Mit zunehmendem Alter lernt man unweigerlich die eine oder andere Lektion, und es kommt nicht selten vor, dass ein Mensch, der eine derartige Lektion gelernt und verinnerlicht hat, den Drang verspürt, diese Einsicht auch mit dem Rest der Welt zu teilen. „Dies und das verhält sich soundso.“ „Früher lief das alles noch soundso…“ Und natürlich wirken derartige Aussprüche oft wie abgeschmackte Kommentare von mürrischen alten Männern. Doch selbst wenn es in diesem Text durchaus um eine derartige Lektion gehen wird – um eine sehr wichtige und zentrale noch dazu –, soll hier tunlichst vermieden werden, diesen „Damals, als alles noch…“-Tonfall anzuschlagen oder in irgendwelche Nostalgie-Schwelgereien zu verfallen. Der Grund dafür ist ganz einfach: Hier soll eine Geschichte erzählt werden, die vom Hier und Jetzt handelt. Wobei es auch ein klein wenig um die Zukunft und ein bisschen um die Vergangenheit gehen soll – aber dennoch: Es dreht sich ums Jetzt. Um Heute. Um diesen Moment.
Was auch bedeutet: Es geht um Nichts – nein, es geht um „Nothing“.
Denn „Nothing“ ist der Titel des vierten Studioalbums von Pharrell Williams, Chad Hugo und Shae Haley – jenen Herren also, die sich als Musiker/Produzenten/Sänger/Songwriter-Kollektiv N*E*R*D nennen. Was, wie jeder weiß, für „No-one Ever Really Dies“ steht. Und der Name steht für noch etwas: Was in Virginia Beach im Jahr 2000 begann, steht auch heute, 10 Jahre später, für eine Gruppe von Musikern, die pausenlos alles dafür gegeben haben, neue Wege zu beschreiten, während der Rest der Musikwelt oftmals im Nebel herumstochert und sich dann doch lieber auf alte Formeln verlässt.
Womit wohl keiner gerechnet hätte: Das hier – dieses „Nothing“ – ist keineswegs das Album, das sie ursprünglich veröffentlichen wollten. Anfang des Jahres saßen Pharrell, Chad und Shae in Miami in ihrem Studio und führten sich die rund 20 Tracks zu Gemüte, die sie 2009 aufgenommen hatten und die, so lautete zumindest der Plan, den Kern ihrer kommenden LP ergeben sollten. Mit ihren Vorgängeralben – also dem bahnbrechenden „In Search Of…“, aber auch den Nachfolgern „Fly Or Die“ und „Seeing Sounds“ – hatten sie die Randregionen des Rock erforscht und Grundlagenforschung in Sachen musikalische Schnittstellen betrieben. Sie hatten hartnäckig und leidenschaftlich versucht, einen klanglichen Raum zu kreieren, in dem keine der klassischen Grenzen oder Regeln existieren; und genau dadurch hatten sie im Handumdrehen eine gewaltige Fanbase für sich gewinnen können, weil sich Leute aus ganz unterschiedlichen Lagern auf ihren Hybrid-Sound einigen konnten. So gesehen hätten sie gewissermaßen alles machen können, und die Chancen wären nicht schlecht gewesen, dass auch ihr nächstes Album irgendwie bei den Leuten ankommt. Aber so ticken die Jungs von N*E*R*D nun mal nicht: Sie machen keine halben Sachen.
„Es fühlte sich einfach nicht richtig an: Wir saßen da und hörten uns die Songs an, und was wir da hörten war schon irgendwie neu und anders – es war schon irgendwie experimentell. Wir hätten nur noch ein wenig daran feilen müssen, und schon hätten wir ein paar Tracks gehabt, die den meisten Leuten wahrscheinlich sogar gefallen hätten“, sagt Shae über die ersten Aufnahmen aus dem letzten Jahr. „Nur hätten wir gewusst, dass da etwas nicht stimmt. Unsere wirklichen Fans hätten gewusst, dass da etwas nicht stimmt. Es wäre einfach nicht unsere Art gewesen, die Sache dermaßen halbherzig anzugehen.“
„Die Leute zerbrechen sich immer noch den Kopf über Kriege und das, was in der Welt so alles passiert. Sie beschäftigen sich noch immer mit ihren Problemen, auch wenn wir vielleicht glauben, dass sich das Blatt inzwischen zum Besseren gewendet hat“, meint Pharrell. „Und als wir uns diese zwanzig Tracks noch einmal anhörten, wurde uns klar, dass sie noch nicht das zum Ausdruck brachten, was wir damit eigentlich sagen wollten. Sie waren einfach nicht gut genug.“
Also warfen N*E*R*D alles über den Haufen und fingen noch einmal ganz von vorne an. Das Blatt war mit einem Mal wieder weiß. Unbeschrieben. Es war nichts drauf. Nichts, also „Nothing“.
