-Manager von Polydor UK) 1993 via Telefon zu Ohren kam. Ein Bekannter hatte ihm das Demo vorgespielt in der berechtigten Annahme, dass es das Interesse des A&R-Experten wecken würde. Barlow machte sich sofort auf den Weg nach Newcastle, wo die Ex-Studenten Paul Tucker und Tunde Baiyewu für 60 britische Pfund die Woche in Nachtclubs jobbten. Durch einen befreundeten DJ hatte der Songwriter den Sänger kennengelernt und mit ihm zusammen just for fun den bereits 1989 entstandenen Titel “Ocean Drive” eingespielt. Keiner von beiden hätte damals einen Gedanken daran verschwendet, dass der Spaß eines Tages ernste Folgen haben könnte. Bis Colin Barlow bei ihnen vor der Tür stand…
Tucker und Baiyewu waren beileibe keine Shooting Stars. “Lifted” schaffte erst sieben Monate nach der Erstveröffentlichung als Re-release den Sprung in die britischen Top Five. Das Album “Ocean Drive” kam erst ein Jahr nach seiner Veröffentlichung unter die ersten 15 in UK. In Deutschland, wo “Lifted” und “Ocean Drive” beachtliche Erfolge in den Verkaufscharts erzielen konnten, ging es etwas schneller: Bereits ein halbes Jahr nach Erscheinen stieg das Album in die Top 30 ein.
Im nachhinein sind die beiden Briten froh darüber, dass sich die Dinge für sie so langsam entwickelten. Sänger Tunde Baiyewu, der als 15-Jähriger mit seinen Eltern von Nigeria nach England kam, sagt: “Ich glaube nicht, dass wir mit dem Erfolg zu einem früheren Zeitpunkt hätten umgehen können. Dadurch, dass alles etwas länger gedauert hat, hatten wir genügend Zeit, um uns an die Vorstellung zu gewöhnen.”
Dem großen kommerziellen Erfolg in der Heimat schlossen sich zahlreiche Auszeichnungen an. Das Duo wurde gleich dreimal für den Brit Award nominiert, gewann diverse Trophäen bei den Black Music Awards und zählte zu den drei Bewerbern für den “Best Contemporary Song of 1996” bei den prestigeträchtigen Ivor Novello Awards.
Was die beiden Briten musikalisch bieten, ist moderner Soul, bei dem die Dance-Musik eine ebenso große Rolle spielt wie das raffiniert arrangierte Zusammenspiel zwischen Bläsern und Streichern. Evolution statt Revolution lautete das Motto für “Postcards From Heaven”. Soll heißen: Die neuen Songs stellen eine natürliche musikalische Weiterentwicklung dessen dar, was auf dem Debütalbum passierte. Für den weitaus höheren Grad der Vollkommenheit sorgten ein mittlerweile sehr viel größer gewordener Reichtum an Erfahrung und vor allem auch die gewachsenen Songwriter-Fähigkeiten. Was zur Folge hatte, dass Tucker und Baiyewu 50 Prozent der Songs nun ohne fremde Hilfe schrieben hatten. Bei der anderen Hälfte arbeiteten sie – wie schon beim ersten Album – mit Tim Lawes (Gabrielle) und Ex-Kane-Gang-Mitglied Martin Brammer zusamm