Eins klar vorweg: Wer vom zwölften Album des Ladies Lover Cool James erwartet, es wäre abgefahrenes Undergroundzeug á la Kool Keith oder MF Doom, wird umdenken müssen. Die Tage, an denen Todd Smith einfach nur “Bad” war, sind lang vorbei. Auf den zwölf Titeln dieses zwölften Albums, das er mit seinem Geburtsnamen betitelt hat, befinden sich derart viele Gäste aus der R&B-Oberliga, bzw. dem R&B-Jungbrunnen, dass sich LL-Diehard-Fans womöglich fragen, wozu er das nötig hat. Hat er auch gar nicht. Macht er aber. Leicht hätte er sich allein, in einem Atemzug durch einen Longplayer durchgerappt, auf dem er seine Antagonisten disst. Doch so etwas überlässt er heute den hungrigen Newcomern. LL ist nicht mehr hungrig, er ist längst angekommen. Doch LL ist wahrscheinlich der einzige Rapper, der ein durchformuliertes Album machen kann, der das Klischee bedient, der sogar ein Duett mit Jennifer Lopez aufnimmt, und es ist am Ende einfach nur gut. Dass er auch noch Hardcore machen kann, wenn er will, schüttelt LL im Verbund mit Juelz Santana auf dem Albumopener aus dem Ärmel. So, das reicht!
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Wer mit LL Cool Js Legende noch gar nicht vertraut ist, sollte sich tatsächlich erst mal die Klassikeralben des Rappers aus Queens, wie “Radio” (1985) oder “Mama Said Knock You Out” (1990) besorgen. Doch gute zwanzig Jahre nach Karrierebeginn muss Mr. Smith nichts mehr beweisen. Erst nach ihm kamen alle Tupacs, B.I.G.s, Jiggas und Snoops dieser Rapwelt. Cool J war der erste Künstler auf Def Jam, er baute die Villa von Russell Simmons. Smith hat 10 Millionen Platten verkauft und in ´zig Filmen und Sitcoms mitgespielt. Und so leistet sich der 37jährige heute einfach mal die besten Produzenten (die Neptunes, Trackmasters, Jermaine Dupri), die besten Gäste (Kanye West, Jay Z, Mary J Blige, Ginuwine, 112, Ne Yo und andere) und rappt über die besten Dinge des Lebens. LL leidet dabei keineswegs an Jugendwahn, sondern teilt sich den Fans mit, die mit ihm erwachsen wurden. Auch 2006 ist seine Message: I Need Love. Alle Hip Hop-Headz über 30 werden musikalische Dejá Vús auf “Todd Smith” erleben, etwa wenn Jermaine Dupri die Afrika Bambaataa-Tracks “Looking For The Perfect Beat” und “Planet Rock” loopt (auf “Control Myself”, dem Duett mit Lopez), wenn Michael Jacksons “Human Nature”, Donny Hathaways “You´ve Got A Friend” und (auf “Preserve The Sexy”) ganze drei verschiedene James Brown-Samples aus den Backingtracks herausknallen.
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LL hatte keine Budgetprobleme beim Lizensieren dieser R&B-Weichensteller. Doch auch das original aufgenommene Instrumentalmaterial klingt immer irgendwie klassisch. Man fragt sich wieder und wieder, wo das noch mal herkommt und kommt nicht drauf, weil es sich eben original und perfekt produziert mit dem Gesamtkontext verwebt. Wie bei vielen Künstlern, die gleich zu Anfang ihrer Karriere alle Rekorde brachen, polarisiert das Spätwerk des 37jährigen. Interessant zu lesen war, dass fast alle schwarzen amerikanischen Hip Hop-Magazine “Todd Smith” bei Veröffentlichung umjubelten, während der weiße amerikanische Feuilleton oft leicht irritiert die Augenbrauen hoch zog.