Von Kapstadt nach London sind es fast 10.000 km; doch man kann die Entfernung, die Pumeza Matshikiza zurückgelegt hat, nicht geographisch messen. Es ist eine wahrhaft beeindruckende Leistung, nach einer Kindheit in den Townships von Südafrika mit einem Riesensprung zu einer professionellen Opernkarriere und einem Plattenvertrag mit einem bedeutenden Label zu gelangen, obgleich Pumeza in ihrer Jugend nur eine minimale musikalische Ausbildung genoss.
In ihrer Jugend erlebte Pumeza, wie ihre Heimat sich Anfang der 1990er Jahre aus der Apartheid befreite. “Ich erinnere mich, wie die Menschen marschierten und Freiheitslieder sangen und wie die Polizei an bestimmten Tagen mit Tränengas kam. Da waren große gelbe Polizeiautos, die für Ordnung sorgen sollten; ich erinnere mich auch, dass an einigen Tagen, als ich aus der Schule kam, die Leute andere Menschen verbrannten. Als Kinder sollten wir diese Dinge eigentlich nicht sehen; doch das war die Zeit, in der wir lebten.”
Die Oper, die als abgehobene Beschäftigung der europäischen Elite galt, spielte im Kulturleben der Townships überhaupt keine Rolle. Da Pumeza in der Schule eine Begabung für Mathematik und Naturwissenschaft zeigte, “meldete einer meiner Lehrer mich zum Studium der Vermessungstechnik an der Universität von Kapstadt an. Ich wohnte am oberen Campus der Universität; am unteren lag das South African College of Music. Ich ging dort hinunter und hörte, wie die Leute Klavier spielten und sangen und dachte, ach, da möchte ich auch sehr gerne sein! Schließlich ging ich hin und meldete mich selbst am College of Music an.”
In ihrer Zeit am College wurde der südafrikanische Komponist Kevin Volans auf sie aufmerksam, der ihr zu einem ersten Engagement in Europa verhalf und sie für ein Vorsingen am renommierten Londoner Royal College Of Music vorschlug – wo sie prompt aufgenommen wurde und sich als Sopranistin zu einem der verheißungsvollsten Talente entwickelte.
2007 machte Pumeza ihren Abschluss mit einem Master in Performance und ist aktuell am Opernhaus Stuttgart engagiert. Ihre Lebensgeschichte begeisterte bereits viele Menschen, und so gab es neben einer umfangreichen CNN-Dokumentation bereits zahlreiche Auftritte an prominenter Stelle, wie zum Beispiel bei der Trauung von Charlène und Albert von Monaco.