Miles Davis | Biografie

Biografie

“Das Ziel kann nicht sein, im Stillstand zu verharren und Sicherheit zu erlangen”, meinte Miles Davis einmal. “Wenn man kreativ bleiben möchte, muss man die Veränderung suchen.” Er selbst hat dies sein Leben lang getan und so immer wieder die Entwicklung des Jazz vorangetrieben und neue musikalische Trends gesetzt. Im Laufe seiner Karriere, die sich von 1944 bis zu seinem Tod im Jahr 1991 erstreckte, spielte der Trompeter so viele bahnbrechende Alben wie wohl kein anderer Jazzmusiker ein: darunter “Birth Of Cool”, “Walkin'”, “Miles Ahead”, “Milestones”, “'Round About Midnight”, “Porgy & Bess”, “Kind Of Blue”, “Sketches Of Spain”, “In A Silent Way”, “Bitches Brew”, “On The Corner”, “Star People” “Tutu” und und und. Ein absoluter Klassiker ist auch der ursprünglich 1958 erschienene Soundtrack zu Louis Malle Thriller “Ascenseur pour l’echafaud” (“Fahrstuhl zum Schaffott”), der dieses Jahr zum 60. Jubiläum in einer neu gemasterten Fassung in einer Box mit drei 10-Inch-LPs sowie als Deluxe-Doppel-CD wieder vorgelegt wird. So cool, gut und aufregend wie in dieser Edition hat Miles' zeitlose “Fahrstuhlmusik” noch nie geklungen.
Miles Dewey Davis III wurde am 26. Mai 1926 in Alton/Illinois geboren und begann mit neun Jahren Trompete zu spielen. Die Weichen für seine Karriere stellte er 1944 mit gerade einmal 18 Jahren, als er die Gelegenheit erhielt im Orchester von Billy Eckstine mit den Bebop-Pionieren Dizzy Gillespie, Charlie Parker und Art Blakey zusammenzuspielen. Da er kurz zuvor seinen  Highschool-Abschluss gemacht hatte, folgte er den Musikern nach New York, wo er ein paar Semester an der späteren Juilliard School studierte und mit führenden Beboppern wie Parker, J. J. Johnson, Kenny Clarke, Thelonious Monk und Fats Navarro jammte. Schon bald holte ihn der sechs Jahre ältere Bird in sein Quintett, in dem der junge Trompeter schnell reifte.
Nach drei Jahren bei dem Altsaxophonisten beschloss Miles 1948, dass es an der Zeit war, musikalisch eigene Wege zu gehen. Mit dem Arrangeur Gil Evans und einem Nonett entwarf er die Blaupause für den Cool-Jazz. Doch die 1949/1950 gemachten Aufnahmen erschienen erst 1957 vollständig unter dem Titel “Birth Of The Cool”. Bessere Zeiten brachen für Miles erst an, als er seinen ersten Plattenvertrag bei dem jungen Label Prestige Records erhielt, für das er in der Folge eine Serie wegweisender Hardbop-Alben aufnahm. 1955 gründete er dann sein erstes legendäres Quintett mit John Coltrane, Red Garland, Paul Chambers und Philly Joe Jones. Ein weiterer Meilenstein sollte 1959 das mit Coltrane, Cannonball Adderley, Bill Evans und Wynton Kelly eingespielte Album “Kind Of Blue” werden, ein Meisterwerk des modalen Jazz und eines der bestverkauften Jazzalben aller Zeiten.
Danach spielte Miles eine Zeit lang mit sich ständig ändernden Ensembles, bevor er 1964 die Idealbesetzung für sein zweites legendäres Quintett zusammenhatte: Wayne Shorter, Herbie Hancock, Ron Carter und Tony Williams. Der nächste Paradigmenwechsel bahnte sich aber schon 1968 mit “Miles In The Sky” an. Inspiriert von James Brown und Sly & The Family Stone begann Miles den Jazz zu elektrifiziern und Elemente aus Funk und Rock zu integrieren. Vor allem das Doppelalbum “Bitches Brew”, das viele der kommenden Stars des Jazz-Rock und Fusion-Jazz featurete, sorgte 1970 für Furore. Mitte der 1970er Jahre zog sich Miles für sechs Jahre von der Musik zurück, um erst 1981 mit dem Album “The Man With the Horn” zurückzukehren. In dieser letzten Schaffensphase umgab er sich erneut mit vorwiegend jungen Musikern wie Marcus Miller, Mike Stern, dem Saxophonisten Bill Evans oder John Scofield, um bis zu seinem Tod im Jahr 1991 eine Reihe von überaus populären Alben vorzulegen, die bewiesen, dass er sein Ohr immer noch am Puls der Zeit hatte.
 
Stand: Juni 2018