RICHARD BONA steht für PHONER zur Verfügung, bei Interesse bitte melden!
“Scenes From My Life” nannte Richard Bona sein Debütalbum, als er es 1999 veröffentlichte. In den zehn Jahren, die seitdem verstrichen sind, ist das Leben des kamerunischen Bassisten und Sängers an “Szenen” noch sehr viel reicher geworden. Seine musikalische Neugier und seine ausgeprägte Spiellust ließen ihn in dem zurückliegenden Jahrzehnt mit den unterschiedlichsten Musikern aus aller Welt zusammenarbeiten. Diese interkulturellen Begegnungen haben Bona und seine eigene Musik auf einzigartige Weise geprägt. Bei diesen Begegnungen entdeckte er auch, daß viele Musikformen in aller Welt einen gemeinsamen Nenner haben: die Bluestonleiter. “Ihre Schlüsselnoten”, so der Bassist, “kann man in allen Kulturen wiederfinden.” Den Beweis dafür liefert uns Richard Bona nun auf seinem neuen Album “Ten Shades Of Blues”, auf dem er unter anderem mit Musikern aus Indien, der amerikanischen Country-Szene und dem Jazz zusammenarbeitete.
“Ich mag es, jedem meiner Alben ein Thema voranzustellen”, erläutert Richard Bona sein jüngstes Projekt. “Dieses Mal habe ich mich für den Blues entschieden. Ich betrachte den Blues aus einem universellen Winkel: man kann ihn in Afrika, in Amerika und in Indien finden. Die Leute geben ihm durch Gitarre und Gesang eine bestimmte Form. Aber ich betrachte ihn in erster Linie als eine Tonleiter. Eine Tonleiter, die in verschiedenen Traditionen und musikalischen Ausdrucksformen vorkommt. ‘Ten Shades Of Blues’ bedeutet zehn Nuancen, zehn unterschiedliche Arten, den Blues zu spielen.” Für die Aufnahmesessions unternahm der Bassist eine kleine Weltreise. “Ich flog nach Madras, Mumbai, Nashville und New York. Und überall spielte ich mit Musikern zusammen, mit denen ich schon früher irgendwann einmal gearbeitet hatte.” Wie genau definiert er den Blues? Für ihn besteht er “aus ein paar Noten, von denen jede einzelne die Kraft besitzt, einen zutiefst zu berühren. Diese Noten kommen in allen erdenklichen Arten populärer Musik in der Welt vor und finden ein Echo im Herzen der Menschen. Es gibt eine ganz bestimmte Art sie zu spielen und sie miteinander zu kombinieren.”
Seit seinem Solodebüt vertritt Richard Bona nun schon die Vorstellung, daß Musik universell ist: man findet sie überall und sie ist jedem zugänglich. Bona kam 1967 in Minta, einem kleinen Dorf in Kamerun zur Welt. Sein Interesse für die Musik wurde durch seine Mutter und seinen Großvater geweckt. Beide waren leidenschaftliche Sänger. Als Richard vier Jahre alt war, lernte er Balafon spielen, später brachte er sich autodidaktisch Gitarre bei. Als er dreizehn Jahre alt war, spielte ihm der Besitzer eines Jazzclubs in der kamerunischen Hauptstadt Douala Platten des Bassisten Jaco Pastorius vor. Und dieses Schlüsselerlebnis stellte die Weichen für die zukünftige Karriere des ehrgeizigen Teenagers. Er setzte sich zum Ziel, ein zweiter Jaco Pastorius zu werden. 1989 ging er nach Europa und lebte erst eine Weile in Deutschland, bevor er nach Frankreich ging, um dort seine Ausbildung als Bassist zu vollenden. Sieben Jahre studierte er in Paris und stieg in der selben Zeit in den Musikclubs der französischen Hauptstadt zu einer bekannten Größe auf. In diesen Jahren spielte er dort sowohl mit französischen Jazzern wie Didier Lockwood und Marc Ducret, aber auch mit afrikanischen Stars wie Manu Dibango und Salif Keïta. “Es war eine sehr lehrreiche Zeit”, erinnert er sich zurück. “Ich lernte Leute kennen, die Musik der verschiedensten Stile machten.” 1995 reiste Richard Bona das erste Mal nach New York. Er blieb ein paar Monate dort, tingelte durch die bekannten Jazzclubs der Stadt und arbeitete u.a. mit Michael und Randy Brecker, Pat Metheny, Larry Coryell, Mike Stern, Steve Gadd, Joe Zawinul und sogar dem Sänger Harry Belafonte zusammen. Es sollte nicht lange dauern, bis er den Ruf genoß, einer der besten Bassisten seiner Generation zu sein. Doch in ihm schlummerten auch noch andere Talente, die er anfangs nur gelegentlich aufblitzen lassen konnte. Um seine wunderbaren Fähigkeiten als Komponist und Sänger aber richtig in Szene zu setzen, mußte der Bassist einfach eine Solokarriere einschlagen.
