Willkommen beim heißesten Act des Jahres 2006… aus Hollywood, Kalifornien – ORSON!
Der Sound von Orson wird von deren Sänger, Jason Pebworth, schlichtweg „Two-Guitar Power-Pop“ genannt. Wahlweise auch (und ähnlich leicht vorstellbar): „Rock’n’roll, zu dem auch Frauen auf die Tanzfläche rennen“.
Der erste Song, den Orson veröffentlichten, „No Tomorrow“, wurde im Handumdrehen nicht nur zur Single der Woche im iTunes-Store, sondern auch zum Rekordhalter in Sachen Downloads in der Geschichte der Apple-Plattform.
Das britische Radio 1 spielte „No Tomorrow“ und erklärte Orson zum „fehlenden Bindeglied zwischen The Rolling Stones und The Scissor Sisters“.
Das größte Musikmagazin Großbritanniens, Q, führte „No Tomorrow“ im Dezember 2005 in der „Top−50-Downloads“-Liste an und beschrieb den Song als „eine endlose Hookline“.
Und als Orson schließlich ihr britisches Livedebüt beim „In The City“-Seminar in Manchester gaben, wurde ihnen sofort ein Publishing-Deal bei Universal angeboten.
Paul Rees, ein Redakteur von Q, brachte erst kürzlich seine Begeisterung auf den Punkt: „Was Orson zu einer Band macht, die einen sofort überzeugt, ist eine ganz simple Tatsache: Sie schreiben grandiose Songs.“
Der Kern von Orson formierte sich bereits im Jahr 2000, als sich Jason Pebworth und der Gitarrist George Astasio zusammentaten. Ihren Namen entliehen sie sich bei der Hollywoodlegende Orson Welles – und zwar aus zwei Gründen: Einerseits verehren sie dessen Arbeiten (Jason: „Orson Welles war ein Querdenker, jemand, der sich nichts gefallen ließ und sich damit viele Feinde gemacht hat. Und doch hat sich gezeigt, dass er mit seiner Herangehensweise genau richtig lag. Seine Werke sind seit Jahrzehnten Klassiker!“). Und dann war da noch ein Sandwich, das nach dem großen Filmemacher benannt war. Der Name klang einfach zu gut, um ihn nicht zu nehmen: „Wir waren gerade in so einem kleinen Café in Hollywood“, berichtet Jason, „nun ja, und da hatten sämtliche Sandwichs auf der Speisekarte solche Namen: das Greta-Garbo-Sandwich, das Clark-Gable-Sandwich und natürlich gab’s auch ein Orson-Welles-Sandwich. Als ich das sah, wurde mir einiges klar....“ (Übrigens: Besagtes Orson-Sandwich war mit Gouda und Essiggurken belegt. Nicht ein Mitglied der Band hat es je probiert.)
