MEGADETH
ARSENAL OF MEGADETH
Seit weit über 20 Jahren stehen Megadeth an der Spitze der internationalen Metal-Szene. Ihr überaus dynamischer, gleichzeitig aber mit vielen filigranen Feinheiten ausgestatteter Thrash Metal bezieht nicht nur musikalisch Stellung, sondern hat immer auch inhaltlich den Finger in offene Wunden gelegt und sich kritisch mit Auswüchsen westlicher Gesellschaften auseinandergesetzt. Kopf der Band ist Dave Mustaine, ehemaliges Mitglied von Metallica und seit seinem Rauswurf im April 1983 selbst Chef einer Formation, deren Veröffentlichungen unzählige Gold- und Platinauszeichnungen bekamen.
Mit Arsenal Of Megadeth präsentieren Megadeth die erste umfassende DVD-Kollektion ihrer Karriere, eine Retrospektive der zurückliegenden mehr als zwei Dekaden, die nur so gespickt waren mit Höhepunkten. Nahezu drei Stunden lang, beginnend mit frühen Videoclips wie ´Peace Sells` oder ´Wake Up Dead` und Interviews aus den Anfangstagen bis hin zu unveröffentlichten Konzertaufnahmen von der ´Gigantour` im vergangenen Jahr, gibt es hier eine Werkschau der besonderen Art. Die Gruppe gewährt Einblicke in ihren Proberaum, lässt die Kameras bei Videodrehs auch hinter den Kulissen drehen und hat Aufnahmen unter anderem von der ´90er ´Clash Of The Titans`-Tour und von einer Unplugged-Show in Argentinien zur Verfügung gestellt. Mustaine selbst hat zusätzlich Material seiner privaten Sammlung ausgekramt und kommentiert gemeinsam mit seinen Kollegen in Interviews viele besondere Ereignisse seiner Karriere. Neben allen 20 Original-Musikclips gibt es weitere 32 bislang unveröffentlicht Sequenzen, die den Aufstieg und die Weiterentwicklung der Band zu Weltstars dokumentieren.
Dave Mustaine gehörte 1983 gemeinsam mit Bassist Dave Ellefson, Gitarrist Kerry King (Slayer) und Schlagzeuger Lee Rauch zur Erstbesetzung. Kurz zuvor war er aufgrund massiver Alkoholprobleme bei Metallica gefeuert worden und hatte “aus Rache und um ihnen zu zeigen, wie man´s richtig macht” seine eigene Band Megadeth gegründet. Ellefson erinnert sich an das erste Line Up: “Lee verstand sich nie als Megadeth-Mitglied und Kerry King spielte zwar wie ein Wahnsinniger, war in seinen Gedanken aber immer noch bei Slayer.” Noch vor Jahreswechsel kehrte King zu seinen alten Freunden zurück und wurde durch Chris Poland ersetzt, für Lee Rauch kam Gar Samuelson. Ellefson blieb. Dass der blonde Bassist nicht zur Disposition stand, liegt an seinem Selbstverständnis. “Dave legt größten Wert darauf, der Chef der Gruppe zu sein. Ich dagegen war damals fast noch ein Kind. Ich kam von einer Farm in Minnesota nach Los Angeles, war völlig unerfahren und wollte einfach nur dabei sein.”
Mit Poland und Samuelson entstand bei einem kleinen Indiependent-Label das Debütalbum Killing Is My Business…And Business Is Good, für das gerade mal 4.000 Dollar Budget vorhanden war. Das in zehn Tagen aufgenommene Werk litt unter einem miesen Sound, die harsche musikalische Richtung hingegen fand schnell Freunde in aller Welt. Mit neuem Plattenvertrag und der Singleauskopplung ´Peace Sells` stieg die Band 1986 in Form von Peace Sells…But Who´S Buying? in die US Billboard-Charts ein und bekam zwei Jahre später dafür eine Goldauszeichnung. 1992 folgte sogar die Platin-Ehrung. Doch Mustaine machte seinem Ruf als Exzentriker weiter alle Ehre und feuerte Poland und Samuelson. “Sie passten stilistisch nicht. Chris kam eher aus dem Jazz und war mit unserer Richtung nie glücklich. Gar konnte sich mit unserer Lebensweise nicht anfreunden. Wir hingen ständig auf Parties, soffen viel und genossen das Rock´n`Roll-Leben. Er war einfach ein anderer Typ.” Für Poland und Samuelson kamen Drummer Chuck Behler und Gitarrist Jeff Young. Megadeth produzierten die Platinscheibe So Far, So Good…So What, spielten mit Dio, Kiss und Iron Maiden und waren Teil des Dokumentarfilms ´Decline Of Western Civilization: The Metal Years`.
