Das Original Naabtal Duo nach zehn Jahren wieder vereint – eine Legende ist zurück
Ein lauer Sommerabend machte die beiden zu Stars: Mit “Patrona Bavariae” – ein Loblied auf die Mutter Gottes, die Bayern beschützen möge – gewannen sie am 9. Juli 1988 in Zürich den Grand Prix der Volksmusik. Wolfgang Edenharder und Willi Seitz, bis dahin leidenschaftliche Hobbymusiker, waren zu den Hoffnungsträgern der Volksmusik geworden. Wochenlang stand ihr Lied auf den Hitlisten – heute weiß man, dass der Song der größte Hit war, den die Volksmusik jemals hervorgebracht hat: Eingesunken in die Herzen der Fans, die die beiden nicht als Kunstprodukte der Musikindustrie erkannten, sondern als Musiker mit Leib und Seele, welche auch ohne den Millionenerfolg glücklich gewesen waren.
Sie überzeugten damals mit Natürlichkeit: Das Publikum erkannte die beiden als Musiker, die nicht abgehoben im Rampenlicht standen, sondern zum Volk selbst gehörten. Fünf Jahre dauerte der Rausch nur, dann trennten sich beider Wege. Es war zuviel des Guten – wie in einer Ehe, die auf zu schnelles Tempo angelegt ist, kriselte es. “Uns langte die Bussi-Bussi-Gesellschaft. War schon hart, lernen zu müssen, dass die ganzen Freundschaften, die auf einmal mit dem Erfolg auf einen zufliegen, gar keine echten, gewachsenen sind”, so Wolfgang Edenharder.
Nun sind sie wieder da – es ist also wahr, was Hunderttausende von Fans seit Jahren erhoffen und was seit Wochen gemunkelt wird: Die Legende ist wieder zurück. Mit neuer CD (die von der EMI herausgegeben wird und von Hermann Weindorf produziert wurde) und neuem Elan. “Wir haben uns in den zehn Jahren, ich glaube, nur einmal gesehen. Bei einer Fernsehshow”, sagt “Naabtal-Wolfgang”, “das war’s aber auch schon.” Und doch: Wie beide heute schmunzelnd sagen, hat ihnen während ihrer zehn Solo-Jahre etwas gefehlt: Nicht der Erfolg beim Publikum, aber das Gefühl für einen Partner, auf den man sich auch bei den musikalischen Projekten verlassen kann.
Vor fünf Jahren verabredeten sie sich. “Nur um zu reden, nicht, um gleich wieder eine Zusammenarbeit zu beschließen”, sagt “Naabtal-Willi”. Sie redeten und redeten. Langsam aber beschlich beide der Eindruck, es nochmals versuchen zu müssen: “Nicht um jeden Preis”, so Wolfgang Edenharder, “wir dachten, dass die Lieder, die wir singen, wertig sein müssen. Sie müssen uns gefallen. Es sollte nie ums Geldverdienen gehen. Sondern um Glaubwürdigkeit.” Und Partner Willi Seitz ergänzt: “Volksmusik, wie wir sie verstehen, ist für Deutschland das, was in Amerika die Countrymusik ist – eine Musik, die Gefühle rüberbringt, die vom Leben erzählt, nicht nur von den schönen Seiten. Das wollen wir probieren. Ich dachte, was nützt es, nur von etwas zu träumen – man sollte es auch realisieren.”
Edenharder fügt an: “Mit allen Konsequenzen. Es ist eine große Freude, wieder das Original Naabtal Duo zu sein. Irgendwie merke ich erst jetzt, dass mir zehn Jahre auch menschlich etwas gefehlt hat.” Willi Seitz: “Vielleicht bewegen wir ja was. Als wir 1988 den Grand Prix gewannen, war ja Volksmusik auch erst wieder in aller Munde. Und jetzt hoffen wir, dass sich aus unserem Comeback etwas Neues ergibt. Etwas Frisches. Eine Musik, die jeder gerne hört.”
Und das sagen sie gemeinsam – ihr Motto für die nächste Zeit, ihr Lebensgefühl für das, was ihre Wiedervereinigung bedeutet: “Kraft und Dankbarkeit. Kraft für das, was kommt – und Dankbarkeit für das, was war.”