Sie werde Puccini singen, sagt
Pumeza Matshikiza, aus Südafrika gebürtiger Shooting-Star der Opernszene mit Bestimmtheit, sobald sie die Bühne im oberen Stockwerk des legendären Berliner Clubs
Berghain betritt. Die todgeweihte Mimì aus “
La Bohème”
, "
Signore, ascolta!" aus “
Turandot”, einem Werk, in dem sich alles um eine Prinzessin dreht, deren Verehrer bei geringsten Fehlern sterben müssen. Dann noch einige andere Arien, die dem Inhalt und teilweise auch der musikalischen Form nach ebenfalls definitiv romantisch zu nennen sind, zumeist tragisch-romantisch. Und danach – noch mehr
Puccini!
Auch sängerisch besteht schon nach wenigen Minuten kein Zweifel: Romantische Rollen sind Pumezas Ding. Und mit Fortschreiten des Auftritts, der, begleitet von einem hervorragenden, jede Nuance mitlebenden Pianisten, aus zwei etwa halbstündigen Sets besteht, stellt man fest: Je düsterer und dramatischer der Inhalt, desto mehr scheint sich die knapp 37-jährige Sopranistin in ihrem Element zu befinden. Das geht mit einer gewissen Überraschung einher, denn Pumezas sinnliche Erscheinung, die von einem beeindruckenden Afro gekrönt wird, würde man rein visuell eher mit einer der hedonistischen “Königinnen der Nacht” assoziieren, die in regulären Clubnächten das Berghain bevölkern, als mit der teilweise sogar harschen Realität der Operndiva, die in Pumezas Performance zusehends zum Vorschein kommt.
Aber so muss es sein, wenn man es mit der (Opern-)Romantik ernst meint, denn deren Themenkreise – verschmähte Liebe, schicksalhafte Krankheit, Rache, Tod – sind eben nicht in erster Linie hell und schön, sondern zu einem guten Teil düster und tragisch. Ihre Schönheit offenbart sich über die Intensität der dargebotenen Emotionen – und diese hat Pumeza Matshikiza am vergangenen Dienstag im Stil einer großen Dramaturgin ins Berghain gebracht.
Zum Abschluß gab es mit Miriam Makebas berühmtem “Click Song” eine leichtere Note: Das in der südafrikanischen Sprache isiXhosa verfaßte Lied beinhaltet neben Gesang auch die dieser Sprache eignenden Klicklaute, die Könner wie eine “zweite Stimme” parallel erzeugen können. Als Europäer traut man da seinen Ohren kaum.