Schuld war nicht die Bossa Nova, nein, Schuld war in Wirklichkeit Stan Getz. Im Oktober 2008 kam ein Kolumnist der Stockholmer Tageszeitung Dagens Nyheter zu dem Schluss, dass der 1991 verstorbene Tenorsaxophonist – zumindest indirekt – für die Weltfinanzkrise verantwortlich zu machen sei, die kurz zuvor mit dem Zusammenbruch der amerikanischen Großbank Lehman Brothers einen neuen Höhepunkt erreicht hatte. Wie er zu dieser frappierenden Erkenntnis gelangte? Durch ein Geständnis des Wirtschaftswissenschaftlers und vormaligen US-Notenbankschefs Alan Greenspan, der mit seiner allzu liberalen Politik maßgeblich zur Krise beigetragen hatte. Der nämlich hatte dem amerikanischen Journalisten Jim Lehrer in einem Interview anvertraut, dass er als 16-Jähriger eigentlich eine Musikkarriere einschlagen wollte.
“Die Klarinette war damals mein bevorzugtes Instrument”, erzählte Greenspan. “Ich war ein ziemlicher guter Amateur, aber ein bescheidener Profi. Was mir das Genick brach, war, dass ich als Amateur an der Seite von Stan Getz spielen musste. Ich war damals 16 Jahre alt und er 15. Danach fragte ich mich: ‘Soll ich wirklich die Musikerlaufbahn einschlagen?’ … Die beste ökonomische Entscheidung, die ich in meinem Leben getroffen habe, war, das Musikbusiness zu verlassen und in die Wirtschaft zu gehen.” Mit anderen Worten: Hätte der junge Stan Getz Alan Greenspan damals nicht an die Wand gespielt, wäre uns dessen katastrophale Wirtschaftspolitik vielleicht erspart geblieben… und andererseits der Jazzplattenmarkt um einige mediokre Einspielungen reicher. Es wäre das kleinere Übel gewesen …