Der legendäre brasilianische Musiker Sergio Mendes entfaltet auf seinem neusten Album “Encanto” seine gesamte, bemerkenswerte Magie. Und verwandelt das Album so in eines der schönsten seiner beispiellosen Karriere. Auf der Songsammlung verfeinert Sergio seine einzigartige Mixtur aus ansteckenden Rhythmen und unwiderstehlichen Melodien aus dem großartigen “Brazilian Songbook”, durch seine immer wieder modernen Arrangements und seine meisterliche Produktionsmethoden. Das Ergebnis ist nicht mehr oder weniger als ein echter Sergio Mendes-Klassiker – ein kaleidoskopisches Album, das das Gespür (und Gehör) des Maestro für süchtig machende Melodien betont, sowie sein Talent, unglaublich begabte Sänger und Musiker aus der ganzen Welt zusammenzubringen.
“Jedes Mal, wenn ich ein neues Album aufnehme, ist es ein neues Abenteuer”, gesteht der umgängliche Herr Mendes am Telefon aus seiner “zweiten Heimat” Los Angeles". “Meine primäre Motivation ist es, schöne Songs aufzunehmen. Und dabei die Vielfalt der brasilianischen Musik – sowohl, was den Rhythmus, als auch die Melodien angeht – mit dem Rest der Welt zu teilen.”
“Diesmal wollte ich den Kreis schließen. Also beschloss ich, diese musikalische Reise in meiner Heimat Brasilien zu beginnen. Ich bin nach Rio und Bahia gefahren und habe mich dort mit alten Freunden getroffen, mit denen ich schon länger nicht mehr gespielt hatte. Es gibt in Brasilien ein sehr besonderes musikalisch-kreatives Umfeld, das mich enorm inspiriert.”
In der bahnbrechenden Ära, als die auf der Samba basierende Bossa Nova vor ziemlich genau fünfzig Jahren ihren Anfang nahm, lebte Mendes noch in Brasilien. Tatsächlich war er einer der ersten, die das neue Genre spielten und förderten, gemeinsam mit Antonio Carlos Jobim, dem Gitarristen Joao Gilberto und dem Textdichter Vinicius de Moraes.
Getreu seinem Wunsch, diesmal “den Kreis zu schließen”, nahm Sergio Mendes vier Jobim-Klassiker für sein neues Album auf. Eine Hip-Hop Version von “Agua de Beber” mit Toninho Horta an der Gitarre, Mendes Ehefrau Gracinha Leporace, Gesang, und ihm selbst am Fender Rhodes. Außerdem “Waters Of March” mit der Grammy-nominierten Ledisi an den Vocals, “Somewhere in the Hills” mit dem Gesang von Natalie Cole und einem Flügelhornsolo von Till Brönner, und schließlich “Dreamer”, das die besondere Ehre genießt, das erste Solo von Herb Alpert auf einem Album seines ehemaligen Protegés Sergio Mendes zu präsentieren – der Gesang kommt hier von Lani Hall, Alperts Ehefrau und der ursprünglichen Leadsängerin von Mendes Brasil `66.
Die gewagteste Coverversion des Albums dürfte allerdings eine neue Version von Burt Bacharachs “The Look Of Love” sein, das Sergio Mendes schon 1967 in den Bossa Nova-Himmel entrückte, und das so der größte Hit von Brasil `66 wurde. Produziert von will.i.am von den Black Eyed Peas, bewahrt sich diese Version die bezaubernde Melodie des Originals, bringt den Song aber ansonsten klar ins neue Jahrtausend. Zu Mendes' zeitlos-grandiosem Bassline-Intro, kommen hier hippe Drum-Programmings und ein sexy Lead-Vocal/Rap von Fergie von den Black Eyed Peas.
"Ich redete mit Will über “The Look Of Love”. Ich suchte nach einer Möglichkeit, es zu modernisieren, am besten mit diesem Dance-Beat, den ich in Brasilien gehört hatte, der heutzutage bei den jungen Leuten dort sehr beliebt ist. Ich fand, er würde gut dazu passen. Will fand die Idee gut und schlug vor, dass Fergie dazu singen sollte. Auf dem letzten Album “Timeless” hatten wir “Mas Que Nada” neu bearbeitet und ganz anders und frisch präsentiert – es wurde ein internationaler Hit. Diesmal haben wir “The Look Of Love” gemacht – vierzig Jahre später."
