Schwedens Sterne scheinen schöner – Lisa Miskovsky
Kein Song beflügelt besser die neue TV-Werbung des Frauenmagazins Freundin als Lisas Platinsingle „Lady Stardust“, ein umwerfender, organischer, halbakustischer Song zwischen Alternative-Pop und Folk.
Dass Sängerinnen ins Fach der Schauspielerin wechseln und Schauspielerinnen irgendwann CDs besingen, ist heute keine Seltenheit. Dass eine ehemals professionelle Snowboarderin zu Schwedens Singer-Songwriter-Diva aufstieg, schon. Fast lässt sich Lisa Miskovsky aufgrund der Bretter, die (manchen) die Welt bedeuten, mit ihren Surferkollegen Jack Johnson und Donavon Frankenreiter vergleichen. Ihr Sound ist aber, das sei ihr gegönnt, mädchenhaft-schwärmerischer und poppiger.
„Mir wurde mein Platz in der schwedischen Nationalmannschaft schließlich zu stressig“, vertraute Lisa kürzlich der Radiojournalistin Louisa Lewis an. „Ich mag nicht, wenn es zu viele Regeln gibt und mich nervte die andauernde Wettkampfmentalität. Wenn ich dauernd an Musikwettbewerben teilnehmen würde, wäre das für mich in diesem Bereich irgendwann wohl auch so.“ In der Musik ist Miskovsky entspannter und das hört man auch auf ihrem gerade erschienenen internationalen Debut „Fallingwater“.
Man mag Lisa gern anschauen, wenn die 25jährige auf kylieclub.com die in diesem Sommer modernen Kaftans vorträgt („Holt euch Lisas Ethno-Look“), dazu Massen von Freundschaftsbändern und Armreifen anlegt. Kein Song beflügelt besser die neue TV-Werbung des Frauenmagazins Freundin als Lisas Platinsingle „Lady Stardust“, ein umwerfender, organischer, halbakustischer Song zwischen Alternative-Pop und Folk. Das Video läuft im Musikfernsehen und zeigt Lisa mit ein paar Wölfen aus dem Zoo der schwedischen Stadt Kolmrden. „How Dare You, Lisa“ heißt eine Autobiographie, die sie vor zwei Jahren an die schwedischen Teenies richtete. In der andauernden Prozession fotogener radiofreundlicher Singer-Songwriterinnen versinkt Mrs. Miskovsky glücklicherweise nicht im eigenen Schmelz, schafft dafür Assoziationen mit den credibleren Ladies dieser Spezies: sagen wir Stevie Nicks oder Natalia Imbruglia oder KT Tunstall. Gleichzeitig erinnert „Fallingwater“ von der easy flauschenden Stimmung her ganz stark an das letzte großartige Cardigans-Album „Long Gone Before Daylight“.
Wie ihre Kollegin (und ein bisschen ihr Look-a-like) Lucie Silvas begann Miskovsky (die in der kleinen Stadt Umeå aufwuchs) als Songschreiberin für andere, bevor ihre eigene Sängerkarriere ins Rollen geriet. Den Backstreet Boys schrieb sie mit Max Martin den Song „Shape Of My Heart“ („…das war eine schräge Zeit in meinem Leben, ich bekam eine Menge merkwürdiger Anrufe“, sagt sie heute dazu). Miskovsky sorgte auf der anderen Seite mit der Single „Alright“ des Albums: „Songs About Running Away“ ihres Jugendfreundes Dennis Lyxns alias The Lost Patrol (dem Sänger der International Noise Conspiracy) für einem Hit im leftfieldigen Alternative-Lager. Sie ist bekennender Heavy Metal Fan und liebt Bruce Springsteen.
Miskovskys gerade erschienenes internationales Debut „Fallingwater“ ist genau genommen ihre bereits dritte CD. 2001 debütierte Lisa in ihrer Heimat Schweden mit einem rockigen titellosen Album. Die Single „Driving One Of Your Cars“ gewann zwei schwedische „Rock Bears“ und Lisa wurde mit dem „schwedischen Grammy“ in der Kategorie „Best Newcomer“ geehrt.
Das nun vorliegende Album ist eine Wiederveröffentlichung (plus einem Bonustrack) ihres 2003 in Schweden erschienenen zweiten Albums „Fallingwater“, welches sie endgültig zur skandinavischen Sirene des Singer-Songwriter-Pop machte.
„Fallingwater“, auf dem Miskovsky Lead- und Background singt, die meisten Arrangements schrieb und Gitarre wie auch Keyboard spielt, stieg vor zwei Jahren direkt auf Platz 1 der schwedischen Charts ein. Bereits erwähnte Single „Lady Stardust“ hielt sich dort neun Wochen ununterbrochen, und es regnete weitere lokale Preise für „Fallingwater“: Dabei waren ein erneuter Grammy („Best Swedish Female Artist of the Year“), fünf Grammy-Nominierungen, die NRJ Radio Awards und eine Auszeichnung des nationalen Radios P3.
Produziert hat dieses Album Joakim Berg, der Sänger der schwedischen Band Kent. Er wurde dafür mit dem schwedischen Grammy in der Kategorie „Best Producer“. ausgezeichnet. Berg und Miskovsky nahmen „Fallingwater“ in einer zum Studio umgebauten alten Kirche in Kristianopel, einem Ort im Südosten Schwedens auf. Berg schrieb an einem Teil des Materials mit, spielt hier und da Gitarre und singt auf dem Song „Back To Stoneberry Road“. Beide Künstler mögen und respektieren sich sehr. Auch wenn der Opener „Lady Stardust“ die leichte Stimmung eines Sommerhits vorgibt, erlaubt sich Lisa auf Tracks wie „Sweet Dreams“, „Sing To Me“ und „You Dance Like Me“ eine weiter gefächerte emotionale Palette, in der auch Traurigeres und Reumütigeres stattfinden darf. Ihre sagenhafte Stimme, mit der sie ihren eigenen Leadgesang harmonisiert, erhebt die 14 Songs von „Fallingwater“ dabei allesamt in ungeahnte, atemberaubende Höhen. Es steckt wohl doch noch viel von der Snowboarder-Queen in Lisa Miskovsky.