Sie ziert das Cover der aktuellen Weihnachtsausgabe der Vogue Paris – und meldet sich dieser Tage auch als Musikerin zurück: Die Französin Lou Doillon hat soeben ihr drittes Studioalbum angekündigt, das auf den Namen Soliloquy hören und am 1. Februar 2019 erscheinen wird. Vorbestellungen des neuen Longplayers sind ab sofort möglich.
Stil-Ikone, Schauspielerin, Model, Künstlerin – und seit Anfang des Jahrzehnts auch erfolgreiche Musikerin: Lou Doillon, die Tochter von Jaques Doillon und Jane Birkin, steuert ab sofort auf ihr drittes Studioalbum zu, das nicht ohne Grund Soliloquy heißen wird (zu Deutsch Selbstgespräch bzw. Monolog). „Ich hatte einfach dieses Verlangen, alles noch offener zur Sprache zu bringen“, so die 36-Jährige, die schon mit 19 Mutter wurde. Tatsächlich gibt sie sich sehr viel offenherziger im Verlauf dieses vertonten Monologs, mit dem sie an die Alben Places und Lay Low anknüpft, die beide die französischen Top−3 aufmischen sollten. „Und ich habe dieses Mal sehr viel intensiver an der Produktion gearbeitet, mit vier verschiedenen Producern. Unter anderem mit Cat Power. Diese Herangehensweise – unterschiedliche Partner, unterschiedliche Studios, unterschiedliche Energien – war viel inspirierender als die Arbeit mit einem einzigen Produzenten. Es waren Extreme, und meine Aufgabe war es, die Verbindungen dazwischen herzustellen.“ Noch immer ihr wichtigstes Bindemittel: Ihre unverkennbar rauchige Stimme.
Parallel zu ihrer Arbeit als Schauspielerin und Künstlerin, landete Doillon schon kurz nach der Fertigstellung von Lay Low bei dem neuen Ansatz. Ausschlaggebend sei damals ein Gespräch mit ihrem Producer Taylor Kirk (von Timber Timbre) gewesen. „Ich sagte zu ihm, dass ich finde, ein Album muss so produziert sein, dass man es auch live spielen kann. Er behauptete das Gegenteil: Ein Album sei ein Werk, das für sich steht. Es habe nichts mit der Realität im Konzertsaal zu tun. Auch dürfe man es verändern, um es später live umzusetzen. Und er überzeugte mich: Es zählt nur das Gefühl. Das hat mir ganz neue Freiräume eröffnet.“
Mit Benjamin Lebeau (The Shoes) und Dan Levy (The dø) wählte sie zwei Produzenten, deren Herangehensweise unterschiedlicher nicht sein könnte. Im wahrsten Sinne des Wortes wie Tag und Nacht: Ersterer arbeitet spätnachts in einem Lagerhaus, in dem es nur das Nötigste gibt, der andere lieber tagsüber – auf dem Land. Eine Konstante war ihr angestammter Keyboarder Nicolas Subréchicot, der die Sängerin begleitete. Gemeinsam machten sie sich daran, Doillons Songideen unter ihrer Regie in ihre endgültige Form zu bringen…
Die bereits erwähnten „neuen Freiräume“ nutzt die 36-jährige Französin immer wieder aus, um unterschiedliche Genres und Referenzen ins Spiel zu bringen: „All These Nights“, „Flirt“ oder auch der Titelsong gehen z.B. eher in Richtung Trip-Hop. „Last Time“ steht auf einem Reggae-Fundament. Und auch wenn Soul von Anfang an ein Eckpfeiler ihrer Aufnahmen gewesen ist, war das noch nie so deutlich zu hören wie auf „The Joke“. „Manchmal nahm ich mir vor, in eine Richtung zu gehen, landete dann aber doch ganz woanders“, gesteht sie lachend. „Ich bin halt ein Kind der Achtziger, sozialisiert in den Neunzigern: Mit Massive Attack, Les Rita Mitsuko. Aber auch mit The Slits. Und dann haben wir eine Weile in der Karibik gelebt, wo ich nur Reggae gehört habe. Ich wollte zu diesen Wurzeln zurück. Und natürlich liebe ich immer noch Künstler wie Leonard Cohen, Van Morrison und Nick Drake.“
An den (Akustik-)Sound ihrer Vorgängeralben knüpft sie am ehesten mit „It’s You“ an, auf dem sie von Albumgast Cat Power (Chan Marshall) unterstützt wird. „All diese Songs hab ich auf der Gitarre geschrieben. Chan habe ich schließlich einfach eine Message über Instagram geschickt – und sie hat doch tatsächlich darauf reagiert!“
Während es einerseits um so alltägliche Themen wie z.B. einen „Flirt“ geht, schlägt sie auf dem Eröffnungstitel „Brother“ ungewöhnlich deutliche Töne an: „We need hope, see us climb above the barricades, hey sister, where are we heading“, singt Doillon, die damit auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen reagiert. „Ich bin aufgewachsen in einer Zeit, in der Mauern eingerissen wurden. Die Öffnung der Berliner Mauer lief im Fernsehen. Und heute wollen plötzlich alle wieder neue Mauern errichten. Alle wollen sich abgrenzen, sich definieren. Doch je mehr wir uns definieren, desto mehr verschließen wir uns.“
„So ein Album funktioniert doch letztlich wie eine Flaschenpost, die man ins weite Meer schleudert“, sagt Lou Doillon abschließend. „Kunst ist wie ein Spiegel, und die Leute erkennen sich selbst darin wieder – nur kann ich vorher nicht sagen, was die Leute genau in diesem Spiegel erkennen werden. Ich bin wahnsinnig gespannt darauf, was sie hören und sehen.“
Auch wenn Lou Doillon zu Beginn ihrer musikalischen Karriere immer wieder betont hat, dass sie „jeden Grund der Welt gehabt hätte, nicht bei der Musik zu landen“, überzeugte die Tochter von Jaques Doillon und Jane Birkin, die sich davor bereits als Schauspielerin („Go Go Tales“, „Gossip Girl“) und Model (z.B. für Givenchy, Saint Laurent) einen Namen gemacht hatte, auch als Sängerin sofort: Ihr Song „IOU“ vom Debütalbum Places fungierte als perfekte Eintrittskarte in diese neue Welt. Der Erstling und der Nachfolger Lay Low stiegen direkt in die französischen Top−3 ein und bescherten ihr Platin bzw. Gold in der Heimat. Während sie zuletzt auch als bildende Künstlerin erfolgreich war, konzentriert sich Doillon nun zum dritten Mal auf jene Kunstform, in der „man sich am wenigsten verstecken kann“, wie sie sagt.
Das neue Album Soliloquy erscheint am 01.02.2019.