Sarah McKenzie | Biografie

Sarah McKenzie – “We Could Be Lovers” – 2015

Das kann man wohl als Blitzkarriere bezeichnen: Es ist gerade einmal zweieinhalb Jahre her, dass die aus Melbourne stammende 27-jährige Sängerin, Pianistin und Songschreiberin Sarah McKenzie am Wettbewerb des Umbria Jazz Festivals teilnahm und eines der wenigen Vollstipendien für das renommierte Berklee College of Music gewann. Achtzehn Monate später hatte sie nicht nur ihr Diplom mit Auszeichnung in der Tasche, sondern auch einen Plattenvertrag beim renommierten Impulse!-Label. Für das nahm sie unter Regie von Produzent Brian Bacchus in New York ihr internationales Debütalbum “We Could Be Lovers” auf. Und mit dem setzt die heute in Paris lebende McKenzie nun zum nächsten großen Sprung an: einer internationalen Karriere. In Bacchus fand sie dabei einen idealen Partner, denn der New Yorker hat unter anderem schon Gregory Porter und Norah Jones zu Ruhm und Popularität verholfen.
Aufs erste Hören überrascht, wie stilsicher und reif die junge Sängerin swingenden Cool Jazz beherrscht und damit durchaus auf Augenhöhe mit Vorbildern wie Peggy Lee, June Christie oder auch Diana Krall wandert. Aber spätestens beim zweiten Mal ist nicht zu überhören, dass sie dabei ganz eigenständig klingt und dazu auch noch eine ausgezeichnete Songwriterin ist. Immerhin stammen neben klassischen Songs von Porter, Gershwin, Mancini, Ellington und anderen drei Kompositionen des Albums aus ihrer Feder: die Titelballade, die swingende Nummer “That’s It, I Quit” und nicht zuletzt der Bossa-Nova-Ohrwurm “Quoi, Quoi, Quoi”.
Sarah McKenzie möchte „die Eleganz in die Musik zurückbringen“. Ihr geht es vor allem um den guten Geschmack, um Klasse. „Für mich war es eine große Herausforderung und auch eine Menge Spaß, in New York aufzunehmen. Alle Songs wurden von mir arrangiert. Brian hatte mir im Vorfeld eine riesige Menge an Material zum Hören gegeben, von Carmen McRae über Dinah Washington bis hin zu Nancy Wilson“. Gleich im Opener, „I Was Doing Alright“, hört man außerdem ihre große Liebe für Oscar Peterson und Ray Brown heraus. „Ich hatte mit neun Jahren einen Lehrer, der mir Blues auf dem Klavier beibrachte. Später bekam ich von einem Bassisten ein paar Platten geschenkt und verliebte mich sofort in „Night Train“ von Oscar Peterson. Ich begann, alles zu transkribieren und spielte jede einzelne Noten nach. So entdeckte ich dann auch Ray Brown, Gene Harris und Monty Alexander.“
Interessanterweise passen die drei von ihr selbst geschriebenen Songs so nahtlos in das Repertoire des Albums, dass man meinen könnte, auch diese wären vor 50 oder 60 Jahren entstanden. In „That’s It, I Quit“ ist zudem der Vibraphonist Warren Wolf als Solist zu hören. „Es geht darum, das Gefühl zu beschreiben, etwas nicht zu schaffen, frustriert zu sein und dann zu überlegen, einfach mit allem aufzuhören.“ Im Titeltrack, einer wunderbar leichten und luftigen Ballade, die ebenfalls aus ihrer Feder stammt, kommt ihre ganze sehr geistreiche und auch launige Art des Songschreibens zum Vorschein.
Die musikalisch anspruchsvollen Titel „Tight“ von Betty Carter und „The Music Is The Magic“ von Abbey Lincoln sind zwei der aufregendsten Momente auf der CD. „An Betty Carter fand ich immer schon großartig, dass sie auch ihre eigene Bandleaderin war und selbst auch Songs schrieb. Dasselbe gilt für Abbey Lincoln. Ihr Song spricht mir förmlich aus der Seele. Die Musik ist wirklich magisch.“ Eine weitere große Liebe hegt McKenzie zu den Kompositionen von Duke Ellington. Der Album- Titelsong wurde von Ellington inspiriert und mit „Love You Madly“ findet sich auch ein Stück aus der Feder des Duke selber auf der CD.
Nicht nur wurde Sarah McKenzies in Frankreich unter Plattenvertrag genommen, überhaupt ist Frankreich ein wichtiger Faktor ihres Erfolges. So spielte sie zum Nationalfeiertag am 14. Juli beim Jazz Festival in Antibes und erntete Standing Ovations. In das Bild passt auch der mit französischem Titel versehene Bossa-Nova-Ohrwurm „Quoi, Quoi, Quoi“, dem dritten von ihr selbst geschriebenen Song des Albums, auf dem die Trompeterin Ingrid Jensen zum Zuge kommt. „Ein fröhlicher Song, mit dem ich das Gefühl beschreiben wollte, verliebt zu sein. Ganz einfach“. Einfach und mit großer Wirkung. Der Song erinnert an Vorbilder wie Astrud Gilberto und Antonio Carlos Jobim und führt in Frankreich bereits die Downloadcharts an.
Sarah McKenzies Faible für die großen Pianisten scheint auch im von Jerome Kern/Oscar Hammerstein II komponierten „I Won’t Dance“ durch. Ihr Arrangement erinnert an den großen Ahmad Jamal und sein „Poinciana“. Sarah ist jedoch keine einfache Kopie der Meister, sondern hat sowohl mit ihrem frechen Gesangsstil, der so wunderbar unprätentiös daher kommt, als auch mit ihrem federnden Pianospiel, das immer auch mächtig swingt, ihre eigene Sprache gefunden. Bestens auch zu erleben in „Love You Madly“, bei dem sie ein wuchtiges Solo hinlegt.
Letztlich setzt sie dann mit „Lover Man“ und „Moon River“ noch zwei weitere Höhepunkte. Ihre Lieblingsversion von „Moon River“ ist tatsächlich die von Audrey Hepburn aus dem Film „Frühstück bei Tiffany“. Das Stück ist immer einer der Höhepunkte ihrer Konzerte und ganz bestimmt auch ihres neuen Albums, für das sie bereits den australischen ARIA Award für das „Best Jazz Album“ gewann. Mit weiteren Erfolgen und Auszeichnungen ist fest zu rechnen.
September 2015
 
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