Max Raabe | Musik | Übers Meer

Übers Meer: Raabe,Max
Übers Meer
15. Januar 2010
Max Raabe, Christoph Israel

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Er wirkt wie aus der Zeit gefallen. Das Cover seines ersten Solo-Studioalbums könnte als Gemälde des Romantikers Caspar David Friedrich durchgehen. Auf den Bildern des Booklets der CD sieht der Berliner Sänger Max Raabe dann aus wie Hans Albers´ Kollege aus Helmut Käutners UFA-Film “Große Freiheit Nr. 7”. Ein neues Image des 47jährigen? Als Bandleader des Berliner Palast Orchesters hat Raabe es mittlerweile zu Weltruhm gebracht. Seine Gesangsinterpretationen alter Schlager entführen in die Goldenen 20er Jahre, so auch Raabes Filmmusik zu “Der bewegte Mann”, deren Texte und Arrangements an Lieder der Comedian Harmonists erinnern.

Das Meer als romantische Metapher – Sinnbild für Sehnsucht und Aufbruch, für Abschied und Heimweh – verarbeitet Max Raabe nun zu einem akustischen Panorama schillernder Gefühlswelten. In überwiegend leisen Tönen erzählt “Übers Meer” von Liebe und Sehnsucht, von Weggehen und Ankommen. Konzentriert und variantenreich spannt die ebenso voluminöse wie präzise Baritonstimme den großen, melodramatischen Bogen – heiter, elegisch und melancholisch. Die Stücke entstanden zum größten Teil gegen Ende der Weimarer Republik, dieser experimentierfreudigen und widersprüchlichen, herrlich verrückten und doch gar nicht “goldenen” Zeit. Legendäre Komponisten und Textdichter wie Fritz Rotter, Robert Gilbert, Walter Jurmann, Austin Egen, Hans May, Walter Reisch und Werner Richard Heymann, ausnahmslos jüdischer Herkunft, mussten über Wien, Paris und London in die USA emigrieren – buchstäblich “übers Meer” und weit weg von der Heimat und jener Sprache, die sie liebten und so meisterhaft beherrschten. Einige hatten Glück und machten Karriere in Hollywood; nicht wenige kehrten später nach Deutschland zurück. Mögen ihre Namen heute nur noch wenigen bekannt sein – ihre Melodien klingen über alle Abgründe und Zeitenbrüche hinweg. Die geniale Mischung aus Melancholie und Ironie, tiefer Traurigkeit und unverschämter Lebenslust bleibt das bis heute unerreichte Erbe einer Kultur, die 1933 brutal vernichtet wurde. Umso wunderbarer der späte Triumph dieser großen Künstler, deren einzigartiger, stets romantisch gefärbter Esprit sich traumwandlerisch sicher zwischen Dur und Moll bewegte, zwischen dem Kleinen und dem Großen, dem Leichten und dem Schweren, zwischen Witz und Wahnsinn des Lebens. Einem Liederzyklus gleich fasst Max Raabe die Lieder, Schlager und Couplets atmosphärisch zusammen. Klassiker wie “Ninon”, “Irgendwo auf der Welt” oder “Ein Lied geht um die Welt” interpretiert Raabe mit einem zerbrechlichen Glanz fernab jeder falschen Süßlichkeit. Dem still sehnenden “Wenn der Wind weht über das Meer” – im Original von den Comedian Harmonists gesungen – ist schließlich jene Zeile entnommen, die den Namen des Albums trägt. “Ganz dahinten, wo der Leuchtturm steht, wo das weite Meer zu Ende geht, dort blieb ein Stück von meinem Glück zurück”, sang einst Hans Albers. Mit Max Raabe und Christoph Israel aber kehrt ein Stück von diesem Glück tatsächlich wieder zurück. Aufgenommen und gemischt wurden die fünfzehn Lieder im Sommer 2009 im Rainbow Studio in Oslo von Jan Erik Kongshaug. Musikalisch begleitet wird Max Raabe von seinem langjährigen Pianisten Christoph Israel.
Veröffentlichung
15.1.2010
Format
CD
Label
Decca
Bestellnummer
00028947637530

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