Man sagt ja, dass man im ersten gemeinsamen Urlaub soviel über den Partner lernt, wie sonst im ganzen Jahr zuvor nicht. Weil man sich eben nicht 24 Stunden am Tag von seiner besten Seite zeigen kann. Vielleicht haben sich deswegen Tourfilme als probates Mittel etabliert wenn es darum geht, dieser oder jener Band mal auf die Schliche zu kommen: Wie funktionieren die? Wie sind die so? Wie leben die? Im Falle der US-Punkrocker Rise Against und ihrer “Generation Lost”-DVD geht man gar noch einen Schritt weiter. Es geht ums gemeinsame Überleben, nicht weniger.
“How We Survive” heißt der 45-minütige Tourfilm, der neben neueren Musikvideos, Making-Ofs und Live-Ausschnitten den Hauptteil der DVD stellt. Klingt dramatisch, denn letztlich geht es ja nur um Punkrock, für manch einen ist das aber schlichtweg das ganze Leben. Für Tim McIlrath z.B., den Sänger und Gitarristen von Rise Against, der zwar wie seine Bandkollegen mittlerweile verheiratet ist, zusammen mit seiner Frau eine kleine Tochter hat, stattdessen aber der Straße, den Clubs noch nicht zu Gunsten des bürgerlichen Lebens abgeschworen hat. Und so zieht er mit seiner Band durch die Lande, redet mit seinen Fans – Dropouts, Misfits, Outsider, wie sie sich selbst gern sehen, aber eben auch mit einem stattlichen Mittvierziger, Managertyp, konservativer Republikaner, sie gestatten. Ob der sich ähnlich für den Tierschutz und/oder gegen Rassismus engagiert, wie es zum festen Bestandteil der Rise Against-Philosophie gehört? Es scheint zumindest möglich. Denn irgendwie scheint eins klar: Rise Against-Fan wird man nicht nur auf Grund der Musik, sondern aus Überzeugung für die Sache. Vielleicht gesteht deswegen auch Bassist Joe Principe ein, irgendwie nicht nur mit seiner Frau sondern auch mit der Band verheiratet zu sein.|Man lernt also in dieser Dreiviertelstunde was es heißt, Rise Against(-Fan) zu sein. Man versteht, worauf es hier ankommt. Man versteht, warum Musiker und Crewmitglieder immer wieder von ihrer Familie reden und damit ausnahmsweise mal nicht Frau und Kind meinen. Nicht nur für Sänger Tim McIlrath ist die vielleicht überlebenswichtig. Und spätestens der Videoclip zu “Ready To Fall” zeigt dann auch, dass es nicht nur um den Spaß geht: Die Band rockt, unterbrochen von PETA-Videomaterial von sterbenden Delfinen und in Käfigen gepferchten Hühnern. Eine Spaßbremse, fand auch MTV und verbannte den Clip aus seinem Programm. Für Rise Against nur einer von vielen Gründen, weiterzumachen.