Gerüchte von Drogen- und Alkoholproblemen Mustaines machten Ende der Achtziger erneut die Runde, genährt durch eine zweijährige Pause der Band. Nach dem Ausstieg Behlers und Youngs verpflichteten Megadeth Drummer Nick Menza und nahmen als Trio den Alice Cooper-Song ´No More Mr. Nice Guy` für den Wes Cravens-Horrorfilm ´Shocker` auf. Kurz vor den Aufnahmen zu Rust In Peace stieg Marty Friedman (Ex- Cacophony) als Leadgitarrist ein. Mustaine: “Marty brachte eine eigene Fangemeinde mit. Wir beeilten uns mit Rust In Peace, denn es passierten auf einmal viele Dinge gleichzeitig. Wir waren plötzlich eine unaufhaltsame Metal-Maschine, spielten in Arenen, waren auf MTV zu sehen.” Die Band zog mit Slayer, Suicidal Tendencies und Testament auf die ´Clash Of The Titans`-Tour und war im Januar 1991 einer der Headliner bei ´Rock In Rio`. Im Herbst des Jahres begann die Produktion zu Countdown To Extinction, das dritte Platinalbum in Folge, für das Megadeth sogar für den Grammy nominiert wurden. “Der Erfolg schweißte uns zusammen. Wir hatten eine riesige Anhängerschar, berühmte Leute wollten in unserer Nähe sein, wir machten viel Geld, alles lief bestens.”
Mit Youthanasia veröffentlichten Megadeth 1994 ihr erstes Top 5-Album, Mustaine gründete das Projekt MD 45 (Mit Fear-Sänger Lee Ving) und veröffentlichte The Craving. Nach Cryptic Writings (1997) und einer sensationellen Ozzfest ´98-Tour veröffentlichten Megadeth im Jahre 1999 dann ein Album, das seinen Titel zu Recht trug: Risk. “Die Produktion war der Horror, ein Wunder, dass wir die Scheibe überlebten. Ständig kamen Leute, die auf uns einredeten, Songschreiber wurden eingeflogen, die uns helfen sollten. Alles war in totalem Durcheinander.” Nach der Tournee verließ Friedman die Band, für ihn kam Al Pitrelli von Savatage. Mit ihm realisierten Megadeth allerdings nur die Studioproduktion World Needs A Hero (2001) und die Live-Scheibe Rude Awakening. Nach sieben Grammy-Nominierungen, mehr als zwölf Millionen verkaufter Alben und zahllosen Tourneen waren Megadeth an einem Wendepunkt angekommen.
Zumal es im Januar 2002 kurzzeitig zu erneuten Irritationen bei Fans und Medien kam: Noch vor Veröffentlichung von Rude Awakening gab Dave Mustaine das Ende der Band bekannt. Als Grund gab er eine Verletzung seines linken Arms an. Spekulationen und Gerüchte machten die Runde, auch von einem völligen Rückzug Mustaines aus dem Musikbusiness war die Rede. Doch der Schreck war zum Glück unbegründet: Im September 2002 wurde Still Live… And Well? mit unbekannten Live-Tracks und einigen bislang unveröffentlichten Studioaufnahmen vorgestellt, im Herbst 2004 stand dann mit The System Has Failed sogar ein komplett neues Studioalbum in den Plattenläden. Und Megadeth 2006? Die Band ist in der Tat noch immer “still alive and well” und bereits als Headliner des ´Desert Rock 2006`-Festivals in Dubai am 16. März bestätigt.