Man denke an Gold, geschmackvolle Garderobe und Glamour. An Champagner, Charisma und Chic. An savoir-faire, Stil und das Showbiz. Und nicht zuletzt an bejubelt, bewundert – Bassey.
Schlagwörter wie diese kommen einem nun schon seit Jahrzehnten in den Sinn, doch kann es davon nie und nimmer genug geben, will man eine Ausnahmekünstlerin in Worte fassen, die den Begriff Superstar wie keine andere verdient und zugleich selbst geprägt hat. In einer Welt, in der wahre Legenden zunehmend vom Aussterben bedroht sind, ist es höchste Zeit, diejenige stimmliche Naturgewalt abermals zu bejubeln, die sich hinter dem Namen Dame Shirley Bassey verbirgt.
Sie zählt ohne Frage zu den größten britischen Entertainerinnen aller Zeiten, und die Affäre mit ihren Fans dauert nun schon über 50 Jahre. Sie ist vor Präsidenten aufgetreten, vor Königinnen und Geheimagenten, hat mit einem König „herumgehangen“, rund um den Globus die größten Konzerthallen ausverkauft und nach und nach um die 135 Millionen Alben verkauft. Und sie hat dabei, ganz gleich, was sie auch tat, stets unwiderstehliche Eleganz ausgestrahlt. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Dame Shirley auch die nächste Generation in ihren Bann ziehen wird.
Am 06. November 2009 erscheint mit „The Performance“ ihr brandneues Werk auf Geffen Records: eine LP, die sie bescheiden als das wichtigste und größte Album ihrer Karriere bezeichnet. Von David Arnold produziert – der perfekte Mann an ihrer Seite, wenn man bedenkt, wie viel musikalische Bond-Geschichte sie beide geschrieben haben –, sind auf der LP insgesamt 11 Songs vertreten, die Shirley Bassey von einer Reihe der größten zeitgenössischen Komponisten und Musiker eigens auf den Leib geschrieben wurden.
Gary Barlow, die Pet Shop Boys, Rufus Wainwright, KT Tunstall und die Manic Street Preachers zählen zu den Auserwählten, deren Songs von Dame Shirley für „The Performance“ eingesungen wurden; darüber hinaus war auch ein geschätztes Team von damals wieder mit von der Partie: John Barry & Don Black. Um es mit dem Titel des Stücks von Tennant & Lowe (den Pet Shop Boys also) zu sagen, mit dem ihr neues Album so turbulent wie gefühlvoll ausklingt: Es ist in der Tat die größte „Performance“ ihres Lebens.
Im reifen Alter von 72 Jahren ist Dame Shirley Bassey drauf und dran, jenen Zeitabschnitt, den ihr Name nun schon in den internationalen Charts vertreten ist, auf stolze 52 Jahre zu verlängern, und die Begeisterung darüber steht ihr ins Gesicht geschrieben. Die Songs, die auf „The Performance“ versammelt sind, hat sie mit jener Entschlossenheit ausgewählt, die ihre Karriere schon immer ausgezeichnet und angefacht hat; gleich danach machte sie sich mit Arnold und einem Team von Spitzenmusikern an die eigentlichen Aufnahmen in den Grouse Lodge Studios in Westmeath (in Irland), wo vor ihr schon andere Legenden wie zum Beispiel Michael Jackson aufgenommen hatten.
„Wir wohnten dort, aßen dort, schliefen dort und machten die Aufnahmen, und es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht“, sagt sie, „und zwar trotz des andauernden Regens.“ Schon bald zeigte sich, dass die neuen Kompositionen es ihr mehr als angetan hatten, und wenn eine Ausnahmekünstlerin wie Shirley Bassey einen Song mag, dann ist er automatisch für immer und ewig „basseyfiziert“. Schließlich tat sie während der Arbeit an „The Performance“ genau das, was sie schon immer getan hat: Sie sang die Songs nicht nur, sondern hauchte ihn ihren unverwechselbaren Geist ein. Fragt man sie nach den Resultaten dieser Aufnahme-Sessions, beschreibt sie sich selbst als „vollkommen aus dem Häuschen“.
Kein Wunder: Die bewegenden Melodien und Arrangements der besagten Songs bilden den perfekten musikalischen Teppich, auf dem sie jedes Quäntchen Gefühl aus den Songtexten pressen kann, die Größen wie Richard Hawley, Tom Baxter, David McAlmont und Nick Hodgson von den Kaiser Chiefs beigesteuert haben.
Derjenige Song, der Dame Shirley letzten Endes dazu bewegte, nach so vielen Jahren wieder ein neues Album in Angriff zu nehmen, war das unverkennbar ausgelassene „Apartment“ aus der Feder von Rufus Wainwright. Dieser „Märchensong“, wie sie ihn beschreibt, weckte in ihr die Lust, weitere neue Songs aufzunehmen, sich aus ihrem „Quasi-Ruhestand“ noch einmal zu erheben und ihren Fans ein absolut unvergessliches Album zu präsentieren.
