“Scenes From My Life” nannte Richard Bona sein 1999 veröffentlichtes Debütalbum. In den vierzehn Jahren, die seitdem verstrichen sind, ist das Leben des kamerunischen Bassisten und Sängers an “Szenen” noch sehr viel reicher geworden. Seine musikalische Neugier und seine ausgeprägte Spiellust ließen ihn mit den unterschiedlichsten Musikern aus aller Welt zusammenarbeiten. Und diese interkulturellen Begegnungen haben Bona und seine eigene Musik auf einzigartige Weise geprägt.
Seit seinem Solodebüt vertritt Richard Bona nun schon die Vorstellung, daß Musik universell ist: man findet sie überall und sie ist jedem zugänglich. Bona kam 1967 in Minta, einem kleinen Dorf in Kamerun zur Welt. Sein Interesse für die Musik wurde durch seine Mutter und seinen Großvater geweckt. Beide waren leidenschaftliche Sänger. Als Richard vier Jahre alt war, lernte er Balafon spielen, später brachte er sich autodidaktisch Gitarre bei. Als er dreizehn Jahre alt war, spielte ihm der Besitzer eines Jazzclubs in der kamerunischen Hauptstadt Douala Platten des Bassisten Jaco Pastorius vor. Und dieses Schlüsselerlebnis stellte die Weichen für die zukünftige Karriere des ehrgeizigen Teenagers. Er setzte sich zum Ziel, ein zweiter Jaco Pastorius zu werden. Und in gewissem Sinne erreichte er dieses Ziel auch: Denn 2003 und 2006 wurde Bona von Jaco Pastorius Big Band neben anderen Bassgrößen zur Einspielung der Alben “Word Of Mouth Revisited” und “The Word Is Out” engagiert.
1989 ging der Kameruner nach Europa und lebte erst eine Weile in Deutschland, bevor er nach Frankreich weiterzog, um dort seine Ausbildung als Bassist zu vollenden. Sieben Jahre studierte er in Paris und stieg in dieser Zeit in den Musikclubs der französischen Hauptstadt zu einer bekannten Größe auf. In diesen Jahren spielte er dort sowohl mit französischen Jazzern wie Didier Lockwood und Marc Ducret, aber auch mit afrikanischen Stars wie Manu Dibango und Salif Keïta. “Es war eine sehr lehrreiche Zeit”, erinnert er sich zurück. “Ich lernte Leute kennen, die Musik der verschiedensten Stile machten.” 1995 reiste Richard Bona das erste Mal nach New York. Er blieb ein paar Monate dort, tingelte durch die bekannten Jazzclubs der Stadt und arbeitete u.a. mit Michael und Randy Brecker, Pat Metheny, Larry Coryell, Mike Stern, Steve Gadd, Joe Zawinul und sogar dem Sänger Harry Belafonte zusammen. Es sollte nicht lange dauern, bis er den Ruf genoss, einer der besten Bassisten seiner Generation zu sein. Doch in ihm schlummerten auch noch andere Talente, die er anfangs nur gelegentlich aufblitzen lassen konnte. Um seine wunderbaren Fähigkeiten als Komponist und Sänger aber richtig in Szene zu setzen, musste der Bassist einfach eine Solokarriere einschlagen.
Bona erschloss sich mit seinem eleganten, sehr melodischen Bassspiel, seiner angenehmen Stimme und nicht zuletzt auch mit seiner sympathischen Bühnenpräsenz sofort ein eigenes Publikum. Und seine Kompositionen, in denen er oft unterschiedlichste stilistischen Elemente aus aller Welt miteinander kombinierte, machten ihn zu einem wirklich universellen Musiker. Als Bassist ist Bona nach wie vor ein äußerst gefragter
Begleiter: Größen wie der mittlerweile verstorbene Joe Zawinul, Mike Stern, Larry Coryell, Bobby McFerrin, Paul Simon, Chick Corea, Chaka Khan und George Benson engagierten den Kameruner immer wieder für Aufnahmesessions oder Tourneen.
Dem Debüt “Scenes From My Life” folgten die Alben “Kaze Ga Kureta Melody” (2000), “Reverence” (2001, feat. Pat Metheny, Michael Brecker & Vinnie Colaiuta), “Munia: The Tale” (2003, feat. Salif Keïta, Kenny Garrett & Romero Lubambo), “Toto Bona Lokua” (2005, ein Gemeinschaftsalbum mit Lokua Kanza und Gerald Toto), “Tiki” (2006, feat. John Legend & Djavan) und das Live-Album “Bona Makes You Sweat” (2008). Und auf jedem dieser Alben rückte Bonas andere musikalische Facetten in den Fokus. Gemeinsam mit Jazz-, Soul- und Country-Musikern, indischen, afrikanischen, europäischen und amerikanischen Partnern präsentierte er danach auf “The Ten Shades Of Blues” (2009) “zehn unterschiedliche Arten, den Blues zu spielen”. Dann legte Richard Bona eine vierjährige kreative Pause ein, aus der er sich 2013 mit dem Album “Bonafied” zurückmeldete, das ihn als einmal mehr als polyglotten Polystilisten ausweist.