Long Yu | News | Pressetext: Long Yus neues Album "Song of the Earth" - 9.7.2021 (VÖ) (DE/EN)

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Pressetext: Long Yus neues Album “Song of the Earth” – 9.7.2021 (VÖ) (DE/EN)

31.03.2021
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LIEDER VON DER ERDE
Deutsche Grammophon veröffentlicht ein neues Album von Long Yu und dem Shanghai Symphony Orchestra
Aufgenommen wurden Mahlers Lied von der Erde und Xiaogang Yes Song of the Earth – entstanden ist ein Dialog zweier Werke, die dieselben Texte von Dichtern der chinesischen Tang-Dynastie vertonen
Orchester und Dirigent werden begleitet von Michelle DeYoung und Brian Jagde (Mahler) und Liping Zhang und Shenyang (Ye)
»Unsere Länder haben sich weiter voneinander entfernt. Viele Menschen sind so sehr in die eigene Lebenserfahrung verstrickt, dass sie nicht einmal versuchen, die Kultur anderer Gesellschaften zu verstehen … vergleicht man diese beiden Werke, sieht man eine Dopplung – ein Bild, wie Europäer über Liebe, Vergnügen und Tod denken, und eines, das die Vorstellungen der Chinesen von diesen Dingen zeigt.«
Long Yu
Jahrhundertealte chinesische Dichtung wird in einer neuen Aufnahme von Long Yu und dem Shanghai Symphony Orchestra lebendig. Ihr zweites Album für Deutsche Grammophon, The Song of the Earth, erscheint am 9. Juli 2021. Die Aufnahme wurde in Shanghai mit den Solisten Michelle DeYoung, Brian Jagde, Liping Zhang und Shenyang eingespielt. Sie verbindet Gustav Mahlers symphonischen Liederzyklus Das Lied von der Erde, der auf deutschen Übersetzungen von sieben chinesischen Gedichten basiert, mit der Weltersteinspielung von Xiaogang Yes Vertonung derselben Lyrik in der Originalsprache Mandarin.
Long Yu hat ein Anliegen, er möchte die Barrieren zwischen verschiedenen Kulturen überwinden. Doch wichtig ist ihm auch, zeitgenössische Musik bekannt zu machen, ganz gleich woher sie stammt. Seine Arbeit ist immer ein Weg in zwei Richtungen, er lädt Orchester aus aller Welt nach China ein und führt im eigenen Land eine breite Palette westlicher Klassik auf, zugleich tourt er mit chinesischen Orchestern durch den Westen und gibt Dutzende Stücke bei ganz unterschiedlichen Komponisten in Auftrag, Qigang Chen und Tan Dun beispielsweise oder Philip Glass und Krzysztof Penderecki.
Ein Jahrzehnt lang hat der Dirigent in Deutschland gelebt, das war zu Beginn seiner Laufbahn. Und gerade mit der Musik Mahlers fühlte er sich verbunden; in der Lyrik des Mahler’schen Liederzyklus Das Lied von der Erde klang für ihn etwas Zeitgenössisches an. Vor einigen Jahren bat er daher, Xiaogang Ye (geb. 1955) um eine moderne Adaption. Sie sollte die alten Texte in eine chinesische Perspektive des 21. Jahrhunderts übersetzen. Ye ist einer der führenden chinesischen Komponisten der Gegenwart, und auch er ist sowohl in der östlichen wie der westlichen Welt zu Hause. Nach einem Kompositionsstudium am Zentralen Musikkonservatorium in Peking studierte er an der Eastman School of Music in Rochester, New York. Für Yus Auftrag war er prädestiniert, denn viele seiner Werke sind von alten chinesischen Texten beeinflusst oder enthalten sie.
Das Lied von der Erde ist ein Meisterwerk, das aus den Schatten einer persönlichen Tragödie hervorging. Es lotet die Gefühle aus, die aus Freude, Hoffnung und Furcht entstehen im Bewusstsein der Zerbrechlichkeit des Lebens: Nach dem Tod seiner ältesten Tochter und dem erzwungenen Rücktritt als Direktor der Wiener Hofoper aufgrund einer politisch motivierten, antisemitischen Kampagne gegen ihn wurde bei Mahler ein Herzproblem diagnostiziert, das sein Leben verkürzen sollte.
