Es gibt nur wenige Dinge, die man umgehend über die aus Manchester stammenden Nine Black Alps erfahren sollte. Die erste und wohl wichtigste Tatsache ist, dass sie geschmackvolle Musik absolut verachten, wie übrigens auch geschmackvolle Musiker oder das Konzept einer leichtverdaulichen Welt, in der man einer geschmackvoll-handhabbaren Kultur frönt. Die zweite Sache ist, dass während der Rest der Indie-Welt cheeky mit ihren Blazern und Hüten daherkommt, sich die Nine Black Alps auf ganz andere Dinge konzentrieren.
Nine Black Alps sind ein unfassbar intensives Erlebnis. Ein Erlebnis, bei dem man sicherlich eher einem explodierten Verstärker begegnen wird, der gerade mit einem Superschwergewichtsriff ringt – von einem weiteren, cheeky (bitte als “schrecklich” lesen) Saxophon-Solo ist hier selbstverständlich weit und breit nichts zu sehen bzw. hören. Anders gesagt, die Nine Black Alps werden wohl kaum im Musikantenstadl auftreten. Es sei denn, die Macher vom Musikantenstadl erkennen, was für eine Macht in einer Gitarre steckt, wenn man sie bis zum Zerbersten anschlägt. Denn Nine Black Alps machen wirklich massiven Druck, massiven Lärm.
Mit der Intensität der Pixies in ihrer krassesten Phase und Melodien, die an Nirvana erinnern, befinden sich Nine Black Alps genau in der Mitte zwischen dem kaputten Blues der frühen Black Sabbath und den garen Atmosphären, die Ride einst kreiert haben. Gemeinsam mit Rob Schnapf – dem ehemaligen Elliott Smith-Produzenten – haben die Alps die schwergewichtigste Platte aufgenommen, die man dieses Jahr zu Ohren bekommen wird.
“Ich mag Dinge, die irgendwie ein bisschen kaputt und schrottig sind”, sagt Sam Forrest, der in New York geboren wurde, dann für ein Jahr in San Francisco lebte, dann weiter zur Uni in Cardiff ging und schließlich in Manchester in einer Asbest-Fabrik gelandet war. Auch wenn er definitiv seine Stimme benutzt und Songs schreibt, nennt man ihn besser keinen Singer/Songwriter: “Ich hasse Dinge, die erlernt wirken, perfekt sind, zu lange überdacht sind.”
Nine Black Alps gründeten sich im Sommer 2003 – sie kamen über Freundschaften, dreckige Pubs und ein bisschen Glück zusammen. Seither arbeiten sie im Studio daran, ihre Songs so hart klingen zu lassen, “als seien wir tot”. “Ich stehe voll auf Bands, deren Mitglieder erst fünfzehn sind und ihre Instrumente komplett zerschlachten”, sagt David Jones, einst in Oldham aufgewachsen, heute an Gitarre und Bass zu Haus. “Ich hoffe, dass uns dieses Gefühl nie abhanden kommt.”
“Wir sind keinesfalls perfekt”, sagt James Galley, Schlagzeuger und ehemaliger Tesco-Dosenkönig und Tagträumer. “Wir sind einfach nur wir selbst. Wir mögen geschmackvolle Bands nicht, denn wir stehen eher auf Dinge, die hart sind, intensive Sounds.”
“Wir hassen den Gedanken, dass man sich wiederholen könnte”, sagt Martin Cohen, Bassist und Gitarrist, und einstiger (gescheiterter!) College-Kollege von David. “Keiner von uns kann Solos spielen! Darum sind auch unsere Songs so kurz.”
“Irgendwie fühlt es sich so an, als ob wir im Moment alleine mit dieser Einstellung dastehen”, sagt Sam. “Ich mag Musik, die mich wirklich in der Magengrube trifft – nicht den Sound, zu dem man durch die Gegend tippelt.” “Wir mögen deftige Gitarren, alles andere würde sich komplett falsch anfühlen. Alles andere würde auch keinen bewegen. Viele Bands haben eine Stimme, eine Herangehensweise, aber bei uns geht’s einfach nur um den Moment, um den eigenen Instinkt. Um Spontaneität.”