Dabei hätte man Bassey keinen passenderen Produzenten als David Arnold an die Seite stellen können, immerhin der Mann, der für die zeitlosen Soundtracks der „007“-Filme wie kein zweiter verantwortlich ist, auf denen auch die 72-Jährige schon drei Mal geglänzt hat, öfter übrigens als jeder andere Sänger. „David ist ein echter Gentleman; er erlaubt es einem, seinen eigenen Weg zu finden“, sagt Bassey über ihren Produzenten. „Und er ist extrem entspannt, darum habe ich mich bei der Arbeit einfach nur wohl gefühlt.“
Bekanntermaßen auch selbst ein Fan vom Sound und Look der klassischen Connery-Bondstreifen „Goldfinger“ und „Diamonds Are Forever“, deren unsterbliche Titelsongs Shirley eingesungen hat, rief Arnold die Pet Shop Boys, Hodgson und andere an, um von ihnen brandneues Songmaterial einzuholen. Als Shirley dann wiederum den Song „The Performance Of My Life“ von Tennant und Lowe hörte, war sie dermaßen überwältigt, dass sie selbst ihre Tränen nicht länger zurückhalten konnte.
Zwei der neuen Songs schrieb Arnold zudem selbst als Co-Autor, einen davon zusammen mit David McAlmont und einen weiteren mit Basseys altem Freund Don Black. Black kennt Bassey schon seit ihren ersten Charterfolgen in den späten Fünfzigern, als sie binnen kürzester Zeit etliche Top−10-Hits landete und mit einem Mal in aller Munde war.
Knapp vierzig Jahre nachdem Black und John Barry, noch so eine Ikone der britischen Songwriter-Zunft, den Song „Diamonds Are Forever“ für sie schrieben, taten sie sich also erneut zusammen, um das Stück „Our Time Is Now“ zu komponieren. Ein Stück übrigens, dass sich schon jetzt wie ein Bassey-Klassiker anfühlt – dabei hat man dieses Gefühl genau genommen bei jedem einzelnen der neuen Songs.
Gary Barlow schaute persönlich in Arnolds Studio vorbei, um Shirley den Song „This Time“ am Klavier zu präsentieren. Soviel zum Thema „An Audience With Dame Shirley“… denn dieses klassische UK-Fernsehformat hatte sie eigentlich schon Mitte der Neunziger gemacht. Nun also hatte auch Barlow seine Audienz, und gleich im Anschluss daran machten die beiden Witze darüber, wer von ihnen im Vorfeld der Aufgeregtere gewesen sei. Dabei gab es gar keinen Grund zur Aufregung: Barlows Song ist dermaßen perfekt für Basseys Stimme, dass man fast schon denken könnte, die beiden seien seit Ewigkeiten miteinander befreundet.
Die Geschichte von Dame Shirley Bassey klingt ehrlich gesagt wie ein Märchen, und jeder Versuch, sie auf ein knappes Format wie dieses zurechtzustutzen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Mehr noch: Es ist eigentlich fast schon eine Beleidigung. Wahrscheinlich genügt jedoch bereits die Frage, ob einem irgendein anderer zeitgenössischer Künstler einfällt, der im Backstage-Bereich mit Elvis Presley abgehangen oder an einem der großartigsten Sketches aller Zeiten mit Morecambe & Wise teilgenommen hat und darüber hinaus auf jeder bedeutenden Bühne von London bis Las Vegas aufgetreten ist und natürlich auch bei jeder Fernsehgala (von der Royal Variety Performance bis hin zu zwei „Audience With“-Specials und einer „This Is Your Life“-Folge) dabei war? Ganz zu schweigen von ihrer atemberaubenden Performance zum Amtsantritt von John F. Kennedy…
Wenn mit der Veröffentlichung von „The Performance“ nunmehr also das nächste Kapitel dieses Märchens beginnt, wird sich ihre so oder so schon unglaublich eindrucksvolle Erfolgsstatistik um einen weiteren Eintrag verlängern: Erst vor zwei Jahren landete sie mit „The Living Tree“ die 28. UK-Top−40-Single ihrer Karriere, womit sie ein halbes Jahrhundert in den Charts abrundete und zugleich als die erste Siebzigjährige, die es jemals in die Charts geschafft hat, abermals Musikgeschichte schrieb.
Nachdem sie schon seit fünfzig Jahren immer wieder stürmischen Beifall erntet – und zwar den richtigen, spontanen, scheinbar niemals enden wollenden, und nicht diese erzwungene Lobhudelei, die man bei anderen Künstlern gelegentlich beobachten kann –, ist Dame Shirley Bassey nunmehr bereit für die nächste Nahaufnahme. Denn sie lebt nach wie vor von ihrem und für ihr Publikum.
„Generell versuche ich, im Augenblick zu leben. Wenn es ein großer Erfolg wird, dann freut mich das natürlich ungemein“, sagt sie abschließend. „Ich habe versucht, meiner Tochter am Telefon zu erklären, wie das neue Album klingt und wie es entstanden ist, und sie sagte nur: ‘Ich kann gar nicht fassen, dass all diese Musiker extra für dich Songs geschrieben haben und du nun ihre Stücke präsentieren darfst’, dabei will ich persönlich erstmal abwarten, wie das Publikum auf die neuen Songs reagiert.“ Die Standing Ovations sind bereits vorprogrammiert, und der Applaus wird wieder einmal nicht enden wollen, denn auch Bassey Is Forever…