Meshell Ndegeocello | Biografie

Biografie

Seit Meshell Ndegeocello 1993 ihr Debütalbum “Planatation Lullabies” herausbrachte, genießt sie den Ruf, eine Musikerin und Frau mit höchst interessanten Ecken und Kanten zu sein. Das Album, für das sie vier Grammy-Nominierungen erhielt, gilt als früher Meilenstein des Neo-Soul. Aber auch dreißig Jahre später befindet sich Meshell immer noch in an vorderster Front, wenn es darum geht, musikalisches Neuland zu erobern.
Zuletzt interpretierte sie 2018 auf “Ventriloquism” in ihrer unverweechselbaren Art Songs von Künstlerinnen und Künstlern, die sie am Anfang ihrer Karriere beeinflusst hatten. Nun meldet sich Meshell mit “The Omnichord Real Book” zurück, ihrem ersten Album für Blue Note, das wieder ausschließlich neue und größtenteils von ihr selbst geschriebene Originale enthält. Mit ihrer Band und Gästen wie u.a. Jason Moran, Ambrose Akinmusire, Joel Ross, Jeff Parker, Brandee Younger, Julius Rodriguez, Mark Guiliana, Cory Henry, Joan As Police Woman und Thandiswa kehrt sie darauf zu ihren Wurzeln zurück – und gemeint sind hier nicht nur die musikalischen. “Ich gebe ein bisschen mehr von mir preis, von meinen Reisen, von meinem Leben”, sagt Meshell. “Meine erste Platte habe ich mit 22 gemacht, und das ist jetzt über 30 Jahre her, also habe ich eine Menge an gespeicherten Informationen, die ich mit anderen teilen kann.”
Meshell kam 1968 als Tochter des Jazzsaxofonisten Jacques Johnson in Berlin zur Welt, wuchs aber in Washington DC auf, wo sie erst die Duke Ellington School of the Arts und dann die Howard University besuchte. Nebenbei mischte sie als Bassistin eifrig in der Washingtoner Go-Go-Szene mit. Anfang der 1990er Jahre ging sie – inzwischen junge Mutter – nach New York, wo sie schnell wichtige Kontakte zu Musikern wie Steve Coleman und Vernon Reid herstellte und gelegentlich mit Arrested Devolopment und der New Yorker Kultband Rise Robots Rise arbeitete. Als eine der ersten Künstlerinnen erhielt sie 1993 einen Vertrag bei dem von Madonna gegründeten Label Maverick, für das sie neben “Plantation Lullabies” bis 2003 noch die Alben “Peace Beyond Passion”, “Bitter”, “Cookie: The Anthropological Mixtape” und “Comfort Woman” aufnahm.
Mit ihrer höchst originellen Musik – einer absolut eigenwilligen Mischung aus Funk, Jazz, Reggae, Hip-Hop, Blues und Folk, grandiosen Hooks und oft provokanten Texten – setzte sich auf Anhieb vom Mainstream ab. “Ich glaube, ich bin ein mutierter Hybrid aus mehreren Menschen”, vertraute sie 1994 der LA Times. “Ich bin ein großer Fan von Prince und Miles Davis. Ich liebe A Tribe Called Quest, Sly Stone, Parliament. Ich glaube, ich habe sie alle irgendwie in meinem Gehirn zusammengemischt.”
Einen Abstecher in dezidiert jazzigere Gefilde unternahm Meshell 2005 auf dem Album “The Spirit Music Jamia: Dance Of The Infidel”, auf dem sie u.a. mit Größen wie Jack DeJohnette, Cassandra Wilson, Don Byron, Wallace Roney, Kenny Garrett und Lalah Hathaway zu hören war.  Einen weiteren Seitensprung wagte sie 2012 auf ihrem zehnten Album “Pour Une Âme Souveraine”, das sie der unvergleichlichen Nina Simone gewidmet hatte.
“Mit dieser Platte”, sagt Meshell Ndegeocello über “The Omnichord Real Book”, “löse ich mich von den Dogmen der Religion, von meinen Eltern [die beide vor nicht allzu langer Zeit starben], dem amerikanischen Traum und der Politik. Ich löse mich auch von dem musikalischen Dogma, das ich mir selbst auferlegt habe, nämlich dass ich die ganze Zeit funky, soulig, politisch und all die anderen Dinge sein sollte. Wenn dies mein letztes Projekt sein sollte, so habe ich das Gefühl, dass es das Authentischste ist, was ich zu bieten habe.”
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