Als Max Raabe fragte, ob sich Annette Humpe, die gerade viel um die Ohren hatte, eine zweite Zusammenarbeit vorstellen kann, eine zweite Platte, bekam er von ihr die Antwort: „Für Frauen ist das kein Problem.“
Das Leitthema der neuen gemeinsam geschriebenen Songs sind die Frauen. Oder doch eher die Liebe? Es sind, mit ein paar Ausnahmen, meist Liebeslieder, bei denen aber nicht vorgeschrieben ist, wen man sich beim Zuhören im Einzelnen vorstellt, Mann oder Frau. Liebe tut oft weh – das weiß jeder. Weil die unerwiderte oder die endende Liebe wehtut, hat dieses Thema auch ein großes Humorpotential. Humor macht den Schmerz erträglich. Auf diesem schmalen Grat balancieren die Songs, sie sind oft wehmütig, aber immer leicht, sie verwandeln den Liebeswahnsinn und das Liebesleid in eine schwebende, sanfte, oft sogar heitere Erinnerung.
Ein Verlassener will seine CDs zurück, ein Untreuer preist die kleinen Lügen. Ein Einsamer sitzt vor dem PC und sieht seinem Kaktus beim Vertrocknen zu. Einer, der zwischen zwei Lieben hin- und hergerissen ist, hat sich für die eine entschieden und nimmt Abschied von der anderen. Ein anderer Liebender singt das Lob der Langsamkeit, beim Liebesakt und generell. Diese Lieder sind voller Gefühl. Aber sie werden erstaunlicherweise nicht pathetisch oder gar exhibitionistisch. Sie bleiben fein, zart, dezent, sie dosieren genau. Max Raabes Kunst besteht darin, die Form und das Gesicht zu wahren, also ein Gentleman zu bleiben und doch einen Blick in die Seele zuzulassen. Wer die erste Platte mochte, kann ohne die zweite nicht sein.