Mahler fand Trost in Die chinesische Flöte, Hans Bethges freier Übersetzung einer französischsprachigen Ausgabe von Versen aus der chinesischen Tang-Dynastie (618–907 n. Chr.). Sieben dieser Gedichte wählte er aus, um sie für zwei Solisten und Orchester zu vertonen. Das ganze Spektrum menschlicher Emotionen spiegelt sich in dieser Musik, trunkener Hedonismus ebenso wie die stille Akzeptanz des Todes in der Einsicht, dass die Natur sich immer wieder erneuern wird.
Xiaogang Yes chinesisches Sprachempfinden ließ ihn die Reihenfolge der Texte neu ordnen und eine zuversichtlichere Antwort komponieren. Er schrieb sie 2005, fast ein Jahrhundert nach Mahler. »Meiner Ansicht nach ist Mahlers Musik voller Desillusionierung«, sagt er, »mein Werk hingegen verkörpert einen Mann mittleren Alters, der weiterhin mit Tatendrang auf die Welt blickt.« Und doch kommen beide zu einem vergleichbaren Schluss, Long Yu merkt an: »Man kann hören, dass das letzte Stück Mahlers, ›Der Abschied‹, und das letzte Stück Yes identische Gefühle evozieren.«
Mahlers Komposition verlangte der Mezzosopranistin Michelle DeYoung und dem Tenor Brian Jagde vielfältigste stimmliche Anforderungen ab, große Kunstfertigkeit sowie ein Durchdringen der psychologischen Tiefe des Werks. Nicht anders erging es ihren chinesischen Kollegen, der Sopranistin Liping Zhang und dem Bariton Shenyang. Ihnen gelang es, so der Guardian nach der britischen Uraufführung von Yes Komposition, »nahtlos von den lang gehaltenen Tönen westlicher Lieder zu den kontrollierten Schwüngen der chinesischen Oper zu wechseln«. Kristallklar und virtuos wurden beide Werke vom Shanghai Symphony Orchestra unter der Leitung von Long Yu eingespielt. Yes Orchestrierung ist außergewöhnlich reich und umfasst eine große Anzahl von Perkussionsinstrumenten – darunter traditionelle chinesische Instrumente – sowie eine vertraute westliche Orchesterbesetzung.
»Jahrelang habe ich davon geträumt, Mahlers Meisterwerk zusammen mit Vertonungen des chinesischen Urtextes aufzuführen, durch die sich emotional das vermittelt, was die Lyrik einem chinesischen Muttersprachler bedeutet«, sagt Long Yu. »Xiaogang Ye hat das verstanden und ein sehr feines Pendant zum Lied von der Erde komponiert. Obgleich wir heute in einer Welt leben, die so vernetzt ist wie nie zuvor, werden wir Zeugen von zunehmenden Konflikten und einer wachsenden Spaltung zwischen den Ländern. Die unterschiedliche Art, wie Mahler und Ye sich denselben Emotionen widmen, kann uns viel über unsere gemeinsame menschliche Erfahrung sagen und darüber, wie wichtig es ist, die Welt aus der Perspektive des anderen zu sehen. Es hat mich sehr gefreut, als die Deutsche Grammophon zustimmte, beide Werke einzuspielen.«
 
 
EARTH SONGS
Deutsche Grammophon releases new album from Long Yu and the Shanghai Symphony Orchestra
Recording sets Mahler’s Das Lied von der Erde in conversation with Xiaogang Ye’s The Song of the Earth, both setting the same texts by poets of China’s Tang dynasty
Orchestra and conductor are joined by Michelle DeYoung and Brian Jagde (Mahler) and Liping Zhang and Shenyang (Ye)
“Our countries have moved further apart. Most people are so immersed in their own life experience, not trying to understand the culture of other societies … but by comparing these two works people can see the double picture – how Europeans feel about love, pleasure, and death, and how the Chinese feel about the same things.”