„Ich bin immer wieder fasziniert davon, wenn man etwas aus dem Nichts erschafft“, sagt Chad Hugo. „Jeder Mensch, der künstlerisch tätig ist oder seine kreative Ader in irgendeiner Form auslebt, weiß, was für eine Herausforderung es ist, wenn man einfach alles umschmeißt und dann wieder ganz von Null anfängt. Man braucht diese Herausforderung, um sich selbst zu beweisen, dass man noch neue Ideen hat und eben nicht nur nach Schema F vorgeht. Das ist absolut wichtig für unsere Motivation.“
Was im Klartext bedeutet: Hier sind also drei der erfolgreichsten Musiker bzw. Produzenten der Welt, die sich ohne Weiteres lockermachen und einfach abkassieren könnten, weil sie so oder so schon einen großen Namen haben, doch sie treten stattdessen die Arbeit eines ganzen Jahres einfach so in die Tonne, weil sie sich neuen Herausforderungen stellen und etwas Größeres erschaffen wollen. Tabula rasa und Neustart. Man kann die Latte schließlich noch höher legen. Und beim zweiten Anlauf wirklich alles richtig machen.
Um diesen Ansatz zu verstehen, muss man sich nur noch einmal vor Augen führen, warum Pharrell, Chad und Shae das Projekt N*E*R*D überhaupt ins Leben gerufen haben: Während Williams und Hugo als das Produzententeam The Neptunes die Popwelt nachhaltig mit ihrem unverwechselbaren Minimalismus-Sound geprägt und verändert haben – und im Laufe der Jahre unzählige Hits für Leute wie Jay-Z, Justin, Britney, Snoop Dogg, The Clipse, Gwen Stefani und diverse andere Größen produziert haben (mal ehrlich: diese Liste könnte man locker noch über die nächsten zehn Seiten fortsetzen, aber das sollte eigentlich klar sein) –, war N*E*R*D keineswegs als Nebenprojekt gedacht, das nur ein Album veröffentlicht und dann wieder eingestampft wird. Im Gegenteil: Die drei haben die Band einst gegründet, weil sie einen Raum erschaffen wollten, in dem sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen und mit neuen Sounds experimentieren konnten – es ging um einen Hybrid aus Rock und HipHop und R&B, ja sogar aus Country, Blues und Science-Fiction-Welten. So entstand schließlich ihr Debüt „In Search Of…“ aus dem Jahr 2001, eine musikalische Sinnsuche ohne Scheuklappen, die auch ein knappes Jahrzehnt später noch aktuell klingt, weil man der LP anmerkt, dass hier etwas riskiert wurde. Auf „Nothing“ kehren N*E*R*D zu diesem Ansatz zurück.
„Wir wollten uns endlich wieder mit den Dingen auseinandersetzen, die in uns vorgingen und die wir um uns herum beobachteten“, berichtet Pharrell. „Als wir damals anfingen, zusammen Musik zu machen, fingen wir bei Null an; wir hatten Nichts, ‘Nothing’ – und es war ziemlich cool, an diesen Ausgangspunkt zurückzukehren.“
Im Verlauf ihrer Bandgeschichte haben N*E*R*D stets gekämpft: Sie sind vorwärts marschiert, vorgeprescht, obwohl sie eigentlich ein Leben im Luxus hätten genießen können. Anders gesagt: Wir haben es hier mit einer Band zu tun, sie so hart ackert, als ob sie irgendeine kleine Nummer wären, die von Club zu Club zieht, um überhaupt über die Runden zu kommen. Zwei Drittel des Jahres verbringen die Jungs in der Regel auf Tour – und das schon seit Jahren. Sie treten genauso in den großen Metropolen wie im kleinen Kaff im Mittleren Westen auf, spielen auf großen Festivals, um gleich danach wieder auf einem Uni-Campus ihr Equipment auszupacken. Und natürlich hätten sie das eigentlich nicht nötig: Doch sind es letztlich diese unzähligen Live-Gigs, diese Momente, in denen sie vor ihren Fans stehen und eine Verbindung zu ihnen spüren, in denen ihnen klar wird, warum sie überhaupt Musik machen.