Will.i.ams Enthusiasmus für Mendes' Musik sollte Niemanden mehr überraschen. Er wuchs in Los Angeles auf und sammelte schon früh Mendes' Bossa Nova-Klassiker auf Vinyl. Der elegante, pan-lateinamerikanische Ansatz dieser Tanzmusik mit hervorragenden Arrangements und bester Produktion inspirierte ihn. Die gemeinsame Zusammenarbeit der beiden auf “Timeless” im Jahre 2006 brachte die Glücksgefühle zum musikalischen Ausdruck, die will.i.am dabei empfand, ein Album mit seinem langjährigen Idol zu machen.
"Nachdem wir “Timeless” fertig gestellt hatten, fragte Will mich immer wieder: Wann fangen wir mit Nummer 2 an?", erzählt Mendes lachend. "Ich mag es sehr, mit ihm zusammenzuarbeiten, denn er steuert sein ganz eigenes, einzigartiges musikalisches Universum bei. Diesmal empfand ich es als sehr wichtig, ihn mit nach Brasilien zu nehmen – zu meinen Wurzeln. Er bekam die “escolas de sambas” zu sehen und traf sogar Carlinhos Brown – und hat gleich einen Song mit ihm geschrieben."
Mendes-Experten erinnern sicher, dass Carlinhos Brown die meisten Songs auf “Brasileiro” geschrieben hat, dem wegweisenden Album von 1992, auf dem Mendes erstmals einen neuen Gang einlegte und sich eingehend mit “bahianischen” Rhythmen und Klängen auseinandersetze. Der Percussion-Virtuose, Sänger und Songwriter Carlinhos Brown ist inzwischen auf der ganzen Welt berühmt für seine funky Songstrukturen und seine tiefgründigen Percussion-Gefüge. “Funky Bahia”, der Song, den er gemeinsam mit will.i.am für diese CD komponierte, ist eine perfekte Kreuzung aus amerikanischem Mainstream und brasilianischen Empfindungen – genau die Art multikultureller Begegnungen, die dem Jazzliebhaber Mendes immer am liebsten waren. Gesungen wird der neue Songs von Will und der Sängerin und Songwriterin Siedah Garrett, einer weiteren “Mendes-Ehemaligen”, die schon Mitte der 80er in Mendes' Band sang und auch auf etlichen seiner Alben zu hören ist. Außerdem sind auf “Funky Bahia” auch zwei der großartigsten Musiker ihrer Generation zu hören, die außerdem zu Sergios ältesten Freunden und Mitstreitern gehören: Der Gitarrenvirtuose Paul Jackson Jr. und der legendäre Bassist Alphonso Johnson. Zur weiteren Besetzung des Albums gehören auch Sergios langjährige Bandmitglieder Mike Shapiro – mittlerweile seit zwanzig Jahren sein Drummer – und die Percussionbrüder Meia Noite und Gibi aus Bahia.
“Ich habe schon immer davon geträumt, ein Album mit Gastkünstlern aus ganz verschiedenen Kulturen zu machen, die in ihren Muttersprachen singen und damit die Kraft und die Magie der brasilianischen Melodien illustrieren”, betont Sergio. Neben dem grandiosen Gesang von Zap Mama (auf Französisch), sind auf diesem Album auch ein italienischer Rap von Superstar Jovanotti und der spanische Gesang eines der hellsten Sterne des zeitgenössischen Latin-Pop zu hören: Juanes singt eine neue Komposition von Joao Donato und Joyce namens “Y Vamos Ya”.
“Ich habe Juanes schon vor Jahren gehört und gleich gedacht, dass er eine wunderschöne Stimme hat”, erläutert Mendes. “Glücklicherweise gelang es mir jetzt, ihn zu kontaktieren und ihn als Gast bei diesem Projekt dabeizuhaben.”
Wenn es ein vereinendes Element gibt, das alle Songs auf “Encanto” zusammenbringt, dann ist es die Freude, die immer in den Stimmen von Mendes' “Mitmusikern” mitschwingt. Egal aus welchem Land die kommen, was für einen kulturellen Hintergrund sie haben oder zu welchem Genre sie eigentlich gehören – sie alle waren begeistert mit dem Maestro aufnehmen zu können. Und das spricht natürlich Bände über den zeitlosen Reiz von Sergios einzigartigem musikalischen Stil.
“Die brasilianische Musik hat eine gewisse Sinnlichkeit, ein sehr reines Gefühl”, sagt er abschließend. “Die Melodien sind sehr einnehmend, die Rhythmen sind berauschend, das Songwriting sucht seines Gleichen und die Harmonien sind wunderschön. Dieser Sound hat eine Frische, die einfach nicht nachlässt.” Und da kommt auch der Albumtitel ins Spiel: ""Encanto" ist ein wunderbares portugiesisches Wort, das ich allein deshalb schon als Albumtitel ausgewählt habe, weil es das gesamte Projekt perfekt beschreibt. Immerhin bedeutet es Zauber und Verzauberung."