Michael McDonald | Biografie

Michael McDonald – Biografie

MICHAEL MCDONALD
…singt Motown

Jeder denkt, er könne Motown-Songs singen. Und viele haben es versucht – auch wenn sie auch nicht annähernd so qualifiziert für diese schöne Aufgabe waren wie Michael McDonald. Auf seinem ersten Album für Universal kehrt der Mann mit den vielleicht verführerischsten Stimmbändern seiner Generation nun zu dieser ersten musikalischen Liebe zurück. Produziert von Simon Climie – zuletzt im Studio auch oft an der Seite von Eric Clapton zu finden – verbeugt sich McDonald vor einer Platten- und Song-Sammlung, die ihn wesentlich inspirierte. Der Rest ist längst Pop-Geschichte: Seine Hits mit den Doobie Brothers (u.a. “It Keeps You Runnin‘”, “Real Love”, der dreifache Grammy-Gewinner “What A Fool Believes”), seine Solo-Karriere mit Songs wie “I Keep Forgetting” und “Sweet Freedom”, nicht zu vergessen natürlich unvergessliche Duette mit Patti Labelle (“On My Own”) und James Ingram (“Yah Mo B There”).

“Wie viele andere US-Kids auch bin ich mit Motown aufgewachsen”, erinnert sich Michael McDonald. "Diese Musik zog uns einfach magnetisch an. Dann Anfang der 1970er, als Musiker in Kalifornien, spielte ich die “Super Hits” von Marvin Gaye und das Duo-Album von Diana Ross und Marvin bestimmt tausende Male."

Michael McDonald kennt sie deshalb genau, die Herausforderung, die in diesen wunderbaren Songs liegt, der Respekt, den sie fordern, die Geschichte, die sie mit sich rumschleppen. “Manchmal”, gesteht er, “musste ich mich wirklich zwingen, nicht einfach die Original-Stimmen zu imitieren. Denn in meinem Kopf sind die genauso präsent wie die Melodien. Es war also durchaus ein Drahtseilakt, einerseits zu versuchen den Songs treu zu bleiben, und sich andererseits nicht nur damit zu begnügen, Platten nachzuahmen, die ja bereits gemacht wurden. Platten dazu, die für Menschen auf der ganzen Welt historische Bedeutung haben.”

Mit Simon Climie wollte McDonald schon seit einiger Zeit zusammenarbeiten. "Ich wurde erstmals auf ihn aufmerksam, als er das “Pilgrim”-Album mit Eric Clapton machte. Ich genoß jede Minute mit Simon, er ist ein unglaubliches Talent." Erste Tracks wurden in London fixiert, dann ein paar Overdubs in McDonald’s Wahlheimat Nashville, aber das Gros der Vocals wurde in Nizza aufgenommen, wo Climie lebt. “Die Original-Tracks waren programmiert und dienten nur als Vorlagen. Ich wollte unbedingt ein Live-Musiker-Feeling haben, also kamen Bass, echtes Schlagzeug, Orgel dazu. So waren wir in der Lage, mit verschiedenen Tempi und Tonarten zu experimentieren, bis wir da angekommen waren, wo die Originale aufgehört hatten.”

McDonald würde es nie von sich behaupten. Aber der oben beschriebene Drahtseilakt ist ihm stilsicher gelungen. All Time-Motown-Hits wie “Signed, Sealed, Delivered”, “I Heard It Through The Grapevine” und “Since I Lost My Baby” erstrahlen in neuer Politur, wobei besonders das letztgenannte Temptations-Juwel einen besonderen Platz in McDonald’s Vita einnimmt, als eine der ersten Singles, deren Kauf er erinnern kann. “Ich liebe diese Nummer. Es ist ja einer dieser Songs, die gerade ohne großartige Produktion wirklich funkeln. Nimm‘ alles weg und es bleibt ein toller Song. Er gehört einfach zum Besten, was Smokey Robinson je geschrieben hat.”

Zu den Höhepunkten zählt ohne Zweifel auch “How Sweet It Is (To Be Loved By You)”, 1966 eine fröhliche Party-Nummer im Repertoire von Junior Walker & The All Stars, die Michael McDonald jetzt zum lässig-fingerschnippenden Gospel-Groove umgedeutet hat. Es blieb nicht der einzige, der nach anderen Ansätzen rief. “Da musste ich mich wirklich gehen lassen und den Song so singen, wie ich ihn von Marvin gehört hatte”, erklärt Michael McDonald zu seiner Version von “Grapevine”. Die erste Idee für “Reflections” war ein Reggae-Groove, “aber dann wurde eher so ein West-Afrika-Ding draus. Das ist ja einer der Motown-Songs, die eher im Pop-Psychedelia-Bereich angesiedelt sind, und damit auch ein Kandidat für einen kleinen Umweg.” Und so geht es weiter auf einem Album, das sowohl die Motown-Songs zelebriert, die weltweit ihren bis heute andauernden Siegeszug im Radio antraten als auch jene, die nicht so oft zu hören und doch nicht weniger brillant sind, etwa Marvin Gaye’s “Distant Lover” sowie “All In Love Is Fair” und “I Believe (When I Fall In Love It Will Be Forever)” von Stevie Wonder.