„Wenn du lernen willst, wie eine Sache läuft, musst du ganz unten anfangen, bei den Dienstboten“, sagt Pharrell. „Das soll jetzt nicht falsch verstanden werden, aber die Live-Auftritte sind gewissermaßen die Dienstbotenstelle: Die Bühne ist unser Labor, in dem wir die Chemie zwischen den eigenen Songs und den Leuten da draußen erforschen. Das Beste daran ist, dass man die Reaktion unmittelbar zu spüren bekommt.“
„Es gibt nichts Besseres, als vor einem Publikum zu stehen – ganz egal, ob das in New York, Australien oder Japan ist: Wenn du die Kids – farbige, weiße, Latinos, Typen, Mädels, ganz egal – vor dir stehen und mitsingen und abgehen siehst, ist das der größte und schönste Moment überhaupt“, meint auch Shae.
Auf „Nothing“ knüpfen N*E*R*D nicht nur an dieses Gefühl der Verbundenheit mit ihrer stetig wachsenden Fanbase an, sondern auch an die Sessions, in denen einst „In Search Of…“ entstand – allerdings nicht unbedingt musikalisch, sondern eher, was den Geist und die Grundhaltung der LP betrifft: „Die LP klingt voll nach den Siebzigern, nach bunten Patchwork-Jeans und nach einer Zeit, in der es einfach viel weniger Regeln gab“, sagt Pharrell. Shaes Kommentar dazu: Wenn „In Search Of…“ von Earth, Wind & Fire und Steely Dan inspiriert war, dann klingt „Nothing“ „eher wie The Doors oder die Band America.“
Wie schon auf ihrem Debütalbum, ist der Sound von „Nothing“ vor allem minimalistisch – und trotzdem sind die 14 Tracks absolut druckvoll: Während „Fly Or Die“ und „Seeing Sounds“ richtig laute Alben mit satten Rocksongs waren, ist „Nothing“ eher ein konzentriertes Rock-Soul-Album. Auf „Hot N’ Fun“, der ersten Singleauskopplung, hilft ihre Freundin Nelly Furtado am Mikrofon aus, und das Resultat klingt so sommerlich und tanzbar, dass man unweigerlich an eine Party auf der Rollschuhbahn denken muss (und Kenner werden vielleicht sogar Parallelen zu „A Roller Skating Jam Named Saturdays“ von De La Soul raushören, was laut Pharrell auch gar nicht so überraschend ist: „Ganz egal, was ich mache oder mit wem ich arbeite: Der Sound von den Native Tongues hat mich einfach zu sehr geprägt.“) Andere Tracks wie „Party People“ und „In The Air“ versprühen die magische Energie, die entsteht, wenn man als Jugendlicher einen zukünftigen Lieblingssong zum ersten Mal hört, während Pharrell in seiner Rolle als versierter Wortschmied über den Reiz des anderen Geschlechts referiert: „Mir geht es nicht darum, einfach bloß über Sex zu singen, sondern wahre Begebenheiten zu schildern und das dann sexy klingen zu lassen.“
Als sie einst die Band ins Leben riefen, haben Pharrell und Chad gesagt, dass „N*E*R*D auf einer ganz fundamentalen Ansicht basiert: In jedem Mensch schlummert eine Seele, eine Energie. Und wenn man stirbt, mag sich diese Energie zwar im Raum verteilen, aber sie verschwindet dadurch nicht, sondern existiert weiterhin.“ Das wäre dann also diejenige Lektion, um die sich bei diesem Projekt alles dreht: Diese drei Herren haben alles Vergangene einfach mal außer Acht gelassen und sich stattdessen auf das Hier und Jetzt konzentriert, weil sie nur zu gut wissen, dass alles, was sie erschaffen und in die Welt setzen, dort auch bleiben wird – für immer und ewig. Sie haben ein „Nothing“ aus dem Nichts erschaffen. Denn Nothing Ever Really Dies.
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Was auch bedeutet: Es geht um Nichts – nein, es geht um „Nothing“.
Denn „Nothing“ ist der Titel des vierten Studioalbums von Pharrell Williams, Chad Hugo und Shae Haley – jenen Herren also, die sich als Musiker/Produzenten/Sänger/Songwriter-Kollektiv N*E*R*D nennen. Was, wie jeder weiß, für „No-one Ever Really Dies“ steht. Und der Name steht für noch etwas: Was in Virginia Beach im Jahr 2000 begann, steht auch heute, 10 Jahre später, für eine Gruppe von Musikern, die pausenlos alles dafür gegeben haben, neue Wege zu beschreiten, während der Rest der Musikwelt oftmals im Nebel herumstochert und sich dann doch lieber auf alte Formeln verlässt.
