Der Titel des neuen Albums von Oswald Sattler „Die Stimme der Berge“ ist in seiner Kernaussage perfekt gewählt. Oswald Sattler ist sich und seiner Heimat Südtirol immer treu geblieben. Es war ihm immer wichtig, neben seiner beachtlichen musikalischen Karriere auch noch Bauer zu bleiben – mit eigenem kleinen Hof und eigener Alm. Und so geschieht es immer mal wieder, dass, wenn man Oswald Sattler im Sommer spontan anruft, er gerade mit der Sense auf seiner Alm das Gras mäht oder seine Tiere hütet. Vielleicht ist es genau diese bewahrte Bodenständigkeit und Bescheidenheit, die das Publikum immer wieder fasziniert. Man nimmt ihm einfach ab, was er singt und das zu Recht.
Oswald Sattler war Mitglied der Kastelruther Spatzen und ist nach seinem Ausstieg mittlerweile schon seit 18 Jahren auf Solopfaden unterwegs. 18 Jahre in denen der Künstler weit über 1 Mio. Tonträger verkauft hat. Wer Oswald Sattlers Erfolgsgeheimnis entdecken will, muss keine Imagekampagnen studieren, denn dieser Mann ist genau so wie er auftritt. Er steht für Werte wie Familie, Naturverbundenheit, Ehrlichkeit und eine in seiner Heimat verwurzelte tiefe Religiosität, die nicht zuletzt in seinen meist ausverkauften Kirchentourneen ihren Ausdruck finden. Die Naturliebe und Nähe zu den Schicksalen der Menschen um ihn herum stecken daher auch in seiner Musik und vor allem in seinen Texten. “Ich möchte mit meinen Liedern nicht nur musikalisch überzeugen, sondern auch immer eine Aussage transportieren und das ist auch bei diesem Album ein wichtiges Kriterium bei der Titelauswahl gewesen“, beschreibt Sattler den künstlerischen Faden. „Das Leben schreibt die bewegendsten Geschichten, schöne wie traurige. Schon immer haben mich menschliche Schicksale tief bewegt, so dass ich sie zu Geschichten in meinen Liedern verarbeitet habe.” Und so wird Sattler von vielen Journalisten nicht zu Unrecht auch als der Poet und Geschichtenerzähler der Volksmusik bezeichnet, der immer wieder selbst Erlebtes und seine Gedanken in seine Lieder einfließen lässt.
Diese musikalische Grundidee setzt er in seinem neuen Volksmusikalbum fort. Wenn Oswald Sattler mitten in seinen geliebten Südtiroler Bergen auf seiner Almhütte seinen musikalischen Rucksack öffnet, kommt neben dem liebevoll mit Streichern arrangierten bildreichen Titelsong gleich auch die erste Single „Ein Tag mit dir“ zum Vorschein. Ein entspanntes Liebeslied, getragen von Sattlers einzigartiger ruhiger Stimme, die die Geschichte einer ehrlichen, beständigen Liebe erzählt. Das Lied ist ein klassisch-schöner volkstümlicher Schlager mit harmonischen Chören und kristallklaren Bläser-Arrangements. Überhaupt überzeugt der Tonträger mit vielen eingängigen Volksmusikhits. Ein gutes Beispiel hierfür ist das zum Schunkeln einladende Liebeslied „Tausend rote Rosen“. Der Song ist ein romantischer volkstümlicher Schlager, der in seiner sanglichen Melodik auch live zu den Highlights der Sattler-Konzerte zählen dürfte. Rührend und bewegend ist das von schön gesetzten Bläsersätzen umrahmte Lied „Liebe Mama“. Den Titel hat Oswald Sattler seiner Mutter und damit allen Müttern in der Welt gewidmet. „Mütter und ihre Rolle in der Gesellschaft werden in unserer modernen Welt viel zu wenig geschätzt und geehrt“, erklärt Sattler seine Intention zu dem Song. „Dabei ist die Liebe, die Mütter ihren Kindern schenken, so wichtig für die gesunde Entwicklung der Kinder und damit ein Stück weit auch für die Zukunft der Welt.“
Das Leben und die Schönheit der Natur in den Südtiroler Bergen – Oswald Sattlers Hof liegt ungefähr 1000 Meter über dem Meeresspiegel – sind seit je her wichtige Themen in seinen Liedern. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Lied „Die Sehnsucht nach den Bergen“. Es beschreibt Gefühle nach Konzerten und die Dankbarkeit dafür, als erfolgreicher Künstler sein Geld zu verdienen. Doch egal wo er auch ist, am Ende empfindet er immer diese Sehnsucht nach den Bergen, wo er Frieden und Geborgenheit findet. Das von Gitarren dominierte Lied ist so etwas wie ein klingendes Spiegelbild seines Lebens. Das ruhige Volkslied „Die alte Stubenuhr“ wurde ursprünglich von „Rudi und das Sextner Trio“ veröffentlicht. Es beschäftigt sich mit der ewig fortlaufenden Zeit und dem darin gefangenen Schicksal aus Freud und Leid. Wobei die alte Stubenuhr über Generationen hinweg immer weitergegeben wird. Es ist erstaunlich wie das schöne Volkslied mit der im Hintergrund tickenden Uhr das ganze menschliche Dasein in einfachen Worten und Noten einfängt. Oswald Sattlers Blick zielt in diesem Kontext auch im Lied „Die täglichen kleinen Wunder“ auf das Wesentliche. Teure Autos oder andere Statussymbole des Wohlstands sind ihm nicht wichtig. Für ihn sind es die kleinen positiven Erlebnisse des Alltags, die das Leben in dieser lauten Welt erst schön machen. Oswald Sattler fordert die Menschen in diesem Lied auf „mit dem Herzen zu sehen, dass diese Welt reich ist“. Eine Sicht der Dinge, die auch als Anleitung zum Glück verstanden werden kann und insofern so etwas wie einen Gegenentwurf zur raffgierigen Welt der Geldwirtschaft darstellt.
Allgemein betrachtet besticht „Die Stimme der Berge“ nicht durch wilde musikalische Experimente, sondern durch die Ehrlichkeit und Beständigkeit in Sattlers Musik. Eine Aufrichtigkeit, die nicht nur seine Musik, sondern sein ganzes Leben prägt. Oswald Sattler ist ein Mensch mit Prinzipien und Tiefgang. Er hält nichts von den Tratsch Geschichten, die im Showbusiness so sehr zu Hause sind. Er ist ein ruhiger Vertreter seiner Art, der seine schöne Stimme, seine Ausstrahlung als von Gott gegebene Gabe betrachtet, mit der er das Leben vieler Menschen ein klein wenig heller machen kann. Mit dem Album „Die Stimme der Berge“ ist ihm das wieder perfekt gelungen.