“Es ist”, resümiert Michael McDonald, “immer eine Herausforderung für mich gewesen, einen klassischen Song zu nehmen und ihn so zu bereichern, dass es weder dem Original schadet noch dich selbst zu sehr in den Vordergrund rückt, und dabei doch eine neue, andere Perspektive auf diesen Song gewonnen werden kann.” Diese schwierige Mission hat er auch mit “Motown” wieder erfüllt, und Spaß hat sie auch noch gebracht.

Bleibt noch zu erwähnen, dass „MOTOWN“ in den USA mit 2 Grammy Nominierungen bedacht wurde, und sich weltweit über 1,5 Millionen mal verkaufte. Die logische Folge bei einer solch überwältigen Nachfrage: viele der Mowtown songs, die Simon und Michael bereits produziert hatten, die sich aber einfach nicht mehr auf MOTOWN unterbringen liessen, erblickten nun auf dem Nachfolgelongplayer „MOTOWN 2“ das Licht der Welt.
Wie beim Vorgänger steht hier eindeutig die Klasse der jeweiligen Stücke im Vordergrund. McDonald gelingt es die Interpreten der verflossenen Tage artgetreu wiederzubeleben, er ist quasi jetzt schon eine lebende Motown Legende. 14 Perlen werden dieses Mal zum Besten gegeben.
„Motown 2“ legt sofort gewaltig los mit „You`re All I Need To Get By“ von Marvin Gaye und Tammi Terrell. Hinter der Orgel sitzt der Motown Großmeister Billy Preston. Danach kommt eine funkige Version des Stevie Wonder`s Klassikers “I Was Made To Love Her”, bei der Stevie selbst ein prächtiges Harmonika- Solo hinlegt. „Dieses Arrangement kommt von Simon und seinem Team. Stevie kam erst später dazu und es war extrem harte Arbeit ihn überhaupt ins Studio zu kriegen,“ erklärt Michael mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Andere Highlights auf “Motown 2” ist eine interessante, neue Version des Marvin Gayes Songs “After The Dance”, das eigentlich zu seinen unbekannteren Stücken gehört. Eine traumhafte Neuinterpretation des 1969 US Hits „Baby, I`m For Real“. Dann gibt es noch eine spritzige Variante des Smokey and the Miracles Liedes „Tracks Of My Tears“ und noch eine sehr gelungene Präsentation der Four Tops Nummer „Reach Out I`ll Be There“.
„Diese Typen haben etwas, von dem ich nur Träumen kann,“ sagt McDonald, „aber ich versuche die Stücke meinen eigenen Begabungen anzupassen. Rein physisch betrachtet, ist wohl der Song von Levi Stubbs am schwierigsten zu singen. Sein Einsatz war immer 200%, er gibt alles. Sein melodisches Verständnis war phänomenal, es ist also nicht weiter verwunderlich, dass die Four Tops Platten so erfolgreich waren.“
Nicht zu unterschätzen ist die inspirierende Fusion der beiden Talente Michael und Toni Braxton („Stop, Look and Listen“). „Sie gibt dem Song einen anderen melodischen Touch. Ihre Fähigkeiten und ihre Stimme sind einzigartig, keine Frage. Sie war einfach nur himmlisch.“
“Motown 2“ erreichte innerhalb von 10 Tagen Gold Status in den USA. McDonald, der noch immer den Erfolg des ersten Longplayers verkraften muss, ist von der Reaktion des zweiten Outputs völlig überwältigt.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch Deutschlands Medien auf diese wunderbare songcollection aufmerksam wurden. Den Ritterschlag erhält Michael von niemand geringeren als Thomas Gottschalk, der Michael nicht nur im Juni in seine Late Night Serie „Gottschalk & Freidns“ einlädt, sondern zudem auch gleich den Titel „REACH OUT (I’ll be There)“ als Titelmelodie für diese ZDF Serie auswählte.
Für das deutsche Publikum werden ab 27. Juni beide Alben, MOTOWN und MOTOWN II, als Doppel CD zum Preis einer Einzel CD erhältlich sein.