Nach und nach wurde die Bedeutung des neuen Bandnamens immer kennzeichnender. Jason dazu: „Wir machen selber oftmals Witze über die Tatsache, dass wir aus Hollywood kommen. Schließlich gibt es unzählige Bands aus Hollywood, aber ich habe den Eindruck, dass sich keine dieser Bands jemals mit dieser Tatsache wirklich auseinandersetzt. Ich stehe voll auf die ganzen Mythen, die ganzen Geschichten, die beim Wort „Hollywood“ mitschwingen. Darum tragen wir auch jeden Tag Hüte – egal, wo wir gerade sind. Es ist eine Verneigung vor dem alten Hollywood.“
Jason Pebworth ist ein unkonventioneller Rocksänger. Vor der Gründung von Orson spielte er mehrere Jahre in den verschiedensten Theatergruppen. Er schreibt seine Songs am Klavier und hat keine Ahnung, wie man Gitarre spielt. Manchmal wünscht er sich allerdings, er hätte Gitarrenunterricht genommen, schließlich sei das „etwas, das ein authentisches Rock’n’roll-Gefühl“ transportiere. Und seine musikalischen Einflüsse sind eine Mischung von… nun ja, irgendwie allem, was in den vergangenen Dekaden auf Vinyl gepresst wurde. „Ich liebe Broadway-Musik“, berichtet er. „Und ich liebe Black Sabbath.“
Während seiner Kindheit in Texas hat Jason gleichermaßen Soft-Rock – à la Hall & Oates, The Doobie Brothers oder Steely Dan – und Soul-Tunes aus Memphis und Philly „absorbiert“. Sein erste eigene Platte war „The Game“ von Queen („Diese Scheibe hat mir meinen kleinen blonden Kopf weggeblasen“, lacht er heute. „Wie sie mit Post-Punk und Disko jonglierten; es klang einfach perfekt!“) Während seiner College-Zeit waren es dann Nirvana, die ihn überhaupt erst auf die Idee brachten, selbst einmal in einer Band zu spielen. Es folgten Obsessionen mit Jeff Buckleys „Grace“ und Radioheads „OK Computer“. Und heute… „Als Band hören wir Led Zeppelin, Flaming Lips, Beck, Björk. Ich bin außerdem ein absoluter Fan von ELO… Letztlich ist es wohl so, dass ich mir von jedem Menschen, der jemals einen Song geschrieben hat, etwas abgeschaut habe.“
Jason beschreibt den Sound von Orson folgendermaßen: „Eigentlich spielen wir Gitarren-Rock, allerdings auf einem anderen Fundament. Wir kreieren einen Rhythmus-Unterbau, der einen auf die Tanzfläche zwingt –, es ist fast schon wie eine Note R&B. Hört man sich zum Beispiel Led Zeppelin an, und das waren wirkliche Rocker, dann hört man immer noch raus, dass sie einen zum Tanzen bringen wollten. Und genau das wollen wir auch. Ich finde es fantastisch, das Publikum einer Rock-Show tanzen zu sehen. Wenn man es nämlich vollbringt, die Mädels anzulocken, dann werden die Jungs schon folgen…“
Die Songs von Orson handeln in der Regel von Frauen. Von Verlieben oder aber von Trennung. So lesen sich die Texte in gewisser Weise wie ein Tagebuch von Jason: „Ich quäle mich richtiggehend mit den Texten“, erzählt Jason. „Schließlich ist es doch so, dass die besten Zeilen, ja sogar die lustigsten Wortgebilde, dann entstehen, wenn es einem richtig dreckig geht. Ich finde, dass Elvis Costello z.B. ein wahrer Lyriker ist. Ich mag seinen Ansatz. Er schreibt wie einer der großen Komödianten.“
Auch die Single „No Tomorrow“ ist eine solche Beziehungsgeschichte: „Der Song handelt von der Zeit, als ich gerade erst nach Los Angeles gezogen war. Ich hatte eine Affäre mit diesem Mädel – sie hatte gerade erst mit dem Trinken aufgehört. Ich war unglaublich verliebt, und eigentlich war ich mir sicher, dass sie ähnliche Gefühle für mich hatte. Doch dann gingen wir auf einen Rave… damals hieß das ja noch so. Ich sagte, dass wir ruhig wieder gehen könnten und uns gar nicht erst betrinken müssten. Doch all ihre Freunde waren da, und die waren alle schon absolut besoffen. Also tranken wir jede Menge Red Bull und betrachteten, wie bekloppt alle um uns herum aussahen. Bis wir schließlich bemerkten, dass es zwischen uns eigentlich gar keine Verbindung gab. Am nächsten Morgen war es aus. Darum heißt der Song auch `No Tomorrow´.“
Fragt man Jason heute nach dem Mädchen aus „No Tomorrow“, gibt er sich ganz gelassen: „Ist schon OK“, sagt er lachend, „immerhin habe ich dadurch die Basis für einen guten Song gewonnen!“ Und darum geht es schließlich bei Orson – um verdammt gute Songs.