“Scenes From My Life” erschien 1999. Danach folgten die Alben “Reverence” (2001), “Munia: The Tale” (2003), “Tiki” (2006, mit den Gästen John Legend und Djavan) und das Live-Album “Bona Makes You Sweat” (2008).
Bona erschloß sich mit seinem eleganten, sehr melodischen Baßspiel, seiner angenehmen Stimme und nicht zuletzt auch mit seiner sympathischen Bühnenpräsenz sofort ein eigenes Publikum. Und seine Kompositionen, in denen er oft unterschiedlichste stilistischen Elemente aus aller Welt miteinander kombinierte, machten ihn zu einem wirklich universellen Musiker. Als Bassist ist Bona nach wie vor ein äußerst gefragter Begleiter: Größen wie der mittlerweile verstorbene Joe Zawinul, Mike Stern, Larry Coryell, Bobby McFerrin, Paul Simon, Chick Corea, Chaka Khan und George Benson engagierten den Kameruner immer wieder für Aufnahmesessions oder Tourneen.
So ist Richard Bona zum musikalischen Globetrotter geworden. In den letzten paar Monaten war er unter anderem mit Sylvain Luc und Steve Gadd sowie dem Saxophonisten Bill Evans und dessen Band Soulgrass auf Tournee. Und diesen Sommer präsentierte sich Bona auf europäischen Festivals an der Seite von Richard Galliano, Gonzalo Rubalcaba und Clarence Penn. All diese Aktivitäten beweisen, daß Richard Bona nach wie vor ein eklektischer Musiker ist. “Ich muß gestehen: das ist, was mich antreibt”, erklärt der Bassist. “Wenn ich mich nur einem Projekt widmen würde, würde mir langweilig werden. Wenn ich eine Sache einmal gemacht habe, dann möchte ich zu etwas anderem übergehen. Warum auch nicht? Ich bin wie ein Student: ich weiß, was ich nicht weiß.” Sein Verlangen danach, neue Dinge auszuprobieren, hat auch sein nunmehr fünftes Studioalbum “Ten Shades Of Blues” geprägt. “Meine Aufgabe ist es, all diese verschiedenen musikalischen Ansätze kohärent klingen zu lassen”, meint Bona. “Für den Hörer wäre es schließlich kein Vergnügen, wenn er Wechselbad vollkommen unterschiedlicher Stimmungen nehmen müßte. Er braucht einen roten Faden, und den liefer ich ihm.”
Abschließend verliert Richard Bona noch ein paar Worte zu den einzelnen Songs seines neuen Albums:
“Take One”: Ich wollte das Album selber mit einem gesungenen Thema beginnen. Der Gesang ist die Basis des Blues: Menschen drücken durch ihn ihr Leid und ihre Freude aus. Ich habe dieses Stück a cappella gesungen, aber ohne Text. Ich singe einfach die Noten, die ich auf der Gitarre spiele. Und der Titel “Take One” ist eine Anspielung auf die Vokalgruppe Take 6.