Long Yu
Centuries-old Chinese poetry is brought vividly to life in a new recording from Long Yu and the Shanghai Symphony Orchestra. Their second album for Deutsche Grammophon, The Song of the Earth, is set for international release on 9 July 2021. Recorded in Shanghai with soloists Michelle DeYoung, Brian Jagde, Liping Zhang and Shenyang, it pairs Gustav Mahler’s symphonic song-cycle Das Lied von der Erde (“The Song of the Earth”), based on German translations of seven ancient Chinese poems, with the world premiere recording of Xiaogang Ye’s settings of the same texts in the original Mandarin.
Long Yu is passionate both about breaking down barriers between different cultures and about promoting new music by contemporary composers from China and across the world. He has brought international orchestras and a wide range of western classical music to China, toured the West with Chinese orchestras, and commissioned dozens of works from composers as varied as Qigang Chen, Tan Dun, Philip Glass and Krzysztof Penderecki.
The conductor spent a decade in Germany at the start of his career and has always felt an affinity with the music of Mahler. Recognising the contemporary resonance of the texts sung in Das Lied von der Erde, he decided some years ago to invite Xiaogang Ye, one of China’s leading composers (b. 1955), to write a modern companion piece that would capture the nuances of the original poems from a 21st-century Chinese perspective. Ye too has a foot in two worlds, having studied composition at Beijing’s Central Conservatory of Music and at the Eastman School of Music in Rochester, New York, and much of his output is influenced by or contains ancient Chinese texts.
A masterpiece that emerged from the shadow of personal tragedy, Das Lied von der Erde probes the emotions arising from life’s pleasures, hopes and fears, and from an awareness of its fragility. After suffering the death of his eldest daughter and being forced to resign as Director of Vienna’s Court Opera following a politically motivated, anti-Semitic campaign against him, Mahler was diagnosed with the heart problem that was to shorten his life.
He found solace in Die chinesische Flöte (The Chinese Flute), Hans Bethge’s free translation of a French-language edition of verse written during China’s Tang dynasty (618–907 CE). Mahler chose seven of these poems to set for two soloists and orchestra, his music covering every mood from drunken hedonism to a calm acceptance of death in the knowledge that nature will continue to renew itself.
Xiaogang Ye’s familiarity with the Chinese language led him to rearrange the order of the texts and compose the more optimistic response heard in The Song of the Earth, written in 2005, almost a century after the Mahler. “In my opinion,” he says, “Mahler’s music is full of disillusionment, but my work expresses a middle-aged man remaining ambitious about the world.” And, as Long Yu notes, Ye’s conclusion echoes the mood of the close of Das Lied von der Erde: “You can hear that the last piece of the Mahler, ‘Der Abschied’ and the last piece in the Chinese work both purvey exactly the same emotion.”
Mezzo Michelle DeYoung and tenor Brian Jagde respond to the many and varied vocal demands of the Mahler with assured artistry and understanding of the work’s psychological depth, while soprano Liping Zhang and baritone Shenyang likewise prove themselves equal to the challenges of the Ye which, as The Guardian noted after its UK premiere, employs “vocal techniques that swing seamlessly from the sustained notes of western Lieder to the controlled swoops of Chinese opera”. The Shanghai Symphony Orchestra, under the baton of Long Yu, provide virtuoso playing in both works, bringing out every detail in crystalline clarity. Ye’s orchestration is particularly diverse and includes a large array of percussion, traditional Chinese instruments among them, as well as conventional western orchestral instruments.
“For many years I have dreamed of presenting Mahler’s masterwork together with settings in the original Chinese that convey what their emotions mean to a native speaker,” concludes Long Yu. “Xiaogang Ye understood this idea and has composed an exquisite counterpart to Das Lied von der Erde. Although we live today in a world that has never been more connected, we see widening divisions and growing conflict between countries. The different ways in which Mahler and Ye approach the same emotions have much to tell us about our shared human experience and about the importance of seeing the world from the other’s perspective. I was delighted when Deutsche Grammophon agreed to record both works.”

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