Womit wohl keiner gerechnet hätte: Das hier – dieses „Nothing“ – ist keineswegs das Album, das sie ursprünglich veröffentlichen wollten. Anfang des Jahres saßen Pharrell, Chad und Shae in Miami in ihrem Studio und führten sich die rund 20 Tracks zu Gemüte, die sie 2009 aufgenommen hatten und die, so lautete zumindest der Plan, den Kern ihrer kommenden LP ergeben sollten. Mit ihren Vorgängeralben – also dem bahnbrechenden „In Search Of…“, aber auch den Nachfolgern „Fly Or Die“ und „Seeing Sounds“ – hatten sie die Randregionen des Rock erforscht und Grundlagenforschung in Sachen musikalische Schnittstellen betrieben. Sie hatten hartnäckig und leidenschaftlich versucht, einen klanglichen Raum zu kreieren, in dem keine der klassischen Grenzen oder Regeln existieren; und genau dadurch hatten sie im Handumdrehen eine gewaltige Fanbase für sich gewinnen können, weil sich Leute aus ganz unterschiedlichen Lagern auf ihren Hybrid-Sound einigen konnten. So gesehen hätten sie gewissermaßen alles machen können, und die Chancen wären nicht schlecht gewesen, dass auch ihr nächstes Album irgendwie bei den Leuten ankommt. Aber so ticken die Jungs von N*E*R*D nun mal nicht: Sie machen keine halben Sachen.
„Es fühlte sich einfach nicht richtig an: Wir saßen da und hörten uns die Songs an, und was wir da hörten war schon irgendwie neu und anders – es war schon irgendwie experimentell. Wir hätten nur noch ein wenig daran feilen müssen, und schon hätten wir ein paar Tracks gehabt, die den meisten Leuten wahrscheinlich sogar gefallen hätten“, sagt Shae über die ersten Aufnahmen aus dem letzten Jahr. „Nur hätten wir gewusst, dass da etwas nicht stimmt. Unsere wirklichen Fans hätten gewusst, dass da etwas nicht stimmt. Es wäre einfach nicht unsere Art gewesen, die Sache dermaßen halbherzig anzugehen.“
„Die Leute zerbrechen sich immer noch den Kopf über Kriege und das, was in der Welt so alles passiert. Sie beschäftigen sich noch immer mit ihren Problemen, auch wenn wir vielleicht glauben, dass sich das Blatt inzwischen zum Besseren gewendet hat“, meint Pharrell. „Und als wir uns diese zwanzig Tracks noch einmal anhörten, wurde uns klar, dass sie noch nicht das zum Ausdruck brachten, was wir damit eigentlich sagen wollten. Sie waren einfach nicht gut genug.“
Also warfen N*E*R*D alles über den Haufen und fingen noch einmal ganz von vorne an. Das Blatt war mit einem Mal wieder weiß. Unbeschrieben. Es war nichts drauf. Nichts, also „Nothing“.
„Ich bin immer wieder fasziniert davon, wenn man etwas aus dem Nichts erschafft“, sagt Chad Hugo. „Jeder Mensch, der künstlerisch tätig ist oder seine kreative Ader in irgendeiner Form auslebt, weiß, was für eine Herausforderung es ist, wenn man einfach alles umschmeißt und dann wieder ganz von Null anfängt. Man braucht diese Herausforderung, um sich selbst zu beweisen, dass man noch neue Ideen hat und eben nicht nur nach Schema F vorgeht. Das ist absolut wichtig für unsere Motivation.“
Was im Klartext bedeutet: Hier sind also drei der erfolgreichsten Musiker bzw. Produzenten der Welt, die sich ohne Weiteres lockermachen und einfach abkassieren könnten, weil sie so oder so schon einen großen Namen haben, doch sie treten stattdessen die Arbeit eines ganzen Jahres einfach so in die Tonne, weil sie sich neuen Herausforderungen stellen und etwas Größeres erschaffen wollen. Tabula rasa und Neustart. Man kann die Latte schließlich noch höher legen. Und beim zweiten Anlauf wirklich alles richtig machen.
Um diesen Ansatz zu verstehen, muss man sich nur noch einmal vor Augen führen, warum Pharrell, Chad und Shae das Projekt N*E*R*D überhaupt ins Leben gerufen haben: Während Williams und Hugo als das Produzententeam The Neptunes die Popwelt nachhaltig mit ihrem unverwechselbaren Minimalismus-Sound geprägt und verändert haben – und im Laufe der Jahre unzählige Hits für Leute wie Jay-Z, Justin, Britney, Snoop Dogg, The Clipse, Gwen Stefani und diverse andere Größen produziert haben (mal ehrlich: diese Liste könnte man locker noch über die nächsten zehn Seiten fortsetzen, aber das sollte eigentlich klar sein) –, war N*E*R*D keineswegs als Nebenprojekt gedacht, das nur ein Album veröffentlicht und dann wieder eingestampft wird. Im Gegenteil: Die drei haben die Band einst gegründet, weil sie einen Raum erschaffen wollten, in dem sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen und mit neuen Sounds experimentieren konnten – es ging um einen Hybrid aus Rock und HipHop und R&B, ja sogar aus Country, Blues und Science-Fiction-Welten. So entstand schließlich ihr Debüt „In Search Of…“ aus dem Jahr 2001, eine musikalische Sinnsuche ohne Scheuklappen, die auch ein knappes Jahrzehnt später noch aktuell klingt, weil man der LP anmerkt, dass hier etwas riskiert wurde. Auf „Nothing“ kehren N*E*R*D zu diesem Ansatz zurück.