“Shiva Mantra”: Das ist eine Einladung zur Meditation. Die Straßengeräusche habe ich in Neu-Delhi aufgenommen. Der Blues ist in Indien eine Religion. Der Titel ist eine Beschwörung der Göttin Shiva, die in Indien von allen verehrt wird. Ich nahm das eigentliche Stück in Mumbai auf, die Perkussionisten danach in Neu-Delhi und die Sänger in Madras. Die Musiker hatte ich allesamt bei früheren Tourneen kennengelernt: die Sänger sind Shankar Mahadevan und Nandini Srikar, Vivek Rajgopalan spielt Mridangam, eine kleine Fingertrommel, und Ganjira, eine Art Tamburin. Er steuerte auch den Konnakol-Gesang bei, einer Art vokaler Perkussion. Satyajit Talwalkarspielt Tabla und singt ebenfalls Konnakol und Niladiri Kumar spielt die Sitar.
“Good Times”: Ich habe ein besonders enges Verhältnis zum urbanen Blues und Soul in den USA und zu Künstlern wie Donny Hathaway. Hier begleitet mich Frank McComb, ein exzellenter Sänger, den ich schon seit einigen Jahren persönlich kenne. Ich spielte auf seinem ersten Album Baß.
“M’Bemba Mama”: Ich wollte allen Müttern – meine eigene eingeschlossen – Tribut zollen. Der Titel bedeutet “Die Tränen der Mutter”. Das ist nicht unbedingt traurig. Es geht um die Freuden und Leiden der Mütter, die uns ihr Leben lang beschützen. Ich spiele hier mit Sylvain Luc (Gitarre), Jean-Michel Pilc (Piano) und Obed Calvaire (Schlagzeug).
“Kurumalete”: Das ist der Name einer Hexerin. Wenn in Afrika jemand stirbt, rufen die Angehörigen einen Hexer herbei. In diesem Lied forder ich die Leute auf, sich nicht systematisch hinter ihrem Glauben zu verstecken. Sie sollen das Schicksal akzeptieren, anstatt nach Schuldigen zu suchen und diese mit einem Fluch zu belegen. Als Kind hörte ich den Spruch: “Wenn du nicht aufhörst zu weinen, dann werde ich Kurumalete rufen.”
“Souleymane”: Die Geschichte eine Jungen mit schlechten Manieren.
“African Cowboy”: Das bin ich, wenigstens ein bißchen. Mein Leben. Der Texaner Ryan Cavanaugh spielt Banjo und Christian Howes die Geige. Beide sind Country-Musiker. Und ich liebe diese Musik. Das Banjo ist ja ein Instrument afrikanischen Ursprungs. Und auch in der Country-Musik verwendet man die Noten des Blues.
“Esukudu”: Das Wort bedeutet “Schule”. Ich bitte die jungen Leute hier, nicht zu vergessen, daß sie lernen und besser werden müssen. Ich hatte das große Glück, in Frankreich und den USA Musiker kennenzulernen, die mich vorangebracht haben. Der Austausch mit Menschen aus anderen Kulturen ist absolut wichtig.
“Yara’s Blues”: Yara ist der Vorname meiner Frau. Ich schrieb den Text in der Sprache der Douala und einer meiner Freunde übersetzte in dann ins Englische.
“Sona Moyo”: Das Lied ist meinem Schwager gewidmet. Da, wo ich herkomme, muß der Schwager eine Mitgift stiften. Heute ist das ein Kamel oder Schaf, früher waren es Cashewnüsse oder Tabak… aber mein Schwager stammt aus der Bretagne!
“Camer Secrets”: Bei dieser Komposition ändert sich der erste Beat systematisch. Früher haben die Leute in Kamerun dazu getanzt. Heute gibt es nur noch wenige Leute, die wissen, wie man diesen komponierten Rhythmen folgen muß. Der Titel bedeutet soviel wie “The Secrets of Cameroon”.