Angefangen im Gartenschuppen seiner Eltern begann Naughty Boy (bürgerlich Shahid Khan, geb. 1985) erste Kompositionen zu schreiben und brachte es ab 2009 nicht nur zu einem eigenen, hochprofessionellen Sound-Studio…
Innerhalb weniger Jahre machte er sich einen Namen als einer der erfolgreichsten, jungen Produzenten und Songwriter Englands. So schrieb und produzierte er beispielsweise Emeli Sandé’s Multi-Platin-Album “Our Version Of Events” maßgeblich mit, auf dem er auch mit “Wonder” in einem gemeinsam Duett mit der Senkrechtstarterin zu hören ist.
Mit seinem außergewöhnlichen Talent für Kompositionen hat er sich die Anerkennung weiterer Künstler wie beispielsweise Tinie Tempah, Professor Green, Gabrielle, Wiley und Rihanna gesichert. So werden Tinie und Green auch auf Naughty Boy‘s demnächst erscheinenden Album “Hotel Cabana” mitwirken. “Naughty” über dieses Album: “Ich möchte, dass es eine zeitgemäße Platte wird. Dahinter steckt ein Gesamtkonzept, eigentlich ist sie mehr wie ein Film als ein Album aufgebaut”, sagt er. “So betrachte ich mich selbst auch nicht nur als Produzent, sondern auch als Regisseur.”
Erstaunlicherweise begann Khan erst vor sechs Jahren damit, ernsthaft Musik zu machen. Davor experimentierte er einfach mit verschiedenen Techniken, brachte sich selbst das Klavierspielen bei und hatte dabei bereits unbewusst ständig Kompositionen in seinem Kopf. “Ich hatte keine musikalische Ausbildung, ich wusste scheinbar intuitiv, wie man spielt, was schon sonderbar ist”, bemerkt er. “Ich dachte, es wäre völlig normal, Klavier spielen zu können und genau zu wissen, wie es klingen sollte, dazu der Beat des Schlagzeugs und eine passende, tragende Melodie… Mir war gar nicht bewusst, dass die meisten Leute nicht den ganzen Tag damit verbringen, innerlich zu komponieren.”
Als Halb-Pakistani wurde Naughty Boy kulturell und musikalisch geprägt von pakistanischen Filmen und pakistanischer Musik und insbesondere den Arbeiten von Yash Chopra, einem der einflussreichsten Bollywood-Filmemachern. Der Bollywood-Sound fließe zwar nicht unbedingt in seine eigenen Werke mit ein; jedoch versuche er, die Bollywood-typischen Großen Emotionen, das Drama und die Gefühlstiefe in seine Arbeit einzubringen, so “Naughty”. – "Diese Musik ist so episch, ich glaube, deswegen mache ich gern aus meinen Produktionen so hymnische Sachen. In Bollywood geht es ja vor allem um Liebe und Schicksal, Reich und Arm – das hat mich mein ganzes Leben begleitet. – Ich habe diese “Bollywood-Komponenten” aber bewusst in ein britisches bzw. westliches Soundgewand gekleidet – statt einfach auch indische Musik zu machen."
Den ausschlaggebenden Impuls, eine eigene Musikerkarriere zu starten, erhielt “Naughty” im Alter von 17 Jahren durch Timbalands und Aaliyahs Titel “Try Again”. – "Ich erinnere mich daran, wie ich damals “Try Again” hörte, wie sehr mich der Song faszinierte und ich plötzlich große Möglichkeiten im Musikmachen sah. Zwar dauerte es dann noch vier Jahre, bis ich wirklich loslegte, aber ab diesem Tag wusste ich, wie sehr ich selbst Musik schreiben wollte."
In sehr bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen – im englischen Watford als Kind einer Hausfrau und eines Taxifahrers – kam für Khan eine Musiker-Karriere zuvor schlichtweg nicht in Betracht. “Ich traute mich nicht einmal daran zu denken, ich ging einfach davon aus, dass mir das nicht zustünde.”
Nach dem Abitur schlug er sich zunächst mit einigen Verwaltungs-Aushilfsjobs durch. “Lange blieb ich nirgendwo. Entweder kündigte ich nach kurzer Zeit oder ich wurde rasch gefeuert”, so “Naughty”. Im Jahr 2005 entschloss er sich schließlich, es an der Universität mit einem ordentlichen Musik-Studium zu versuchen. Nach wenigen Wochen war er jedoch derart von seinen Kursen in “Theoretischer Musik-Technologie” gelangweilt, dass er sich sogleich wieder exmatrikulieren ließ. Ganz pragmatisch bewarb er sich für ein Darlehen beim “Prince’s Trust”, einer von Prince Charles Mitte der 70er Jahre ins Leben gerufenen Hilfsorganisation für junge Briten. Der “Prince’s Trust” bewilligte “Naughty” 3.000 Pfund, von denen er sich Musik-Software und einen (Apple-)Mac kaufte. Er überredete seine Eltern, deren Schuppen als provisorisches Studio nutzen zu dürfen und kam prompt zu einem weiteren Geldsegen – er gewann bei einer Game-Show im britischen Fernsehen ganze 44.000 Pfund!
Technisch nun gut ausgestattet stieg “Naughty“ fortan rasch zum gefragten Produzenten/Songwriter auf und wurde nebst den bereits genannten Künstlern auch für Cheryl Cole, Lily Allen und Leona Lewis tätig. Zurzeit arbeitet er gemeinsam mit William Orbit (u. a. Madonna, Pink, Robbie Williams) an dem neuen Britney-Spears-Album.
Aus der zufälligen Begegnung mit der damals noch unbekannten Emeli Sandé, die er in London bei einem Branchen-Showcase kennenlernte, entstand eine unglaublich fruchtbare und langfristige musikalische Kollaboration. Bei der ersten gemeinsamen Session schrieben Emeli und „Naughty“ ad hoc die späteren Hit-Singles ”Heaven" und “Never Be Your Woman”, für Emeli’s Album “Our Version Of Events”, das später die Beatles von ihrem “Chart-Thron” stürzen sollte; hielt es sich doch ganze 63 Wochen in Folge in den britischen Top 10.
Naughty Boys’ Sound ist wandelbar und behält dennoch stets eine eigene Handschrift und klare “Britishness”. – “Ich wuchs voller Bewunderung für Timbaland und Co. auf. Er und Pharrell inspirieren mich immer noch, genauso wie die erwähnten Bollywood-Soundtracks”, sagt Shahid. “Wie auch immer, ich will den guten Sound zurück nach England holen und beweisen, dass der US-Pop-Sound inzwischen vielleicht ein bisschen abgestanden ist. Alles wird da immer wieder für die gleichen Acts recycelt. Ich möchte zeigen, dass wir hier in England einen lebendigen, innovativen Sound schaffen, der genauso gut oder gar besser ist als der der großen amerikanischen Produzenten.”
Nachdem er vom elterlichen Schuppen ins “Hotel Cabana” zog – samt Hausbar und einer Katze namens Bob – wird Naughty Boy im September diesen Jahres nun sein erstes eigenes Album veröffentlichen. Darauf enthalten ist selbstverständlich auch die erste Single “La La La” feat. Sam Smith. Der Titel verkaufte in UK innerhalb von nur drei Wochen 300.000 Einheiten und erreichte somit Goldstatus. Seit nunmehr mehreren Wochen hält sich der Song an der Spitze der Single-, iTunes-, Radio- und Video Charts. Auch hierzulande befindet sich “La La La” auf steilem Erfolgskurs im Rundfunk, bei iTunes, Amazon und in den Charts.