„Wir wollten uns endlich wieder mit den Dingen auseinandersetzen, die in uns vorgingen und die wir um uns herum beobachteten“, berichtet Pharrell. „Als wir damals anfingen, zusammen Musik zu machen, fingen wir bei Null an; wir hatten Nichts, ‘Nothing’ – und es war ziemlich cool, an diesen Ausgangspunkt zurückzukehren.“
Im Verlauf ihrer Bandgeschichte haben N*E*R*D stets gekämpft: Sie sind vorwärts marschiert, vorgeprescht, obwohl sie eigentlich ein Leben im Luxus hätten genießen können. Anders gesagt: Wir haben es hier mit einer Band zu tun, sie so hart ackert, als ob sie irgendeine kleine Nummer wären, die von Club zu Club zieht, um überhaupt über die Runden zu kommen. Zwei Drittel des Jahres verbringen die Jungs in der Regel auf Tour – und das schon seit Jahren. Sie treten genauso in den großen Metropolen wie im kleinen Kaff im Mittleren Westen auf, spielen auf großen Festivals, um gleich danach wieder auf einem Uni-Campus ihr Equipment auszupacken. Und natürlich hätten sie das eigentlich nicht nötig: Doch sind es letztlich diese unzähligen Live-Gigs, diese Momente, in denen sie vor ihren Fans stehen und eine Verbindung zu ihnen spüren, in denen ihnen klar wird, warum sie überhaupt Musik machen.
„Wenn du lernen willst, wie eine Sache läuft, musst du ganz unten anfangen, bei den Dienstboten“, sagt Pharrell. „Das soll jetzt nicht falsch verstanden werden, aber die Live-Auftritte sind gewissermaßen die Dienstbotenstelle: Die Bühne ist unser Labor, in dem wir die Chemie zwischen den eigenen Songs und den Leuten da draußen erforschen. Das Beste daran ist, dass man die Reaktion unmittelbar zu spüren bekommt.“
„Es gibt nichts Besseres, als vor einem Publikum zu stehen – ganz egal, ob das in New York, Australien oder Japan ist: Wenn du die Kids – farbige, weiße, Latinos, Typen, Mädels, ganz egal – vor dir stehen und mitsingen und abgehen siehst, ist das der größte und schönste Moment überhaupt“, meint auch Shae.
Auf „Nothing“ knüpfen N*E*R*D nicht nur an dieses Gefühl der Verbundenheit mit ihrer stetig wachsenden Fanbase an, sondern auch an die Sessions, in denen einst „In Search Of…“ entstand – allerdings nicht unbedingt musikalisch, sondern eher, was den Geist und die Grundhaltung der LP betrifft: „Die LP klingt voll nach den Siebzigern, nach bunten Patchwork-Jeans und nach einer Zeit, in der es einfach viel weniger Regeln gab“, sagt Pharrell. Shaes Kommentar dazu: Wenn „In Search Of…“ von Earth, Wind & Fire und Steely Dan inspiriert war, dann klingt „Nothing“ „eher wie The Doors oder die Band America.“
Wie schon auf ihrem Debütalbum, ist der Sound von „Nothing“ vor allem minimalistisch – und trotzdem sind die 14 Tracks absolut druckvoll: Während „Fly Or Die“ und „Seeing Sounds“ richtig laute Alben mit satten Rocksongs waren, ist „Nothing“ eher ein konzentriertes Rock-Soul-Album. Auf „Hot N’ Fun“, der ersten Singleauskopplung, hilft ihre Freundin Nelly Furtado am Mikrofon aus, und das Resultat klingt so sommerlich und tanzbar, dass man unweigerlich an eine Party auf der Rollschuhbahn denken muss (und Kenner werden vielleicht sogar Parallelen zu „A Roller Skating Jam Named Saturdays“ von De La Soul raushören, was laut Pharrell auch gar nicht so überraschend ist: „Ganz egal, was ich mache oder mit wem ich arbeite: Der Sound von den Native Tongues hat mich einfach zu sehr geprägt.“) Andere Tracks wie „Party People“ und „In The Air“ versprühen die magische Energie, die entsteht, wenn man als Jugendlicher einen zukünftigen Lieblingssong zum ersten Mal hört, während Pharrell in seiner Rolle als versierter Wortschmied über den Reiz des anderen Geschlechts referiert: „Mir geht es nicht darum, einfach bloß über Sex zu singen, sondern wahre Begebenheiten zu schildern und das dann sexy klingen zu lassen.“
Als sie einst die Band ins Leben riefen, haben Pharrell und Chad gesagt, dass „N*E*R*D auf einer ganz fundamentalen Ansicht basiert: In jedem Mensch schlummert eine Seele, eine Energie. Und wenn man stirbt, mag sich diese Energie zwar im Raum verteilen, aber sie verschwindet dadurch nicht, sondern existiert weiterhin.“ Das wäre dann also diejenige Lektion, um die sich bei diesem Projekt alles dreht: Diese drei Herren haben alles Vergangene einfach mal außer Acht gelassen und sich stattdessen auf das Hier und Jetzt konzentriert, weil sie nur zu gut wissen, dass alles, was sie erschaffen und in die Welt setzen, dort auch bleiben wird – für immer und ewig. Sie haben ein „Nothing“ aus dem Nichts erschaffen. Denn Nothing Ever Really Dies.
