"Man kann sich nicht satt hören an diesem wundervollen Wechselspiel zwischen kompositorisch-improvisatorischen Aktionen und spontanen Reaktionen… Es scheint als vereine Manu Katché in seinem Spiel die besten Essenzen aus klassischer europäischer Musik, vitalem amerikanischem Jazz und selbstvergessener Spielfreude des afrikanischen Kontinents.“ (Wolfgang Sandner, Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Ohne die ungeheuer einfühlsamen, stets groovenden Schlagzeugkünste Manu Katchés wäre die Popwelt (und nicht nur die) deutlich ärmer. Der in Paris geborene Schlagzeuger trat zwar schon Ende der 1970er Jahre mit der damals in Paris lebenden brasilianischen Pianistin und Sängerin Tânia Maria und dem Jazzpianisten Bobby Few auf, ins Scheinwerferlicht der Weltöffentlichkeit geriet er aber erst 1986, als er auf Peter Gabriels Album “So” zu hören war. Seitdem hat Katché mit zahllosen Größen der französischen und internationalen Musikwelt zusammengespielt: Sting, Joni Mitchell, Dire Straits, Simple Minds, Tears For Fears, Joe Satriani, Tracy Chapman, Joan Armatrading, Al DiMeola, Jeff Beck, Tori Amos, Youssou N’Dour, Manu Dibango, Gloria Estefan, Noa, Kassav, Stephan Eicher, Nigel Kennedy und und und… Schon dieser extrem gekürzte Auszug aus der Liste der Künstler, die Katché in und seit Mitte der 80er Jahre begleitete, zeigt zum einen seine geradezu universelle Vielfältigkeit als Drummer, zum anderen aber auch, dass er bei der Auswahl der Musiker, mit denen er zusammenarbeitet, selber einen ausgesprochen hohen Qualitätsstandard hat.
Besonders intensiv war in all diesen Jahren nicht nur Katchés Kooperation mit den Popstars Peter Gabriel, Sting und Joni Mitchell, sondern auch jene mit dem norwegischen Jazzsaxophonisten Jan Garbarek. Zusammengebracht hatte sie der ECM-Produzent Manfred Eicher, unter dessen Regie die beiden auch das erste Mal zusammenarbeiteten, als Garbarek 1990 für ECM die beiden Alben “Ragas And Sagas” und “I Took Up The Runes” aufnahm. In den folgenden zwanzig Jahren kreuzten sich die Wege des Franzosen und des Norwegers immer wieder. Zuletzt bei den Aufnahmen für Garbareks erstes Live-Album “Dresden”, das 2009 auf ECM erschien.
Emmanuel “Manu” Katché wurde 1958 in St. Maur des Fossés bei Paris als Sohn von Einwanderern von der Elfenbeinküste geboren. Bevor er als Siebenjähriger sein erstes Instrument erlernte, “genoss” er auf Wunsch seiner Mutter zwei Jahre lang Ballettunterricht. Da sich der scheue Junge unter lauter Mädchen aber nicht so recht wohl fühlte, gab er den “Spitzentanz” nach zwei “endlosen” Jahren wieder auf und begann stattdessen Klavierunterricht zu nehmen. Zum Schlagzeugspielen ermunterte ihn, als er dreizehn Jahre alt war, sein Großvater, der ihm die ersten Drumsticks noch selber geschnitzt haben soll. Keine zwei Jahre später besuchte Manu eine Musikschule, um dort in den nächsten vier Jahren fundierten klassischen Schlagzeug- und Perkussionsunterricht zu erhalten. Im Anschluss daran wurde ihm ein Stipendium für das Conservatoire National Supérieure de Musique de Paris angeboten, das Katché aber ausschlug, um – beeinflusst durch Platten von Miles Davis und ECM-Künstlern wie Garbarek, Keith Jarrett und John Abercrombie – seine Karriere als Jazzschlagzeuger zu beginnen. Seinen Schlagzeug-Stil bezeichnete Katché selbst einmal als ein “Amalgam aus afrikanischen Rhythmuskonzepten und klassischem Schlagzeugspiel, illuminiert durch die ad hoc entstehende Interaktion des Jazz”.
1992 nahm Manu Katché sein erstes und lange Zeit einziges Soloalbum “It’s About Time” auf, an dem als Gaststar Peter Gabriel mitwirkte. Dann widmete er sich erst einmal vierzehn Jahre lang ausschließlich seiner ausgefüllten Tätigkeit als Begleiter anderer Künstler und Filmkomponist. Bis Manfred Eicher ihn schließlich bat, ein Soloalbum für ECM einzuspielen: Und so ging Katché 2005 mit Garbarek, Tomasz Stanko, Marcin Wasilewski und Slawomir Kurkiewicz ins Studio, um sein ECM-Solodebüt “Neighbourhood” aufzunehmen, für das er sowohl einen Jazz Award als auch den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik erhielt. Zwei Jahre danach folgte mit “Playground” der zweite Streich, bei dem statt Garbarek und Stanko diesmal deren junge norwegische Kollegen Trygve Seim und Mathias Eick zu hören waren. Als Gast war außerdem der New Yorker Gitarrist David Torn mit von der Partie. 2010 geht Manu Katché mit “Third Round” und einer völlig neuen Band bei ECM in die dritte Runde: Diesmal unterstützt von dem norwegischen Saxophonisten Tore Brunborg, dem britischen Pianisten Jason Rebello, Super-Bassist Pino Palladino (der 1992 übrigens auch auf Katchés erstem Album mitgespielt hatte) und den Gästen Jacob Young (Gitarre) und Kami Lyle (Vocals/Trompete).