Mit zunehmendem Alter lernt man unweigerlich die eine oder andere Lektion, und es kommt nicht selten vor, dass ein Mensch, der eine derartige Lektion gelernt und verinnerlicht hat, den Drang verspürt, diese Einsicht auch mit dem Rest der Welt zu teilen. „Dies und das verhält sich soundso.“ „Früher lief das alles noch soundso…“ Und natürlich wirken derartige Aussprüche oft wie abgeschmackte Kommentare von mürrischen alten Männern. Doch selbst wenn es in diesem Text durchaus um eine derartige Lektion gehen wird – um eine sehr wichtige und zentrale noch dazu –, soll hier tunlichst vermieden werden, diesen „Damals, als alles noch…“-Tonfall anzuschlagen oder in irgendwelche Nostalgie-Schwelgereien zu verfallen. Der Grund dafür ist ganz einfach: Hier soll eine Geschichte erzählt werden, die vom Hier und Jetzt handelt. Wobei es auch ein klein wenig um die Zukunft und ein bisschen um die Vergangenheit gehen soll – aber dennoch: Es dreht sich ums Jetzt. Um Heute. Um diesen Moment.
Was auch bedeutet: Es geht um Nichts – nein, es geht um „Nothing“.
Denn „Nothing“ ist der Titel des vierten Studioalbums von Pharrell Williams, Chad Hugo und Shae Haley – jenen Herren also, die sich als Musiker/Produzenten/Sänger/Songwriter-Kollektiv N*E*R*D nennen. Was, wie jeder weiß, für „No-one Ever Really Dies“ steht. Und der Name steht für noch etwas: Was in Virginia Beach im Jahr 2000 begann, steht auch heute, 10 Jahre später, für eine Gruppe von Musikern, die pausenlos alles dafür gegeben haben, neue Wege zu beschreiten, während der Rest der Musikwelt oftmals im Nebel herumstochert und sich dann doch lieber auf alte Formeln verlässt.
Womit wohl keiner gerechnet hätte: Das hier – dieses „Nothing“ – ist keineswegs das Album, das sie ursprünglich veröffentlichen wollten. Anfang des Jahres saßen Pharrell, Chad und Shae in Miami in ihrem Studio und führten sich die rund 20 Tracks zu Gemüte, die sie 2009 aufgenommen hatten und die, so lautete zumindest der Plan, den Kern ihrer kommenden LP ergeben sollten. Mit ihren Vorgängeralben – also dem bahnbrechenden „In Search Of…“, aber auch den Nachfolgern „Fly Or Die“ und „Seeing Sounds“ – hatten sie die Randregionen des Rock erforscht und Grundlagenforschung in Sachen musikalische Schnittstellen betrieben. Sie hatten hartnäckig und leidenschaftlich versucht, einen klanglichen Raum zu kreieren, in dem keine der klassischen Grenzen oder Regeln existieren; und genau dadurch hatten sie im Handumdrehen eine gewaltige Fanbase für sich gewinnen können, weil sich Leute aus ganz unterschiedlichen Lagern auf ihren Hybrid-Sound einigen konnten. So gesehen hätten sie gewissermaßen alles machen können, und die Chancen wären nicht schlecht gewesen, dass auch ihr nächstes Album irgendwie bei den Leuten ankommt. Aber so ticken die Jungs von N*E*R*D nun mal nicht: Sie machen keine halben Sachen.
„Es fühlte sich einfach nicht richtig an: Wir saßen da und hörten uns die Songs an, und was wir da hörten war schon irgendwie neu und anders – es war schon irgendwie experimentell. Wir hätten nur noch ein wenig daran feilen müssen, und schon hätten wir ein paar Tracks gehabt, die den meisten Leuten wahrscheinlich sogar gefallen hätten“, sagt Shae über die ersten Aufnahmen aus dem letzten Jahr. „Nur hätten wir gewusst, dass da etwas nicht stimmt. Unsere wirklichen Fans hätten gewusst, dass da etwas nicht stimmt. Es wäre einfach nicht unsere Art gewesen, die Sache dermaßen halbherzig anzugehen.“
„Die Leute zerbrechen sich immer noch den Kopf über Kriege und das, was in der Welt so alles passiert. Sie beschäftigen sich noch immer mit ihren Problemen, auch wenn wir vielleicht glauben, dass sich das Blatt inzwischen zum Besseren gewendet hat“, meint Pharrell. „Und als wir uns diese zwanzig Tracks noch einmal anhörten, wurde uns klar, dass sie noch nicht das zum Ausdruck brachten, was wir damit eigentlich sagen wollten. Sie waren einfach nicht gut genug.“
Also warfen N*E*R*D alles über den Haufen und fingen noch einmal ganz von vorne an. Das Blatt war mit einem Mal wieder weiß. Unbeschrieben. Es war nichts drauf. Nichts, also „Nothing“.
„Ich bin immer wieder fasziniert davon, wenn man etwas aus dem Nichts erschafft“, sagt Chad Hugo. „Jeder Mensch, der künstlerisch tätig ist oder seine kreative Ader in irgendeiner Form auslebt, weiß, was für eine Herausforderung es ist, wenn man einfach alles umschmeißt und dann wieder ganz von Null anfängt. Man braucht diese Herausforderung, um sich selbst zu beweisen, dass man noch neue Ideen hat und eben nicht nur nach Schema F vorgeht. Das ist absolut wichtig für unsere Motivation.“
Was im Klartext bedeutet: Hier sind also drei der erfolgreichsten Musiker bzw. Produzenten der Welt, die sich ohne Weiteres lockermachen und einfach abkassieren könnten, weil sie so oder so schon einen großen Namen haben, doch sie treten stattdessen die Arbeit eines ganzen Jahres einfach so in die Tonne, weil sie sich neuen Herausforderungen stellen und etwas Größeres erschaffen wollen. Tabula rasa und Neustart. Man kann die Latte schließlich noch höher legen. Und beim zweiten Anlauf wirklich alles richtig machen.
Um diesen Ansatz zu verstehen, muss man sich nur noch einmal vor Augen führen, warum Pharrell, Chad und Shae das Projekt N*E*R*D überhaupt ins Leben gerufen haben: Während Williams und Hugo als das Produzententeam The Neptunes die Popwelt nachhaltig mit ihrem unverwechselbaren Minimalismus-Sound geprägt und verändert haben – und im Laufe der Jahre unzählige Hits für Leute wie Jay-Z, Justin, Britney, Snoop Dogg, The Clipse, Gwen Stefani und diverse andere Größen produziert haben (mal ehrlich: diese Liste könnte man locker noch über die nächsten zehn Seiten fortsetzen, aber das sollte eigentlich klar sein) –, war N*E*R*D keineswegs als Nebenprojekt gedacht, das nur ein Album veröffentlicht und dann wieder eingestampft wird. Im Gegenteil: Die drei haben die Band einst gegründet, weil sie einen Raum erschaffen wollten, in dem sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen und mit neuen Sounds experimentieren konnten – es ging um einen Hybrid aus Rock und HipHop und R&B, ja sogar aus Country, Blues und Science-Fiction-Welten. So entstand schließlich ihr Debüt „In Search Of…“ aus dem Jahr 2001, eine musikalische Sinnsuche ohne Scheuklappen, die auch ein knappes Jahrzehnt später noch aktuell klingt, weil man der LP anmerkt, dass hier etwas riskiert wurde. Auf „Nothing“ kehren N*E*R*D zu diesem Ansatz zurück.
„Wir wollten uns endlich wieder mit den Dingen auseinandersetzen, die in uns vorgingen und die wir um uns herum beobachteten“, berichtet Pharrell. „Als wir damals anfingen, zusammen Musik zu machen, fingen wir bei Null an; wir hatten Nichts, ‘Nothing’ – und es war ziemlich cool, an diesen Ausgangspunkt zurückzukehren.“
Im Verlauf ihrer Bandgeschichte haben N*E*R*D stets gekämpft: Sie sind vorwärts marschiert, vorgeprescht, obwohl sie eigentlich ein Leben im Luxus hätten genießen können. Anders gesagt: Wir haben es hier mit einer Band zu tun, sie so hart ackert, als ob sie irgendeine kleine Nummer wären, die von Club zu Club zieht, um überhaupt über die Runden zu kommen. Zwei Drittel des Jahres verbringen die Jungs in der Regel auf Tour – und das schon seit Jahren. Sie treten genauso in den großen Metropolen wie im kleinen Kaff im Mittleren Westen auf, spielen auf großen Festivals, um gleich danach wieder auf einem Uni-Campus ihr Equipment auszupacken. Und natürlich hätten sie das eigentlich nicht nötig: Doch sind es letztlich diese unzähligen Live-Gigs, diese Momente, in denen sie vor ihren Fans stehen und eine Verbindung zu ihnen spüren, in denen ihnen klar wird, warum sie überhaupt Musik machen.
„Wenn du lernen willst, wie eine Sache läuft, musst du ganz unten anfangen, bei den Dienstboten“, sagt Pharrell. „Das soll jetzt nicht falsch verstanden werden, aber die Live-Auftritte sind gewissermaßen die Dienstbotenstelle: Die Bühne ist unser Labor, in dem wir die Chemie zwischen den eigenen Songs und den Leuten da draußen erforschen. Das Beste daran ist, dass man die Reaktion unmittelbar zu spüren bekommt.“
„Es gibt nichts Besseres, als vor einem Publikum zu stehen – ganz egal, ob das in New York, Australien oder Japan ist: Wenn du die Kids – farbige, weiße, Latinos, Typen, Mädels, ganz egal – vor dir stehen und mitsingen und abgehen siehst, ist das der größte und schönste Moment überhaupt“, meint auch Shae.
Auf „Nothing“ knüpfen N*E*R*D nicht nur an dieses Gefühl der Verbundenheit mit ihrer stetig wachsenden Fanbase an, sondern auch an die Sessions, in denen einst „In Search Of…“ entstand – allerdings nicht unbedingt musikalisch, sondern eher, was den Geist und die Grundhaltung der LP betrifft: „Die LP klingt voll nach den Siebzigern, nach bunten Patchwork-Jeans und nach einer Zeit, in der es einfach viel weniger Regeln gab“, sagt Pharrell. Shaes Kommentar dazu: Wenn „In Search Of…“ von Earth, Wind & Fire und Steely Dan inspiriert war, dann klingt „Nothing“ „eher wie The Doors oder die Band America.“
Wie schon auf ihrem Debütalbum, ist der Sound von „Nothing“ vor allem minimalistisch – und trotzdem sind die 14 Tracks absolut druckvoll: Während „Fly Or Die“ und „Seeing Sounds“ richtig laute Alben mit satten Rocksongs waren, ist „Nothing“ eher ein konzentriertes Rock-Soul-Album. Auf „Hot N’ Fun“, der ersten Singleauskopplung, hilft ihre Freundin Nelly Furtado am Mikrofon aus, und das Resultat klingt so sommerlich und tanzbar, dass man unweigerlich an eine Party auf der Rollschuhbahn denken muss (und Kenner werden vielleicht sogar Parallelen zu „A Roller Skating Jam Named Saturdays“ von De La Soul raushören, was laut Pharrell auch gar nicht so überraschend ist: „Ganz egal, was ich mache oder mit wem ich arbeite: Der Sound von den Native Tongues hat mich einfach zu sehr geprägt.“) Andere Tracks wie „Party People“ und „In The Air“ versprühen die magische Energie, die entsteht, wenn man als Jugendlicher einen zukünftigen Lieblingssong zum ersten Mal hört, während Pharrell in seiner Rolle als versierter Wortschmied über den Reiz des anderen Geschlechts referiert: „Mir geht es nicht darum, einfach bloß über Sex zu singen, sondern wahre Begebenheiten zu schildern und das dann sexy klingen zu lassen.“
Als sie einst die Band ins Leben riefen, haben Pharrell und Chad gesagt, dass „N*E*R*D auf einer ganz fundamentalen Ansicht basiert: In jedem Mensch schlummert eine Seele, eine Energie. Und wenn man stirbt, mag sich diese Energie zwar im Raum verteilen, aber sie verschwindet dadurch nicht, sondern existiert weiterhin.“ Das wäre dann also diejenige Lektion, um die sich bei diesem Projekt alles dreht: Diese drei Herren haben alles Vergangene einfach mal außer Acht gelassen und sich stattdessen auf das Hier und Jetzt konzentriert, weil sie nur zu gut wissen, dass alles, was sie erschaffen und in die Welt setzen, dort auch bleiben wird – für immer und ewig. Sie haben ein „Nothing“ aus dem Nichts erschaffen. Denn Nothing Ever Really Dies.